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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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durchkreuzt, weil die CIA damit nicht einverstanden gewesen ist. (…) Ein hiesiger hoher Beamter, der fast sein ganzes Leben in den Dienst der Demokratie gestellt hat, verglich das ausufernde Wachsen der CIA mit einem Krebsgeschwür und fügte hinzu, er sei nicht einmal sicher, ob das Weiße Haus die Agency noch kontrollieren könne.« Die Geschichte wurde von der New York Times und der Washington Post aufgegriffen. Vier Tage später, seine Karriere war zerstört, verließ Richardson Saigon. Und nach angemessener Schamfrist bezog Botschafter Lodge das Haus des Ex-Büroleiters.
    »Wir hatten Glück, dass Richardson abberufen worden war«, erklärte General Don, Coneins alter Freund. »Wäre er geblieben, hätte er unseren Plan in große Gefahr bringen können.«
    »Ein vollständiger Mangel an nachrichtendienstlicher
Information«
    Am 5.Oktober begab sich Lucien Conein zu General Duong Van Minh, genannt »Big Minh«, im Saigoner Hauptquartier des Oberkommandos der Armee. Er berichtete später, dass der General auf das Thema der Ermordung zu sprechen gekommen sei und die Frage einer Unterstützung der Amerikaner für die neue Junta aufgeworfen habe. Dave Smith, der neue amtierende Büroleiter, ließ verlauten, dass »wir uns nicht kategorisch gegen das Mordkomplott stellen«. Das war Musik in den Ohren von Lodge und für McCone der absolute Horror.
    McCone befahl Smith, auf der Stelle jegliche »Initiative, Billigung oder Unterstützung für einen Mord« zu unterlassen, und eilte hinüber ins Oval Office. Wie er später aussagte, habe er sehr darauf geachtet, Worte zu vermeiden, die das Weiße Haus mit einem Mord hätten in Verbindung bringen können, und habe daher eine Analogie aus dem Sport benutzt: Herr Präsident, wenn ich ein Baseball-Team leiten würde und hätte nur einen Werfer, dann würde ich ihn auf dem Abwurfmal belassen, ob er nun ein guter Werfer ist oder nicht. Auf einer am 17.Oktober stattfindenden Sitzung der Special Group und noch einmal vier Tage darauf in einem Gespräch unter vier Augen mit dem Präsidenten äußerte McCone, dass nie zuvor seit der Ankunft von Lodge im August die amerikanische Außenpolitik in Vietnam derart auf »einem vollständigen Mangel an nachrichtendienstlicher Information« bezüglich der politischen Vorgänge in Saigon beruht habe. Die Lage, die sich um Conein herum aufbaue, sei »in höchstem Maße gefährlich«, fügte er hinzu, sie drohe »ein absolutes Desaster für die Vereinigten Staaten« zu werden.
    Washingtons Mann in Saigon beruhigte das Weiße Haus. »Ich bin der Meinung, dass bis dato unsere Handreichung über Conein im Bereich eines plausiblen Dementis verbleibt«, schrieb er. »Aus zwei Gründen sollten wir uns einem Coup nicht in den Weg stellen. Erstens scheint es eine ausgemachte Sache zu sein, dass die nächste Regierung nicht so schlampt und herumpfuscht, wie die jetzige es getan hat. Zweitens ist es langfristig für uns äußerst unklug, den angelaufenen Umsturzversuchen den Wind aus den Segeln zu nehmen (…) Wir sollten uns daran erinnern, dass dies vermutlich der einzige Weg ist, auf dem das vietnamesische Volk an eine andere Regierung kommt.«
    Das Weiße Haus schickte ein Telegramm mit ausführlichen Instruktionen für Conein. Er solle die Pläne der Generäle herausfinden, sie nicht ermuntern und Zurückhaltung üben. Indes war es schon zu spät; die Scheidelinie zwischen Spionage und verdeckter Operation war schon überschritten. Conein war eine zu bekannte Figur, als dass er verdeckt hätte arbeiten können. »In Vietnam war ich bekannt wie ein bunter Hund«, gab Conein zu. Jeder Mensch, der in Vietnam irgendwie von Bedeutung war, wusste, wer er war und für was er stand. Sie vertrauten darauf, dass der Spitzenmann der CIA für Amerika sprach.
    Am Abend des 24.Oktober traf sich Conein mit General Don und erfuhr dabei, dass der Coup in allerspätestens zehn Tagen über die Bühne gehen würde. Am 28.Oktober trafen sie sich ein weiteres Mal. Don schrieb später, dass Conein »uns Geld und Waffen anbot, aber ich lehnte ab mit der Versicherung, dass wir weiter nichts anderes bräuchten als Mut und Entschlossenheit«.
    Mit vorsichtigen Worten brachte Conein seinem Gesprächspartner die Botschaft Washingtons bei, dass die Vereinigten Staaten Vorbehalte gegen eine Ermordung hätten. Nach eigener Aussage gab der General zur Antwort: »Sie möchten es nicht auf diese Weise? Macht nichts, wir tun es sowieso auf unsere Art (…) Sie möchten es nicht,

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