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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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geheime CIA-Einsätze.
    Kennedy hatte seinen Bruder Robert zum neuen Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes ernennen wollen, dieser aber hatte gemeint, es sei das Beste, wenn jemand auf diesen Posten ernannt würde, der dem Präsidenten nach der Schweinebucht-Affäre politisch Protektion bieten könne. Nach monatelanger Suche nach einem geeigneten Kandidaten einigten sie sich auf einen alten Hasen aus der Eisenhower-Administration, John McCone.
    McCone, ein Mann von damals fast 60 Jahren, war ein zutiefst konservativer Republikaner aus Kalifornien, ein frommer Katholik und glühender Kommunistenfresser. Wäre Nixon 1960 zum Präsidenten gewählt worden, so hätte McCone sehr wahrscheinlich den Posten des Verteidigungsministers bekleidet. Während des Zweiten Weltkriegs hatte er an der Westküste mit dem Schiffbau ein Vermögen verdient und war danach Stellvertreter von Verteidigungsminister James Forrestal geworden. In dieser Funktion hatte er 1948 den ersten Haushaltsentwurf des neugeschaffenen Verteidigungsministeriums aufgestellt. Als für die Luftwaffe zuständiger Unterstaatssekretär hatte er während des Koreakrieges seinen Beitrag dazu geleistet, die erste wirklich globale Militärmacht der Nachkriegsordnung zu schaffen. Als Vorsitzendem der Atomenergiekommission unter Eisenhower oblag ihm die Aufsicht über die amerikanische Atomwaffenindustrie. Damit hatte er Sitz und Stimme im Nationalen Sicherheitsrat. Richard Helms, der neue Leiter der Geheimdienstaktivitäten, beschrieb McCone als »geradewegs aus Hollywoods Schauspielercrew gekommen«, mit »weißem Haar, gesunder Gesichtsfarbe, energischem Gang, tadellosen dunklen Anzügen, einer randlosen Brille, reserviertem Auftreten und unverkennbarem Selbstbewusstsein«.
    Der neue CIA-Direktor war »kein Mann, mit dem die Leute leicht warm werden«, so Red White, sein oberster Verwaltungsbeamter. Aber er bekam rasch »einen guten Draht zu Bobby Kennedy«. Erste Berührungspunkte ergaben sich aus der Religionszugehörigkeit und der antikommunistischen Einstellung beider Männer. Hickory Hill, das große, weiße, schindelgedeckte Haus des Justizministers, lag nur wenige hundert Meter vom Neubau der CIA-Zentrale entfernt, und häufig hielt Robert Kennedy auf seinem morgendlichen Weg in die Innenstadt zum Justizministerium hier an und suchte McCone morgens im Anschluss an dessen tägliche 8-Uhr-Besprechung mit seinen Mitarbeitern auf.
    McCone hinterließ einzigartige und Tag für Tag sorgsam geführte Aufzeichnungen seiner Tätigkeit, seiner Ansichten und seiner Gespräche, von denen ein Großteil erst in den Jahren 2003 und 2004 freigegeben wurden. Seine Notizen liefern einen exakten Bericht seiner Jahre als CIA-Direktor. Neben den vielen tausend Seiten von Unterredungen, die im Weißen Haus von Präsident Kennedy heimlich mitgeschnitten und von denen viele erst in den Jahren 2003 und 2004 wortgetreu abgeschrieben wurden, bieten McCones Aufzeichnungen ein detailliertes Bild des gefährlichsten Zeitabschnitts im Kalten Krieg.
    Noch vor seiner Vereidigung versuchte McCone sich ein grobes Bild von den Aktivitäten der CIA zu machen. Zusammen mit Allen Dulles und Richard Bissell bereiste er Europa, begab sich dann zu einem Treffen mit den Büroleitern in Fernost in die Abgeschiedenheit der Berge nördlich von Manila und vertiefte sich in Unmengen von Papier.
    Dulles und Bissell hatten allerdings ein paar Einzelheiten verschwiegen. Zu keinem Zeitpunkt hielten sie es für angebracht, McCone in ein Programm einzuweihen, das bei weitem das größte, am längsten dauernde und auch ungesetzlichste CIA-Programm war, das es je in den USA gab: das Öffnen der ins Land hereinkommenden beziehungsweise aus ihm herausgehenden Briefpost. Seit 1952 waren im Hauptpostamt auf dem Internationalen New Yorker Flughafen Sicherheitsbeamte der CIA damit beschäftigt, Briefe zu öffnen, deren Inhalt von Leuten aus Jim Angletons Spionageabwehr gesichtet wurde. Auch von den – nach der Schweinebuchtgeschichte vorübergehend ausgesetzten – Mordkomplotten der CIA gegen Fidel Castro ließen Dulles und Bissell McCone gegenüber kein Wort verlauten. Es sollten fast zwei Jahre vergehen, bevor der neue CIA-Direktor von den Mordplänen erfuhr, und vom Öffnen der Briefe erhielt er erst Kenntnis, als auch die amerikanische Öffentlichkeit dahintergekommen war.
    Im Anschluss an das Schweinebuchtdebakel war Präsident Kennedy davon überzeugt, dass die zentralen Schaltstellen für

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