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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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werde.
    Ab da floss Geld der CIA in die brasilianische Politik. Ein Kanal, über den die Mittel geleitet wurden, war das American Institute for Free Labor Developmant (AIFLD), ein Ableger des Gewerkschaftsverbandes AFL-CIO (britische Diplomaten, die im Bilde waren, nannten ihn AFL-CIA). Ein anderer war das Institute for Social Research , eine frisch gegründete Einrichtung für führende Geschäftsleute und Bürgerrechtler. Empfänger der Gelder waren Politiker und Militärs, die in Opposition zu Goulart standen und enge Kontakte zu Vernon Walters unterhielten, dem neuernannten US-Militärattaché in Brasilien und späteren stellvertretenden Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes. Diese Investitionen sollten sich bereits in weniger als zwei Jahren auszahlen.
    Die im Jahr 2001 zu Papier gebrachten Tonbänder aus dem Weißen Haus verzeichnen einen täglichen Marschrhythmus, nach dem im Oval Office Pläne für geheime Einsätze geschmiedet wurden.
    Am 8.August traf McCone im Weißen Haus mit dem Präsidenten zusammen, um mit ihm darüber zu reden, ob es klug sei, Hunderte von nationalchinesischen Soldaten in Maos Reich einzuschleusen. Der Präsident hatte die paramilitärische Operation gebilligt, während McCone Zweifel hatte. Mao verfügte über Boden-Luft-Raketen, und der jüngste U-2-Flug, den die CIA über das chinesische Festland geleitet hatte, war, wie McCone dem Präsidenten mitteilen musste, zwölf Minuten nach dem Start auf Taiwan vom rotchinesischen Radar ausgemacht und verfolgt worden. »Das ist komisch«, meinte Kennedys nationaler Sicherheitsberater Michael Forrestal, der Sohn des verstorbenen Verteidigungsministers. »Damit würden wir dem Präsidenten zu einem weiteren U-2-Debakel verhelfen.« Und wie sähe diesmal die Ausrede aus?, witzelte Kennedy. Alle lachten. Einen Monat nach dieser Unterredung schossen Maos Streitkräfte über China eine U-2 ab.
    Am 9.August begab sich Richard Helms ins Weiße Haus, um die Aussichten eines Umsturzes auf Haiti zu erörtern, das knapp 50 Kilometer von Kuba entfernt liegt. Haitis Diktator François Duvalier, genannt Papa Doc, hatte sich an der US-Wirtschaftshilfe bereichert und die amerikanische Militärhilfe benutzt, um sein korruptes Regime zu stützen. Der Präsident genehmigte den Putsch. Die CIA hatte bereits Waffen an Regimegegner ausgegeben, die die Regierung mit allen erforderlichen Mitteln hofften stürzen zu können. Die Frage, ob Duvalier dabei getötet werden könne, war erörtert worden. McCone gab grünes Licht.
    Doch die CIA hatte sich verzettelt. »Ich würde sagen, Herr Präsident, dass unser Pläneschmieden nicht sehr erfolgreich zu sein scheint«, gab Helms zu bedenken. Er verwies darauf, dass Duvaliers »Schlägerhaufen« eine »Repressionstruppe von nicht geringer Schlagkraft« seien, die »die Durchführung unserer Pläne zu einem gefährlichen Unterfangen machen«. Dem besten unter den von der CIA rekrutierten Agenten, dem vormaligen Chef der haitianischen Küstenwache, fehlten der Wille und die nötigen Mittel, um den Coup durchzuziehen. Helms hatte nur geringe Hoffnung, was den Erfolg der Operation betraf. »Ein weiterer Putschversuch hat wirklich keinen Zweck, wenn man niemanden hat, der mitmacht«, sagte Kennedy zu Helms gewandt.
    Am 10.August trafen sich John McCone, Robert Kennedy und Verteidigungsminister Robert McNamara im überladen wirkenden Konferenzraum im 6. Stock des Dienstgebäudes von Außenminister Dean Rusk. Gesprächsthema war Kuba. McCone erinnert sich, dass »der Vorschlag im Raum stand, das Führungspersonal des Castro-Regimes zu liquidieren«, also Castro und seinen Bruder Raúl sowie den Verteidigungsminister, der gerade von einem Besuch in Moskau zurückgekehrt war, wo er Waffen gekauft hatte. McCone war diese Idee zuwider. Er sah eine größere Gefahr auf die Vereinigten Staaten zukommen. Er warnte die Versammelten davor, dass die Sowjetunion Kuba Atomwaffen aushändigen werde, Interkontinentalraketen mittlerer Reichweite, die in der Lage seien, die Vereinigten Staaten zu treffen. Diese Möglichkeit machte ihm bereits seit mehr als vier Monaten große Sorge. Er hatte keinerlei Informationen, nichts, womit er etwas anfangen konnte, außer einem Bauchgefühl.
    McCone war der Einzige, der die Bedrohung klar und deutlich vor sich sah. »Wäre ich Chruschtschow, ich würde Offensivraketen auf Kuba stationieren. Dann würde ich mit dem Schuh aufs Pult hauen und zu den Vereinigten Staaten sagen: ›Wie wär’s, wenn Sie

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