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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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wir die führenden Politiker eines anderen Landes umbringen, warum sollten die anderen dann nicht auch unsere umbringen?«
    »Eine echte Ungewissheit«
    Als John McCone sein Amt als Direktor der Zentralen Nachrichtendienste antrat, war »die CIA am Boden«, berichtet er, »und ihre Moral war ganz schön angeknackst. Mein erstes Problem bestand darin, Vertrauen aufzubauen.«
    Doch nach Ablauf der ersten sechs Monate von McCones Amtszeit war das CIA-Hauptquartier immer noch ein Tollhaus. Der neue Chef setzte erst einmal 500 Geheimagenten an die Luft. Vor allem, berichtet sein stellvertretender Direktor, General Marshall S. Carter, wollte er die »Dauerkandidaten für Unfälle«, die »brutalen Ehemänner« und die »Alkoholabhängigen« loswerden. Die Entlassungen, der anhaltende Schock der Schweinebucht-Pleite und die täglichen Prügel aus dem Weißen Haus wegen der Kuba-Sache schufen »eine echte Unsicherheit, was die Zukunft des Dienstes betrifft«, heißt es in einer Aktennotiz, die McCones geschäftsführender Direktor, Lyman Kirkpatrick, seinem Chef am 26.Juli 1962 zukommen ließ. Er empfahl, dass »etwas getan werden muss, um die Moral der Truppe in der CIA wieder aufzurichten«.
    Helms befand, dass das einzige Rezept in der Rückkehr zu den Grundprinzipien der Spionage liege. Nicht ohne böse Vorahnungen zog er seine besten Leute aus den lahmgelegten Abteilungen in der Sowjetunion und Osteuropa ab und setzte sie auf Castros Kuba an. In Florida verfügte er über eine Handvoll Agenten, die gelernt hatten, wie Agenten und Kuriere in Gebiete hinein- und herausgeschleust werden mussten, die, wie etwa Ostberlin, von den Kommunisten kontrolliert wurden. Die CIA baute ein Befragungszentrum in Opa-Locka auf und interviewte dort Tausende von Menschen, die mit Frachtflugzeugen oder Privatbooten aus Kuba gekommen waren. Außerdem wurden etwa 1300 kubanische Flüchtlinge eingehend befragt, die den CIA-Beamten zahlreiche Informationen aus Politik, Militär und Wirtschaft vermittelten, dazu Dokumente und Alltagskram – Kleidungsstücke, Münzen, Zigaretten –, die den Spionen, die ins Land eingeschleust werden sollten, bei der Tarnung helfen konnten. Das Büro in Miami behauptete, im Sommer 1962 über 45 Männer zu verfügen, die Informationen aus Kuba herausbrächten. Einige kamen für einen zehntägigen CIA-Crash-Kurs nach Florida und kehrten im Schutze der Nacht auf einem Schnellboot zur Insel zurück. Das winzige Spionagenetz, das sie auf Kuba aufbauten, war das einzige Resultat der 50 Millionen Dollar teuren Operation »Mungo«.
    Robert Kennedy verlangte weiter nach Kommandos, die heimlich Kubas Kraftwerke, Industrieanlagen und Zuckerfabriken in die Luft sprengen sollten. Ohne Erfolg. »Kann die CIA überhaupt darauf setzen, dass solche Aktionen in Gang kommen?«, lautete Lansdales Frage an Harvey. »Warum wird dies als Möglichkeit betrachtet?«, fragte Harvey zurück. Es seien zwei weitere Jahre nötig und noch einmal 100 Millionen Dollar, wenn man eine Streitmacht auf die Beine stellen wolle, die Castro stürzen könne.
    Die CIA war so eifrig damit beschäftigt, verdeckte Operationen auszuhecken, dass sie überhaupt nicht sah, welche Bedrohung für das Überleben der Vereinigten Staaten sich auf Kuba zusammenbraute.

18  »Auch wir selbst hatten uns getäuscht«
    Am Montag, den 30.Juli 1962, ging John F. Kennedy hinüber ins Oval Office und stellte das brandneue und nach dem neuesten Stand der Technik arbeitende Tonbandgerät an, das er über das Wochenende hatte installieren lassen. Das allererste Gespräch, das er mit diesem Gerät aufzeichnete, hatte ein Komplott zur Unterwanderung der Regierung Brasiliens und zum Sturz des Präsidenten João Goulart zum Gegenstand.
    Kennedy und Lincoln Gordon, sein Botschafter in Brasilien, sprachen über Aufwendungen im Umfang von 8 Millionen Dollar, mit denen die nächsten Wahlen beeinflusst und die Voraussetzungen für einen Militärputsch gegen Goulart geschaffen werden sollten, »um ihn«, wie der Botschafter sich ausdrückte, »notfalls aus dem Amt zu drängen«. Das CIA-Büro in Brasilien werde »diskret klarstellen«, so der Botschafter weiter, »dass wir nicht grundsätzlich gegen eine etwaige Militäraktion eingestellt sind, soweit deutlich ist, dass diese Militäraktion sich –«
    »– gegen die Linke richtet«, ergänzte der Präsident. Er werde es nicht zulassen, dass Brasilien oder irgendein anderes Land der westlichen Hemisphäre zu einem zweiten Kuba

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