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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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einigen wussten wir, dass es Lügen waren. Von anderen aber nicht.«
    Im Oktober 1961 entsandte Präsident Kennedy General Maxwell Taylor zur Lagebeurteilung nach Saigon. »Südvietnam befindet sich derzeit in einer akuten Vertrauenskrise«, so sein als Verschlusssache behandelter Bericht für den Präsidenten. Die Vereinigten Staaten hätten »durch Taten – und nicht bloß durch Worte – ihre Verpflichtung deutlich zu machen, dass sie ernsthaft zur Rettung Vietnams beitragen wollen«. Weiter hieß es dort: »Um überzeugend zu sein, muss diese Verpflichtung auch die Entsendung von US-Militärpersonal in begrenztem Umfang einschließen.« Das war nun aber von allerhöchster Geheimhaltungsstufe.
    Um den Krieg zu gewinnen, so General Taylor weiter, benötigten die Vereinigten Staaten eine größere Anzahl von Geheimagenten. In einem geheimen Nachtrag zu diesem Bericht schrieb der stellvertretende Leiter des CIA-Büros Saigon, dass der entscheidende Kampf innerhalb der südvietnamesischen Regierung zu führen sein werde. Die Amerikaner müssten, so empfahl er, die Regierung infiltrieren, sie beeinflussen, »ihren Entscheidungsprozess und die Aktionsabläufe beschleunigen« und notfalls verändern.
    Diese Aufgabe fiel Lucien Conein zu.
    »Niemand mochte Diem«
    Zunächst arbeitete Conein mit Diems halb verrücktem Bruder Ngo Dinh Nhu zusammen und erarbeitete mit diesem das Konzept der strategischen Wehrdörfer, bei dem als Verteidigungsmaßnahme gegen die kommunistische Subversion die Bauern aus ihren Dörfern in befestigte Lager getrieben wurden. In der Uniform eines Lieutenant Colonel der amerikanischen Armee durchwühlte er die gesamte, im Zerfall befindliche militärische und politische Kultur Südvietnams.
    »Ich konnte in jede Provinz reisen, ich konnte mit Bataillonskommandeuren sprechen«, berichtet er. »Manche dieser Leute kannte ich schon seit vielen Jahren; einige sogar aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Einige von ihnen hatten Machtpositionen inne.« Seine Kontakte stellten sich bald als die besten heraus, die die Agency in Vietnam hatte. Aber es gab auch vieles, was er nicht wusste.
    Am 7.Mai 1963, am Vorabend des 2527. Geburtstags des Buddha, flog Conein nach Hue, wo er eine große Militäransammlung vorfand, deren Anwesenheit er nicht begriff. Ihm wurde nahegelegt, mit dem nächsten Flugzeug wieder abzureisen. »Ich wollte bleiben«, erinnert er sich, »ich wollte die Feier zum Geburtstag Buddhas sehen. Ich wollte sehen, wie die Boote mit den angezündeten Kerzen den Song Huong, den Parfüm-Fluss, hinunterglitten, aber es sollte nicht sein.« Am nächsten Morgen griffen Diems Soldaten eine buddhistische Versammlung in Hue an und töteten viele der Anwesenden.
    »Diem hatte keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit«, urteilt Conein im Nachhinein. Diems Jugendorganisation in blauer Uniform, nach dem Vorbild der Hitlerjugend aufgebaut, seine von der CIA ausgebildeten Spezialkräfte und seine Geheimpolizei waren darauf aus, in einem buddhistischen Land ein katholisches Regime zu errichten. Durch seine Unterdrückung hatte Diem die buddhistischen Mönche zu einer machtvollen politischen Kraft werden lassen. Ihre Protestkundgebungen gegen die Regierung nahmen in den nächsten fünf Wochen an Stärke zu. Am 11.Juni setzte sich der 66 Jahre alte Mönch Quang Duc in Saigon auf eine Straßenkreuzung und zündete sich an. Die Bilder der Selbstverbrennung gingen um die Welt. Alles, was von ihm blieb, war sein Herz. Ab da kam es zu Überfällen von Diems Soldateska auf Pagoden, wobei außer den Mönchen auch Frauen und Kinder um des Machterhalts willen getötet wurden.
    »Niemand mochte Diem«, ließ Robert Kennedy einige Zeit später verlauten. »Aber wie konnte man ihn loswerden und jemanden bekommen, der den Krieg fortsetzen würde, ohne das Land zu spalten und ohne auf diese Weise nicht nur den Krieg, sondern auch das Land zu verlieren – das war das große Problem.«
    Ende Juni, Anfang Juli 1963 stellte Präsident Kennedy in privatem Kreis erste Überlegungen an, wie man sich Diems entledigen könne. Es musste überlegt durchgeführt werden, und es musste am besten geheim durchgeführt werden. Kennedy unternahm die ersten Schritte eines Regimewechsels, indem er zunächst einmal einen neuen Botschafter ernannte, den autoritären Henry Cabot Lodge, einen politischen Kontrahenten, den er bei Wahlen zweimal geschlagen hatte, das erste Mal bei der Senatorenwahl in Massachusetts und das andere Mal, als Cabot Lodge als

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