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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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an. Die CIA schickte Gewehre, Geld, Funkgeräte und Flugzeuge sowohl an das laotische Militär in der Hauptstadt als auch an die Stammesführer in den Bergen. Ihr vordringlichstes Ziel war die Unterbrechung des Ho-Chi-Minh-Pfads. Gerade hatte Hanoi für den Süden die Schaffung einer Nationalen Befreiungsfront verkündet. In diesem Jahr starben 4000 südvietnamesische Amtsträger von der Hand des Vietkong.
    Wenige Monate nach Präsident Kennedys Amtsantritt wurde das politische Schicksal der beiden Länder Laos und Südvietnam als untrennbare Einheit angesehen. Kennedy war nicht gewillt, amerikanische Kampftruppen in den Dschungel zu schicken und dort sterben zu lassen. Stattdessen wandte er sich an die CIA, sie solle die Zahl der Bewaffneten unter den Bergstämmen verdoppeln und über ihre neu angeworbenen örtlichen Kämpfer »alle Anstrengungen unternehmen, um Guerillaoperationen in Nordvietnam durchzuführen«.
    Die in den Jahren von Kennedys Amtszeit nach Laos entsandten Amerikaner kannten den Stammesnamen der Hmong nicht, sie nannten sie Meo, ein Beiname, der für sie irgendetwas zwischen »Barbar« und »Nigger«bedeutete. Einer dieser jungen Männer war Dick Holm. Im Rückblick bereut er die »Ignoranz und Arroganz der Amerikaner, die da in Südostasien einfielen. (…) Wir hatten nur minimale Kenntnis von der Geschichte, der Kultur und der Politik der Menschen, denen wir helfen wollten. (…) Unsere strategischen Interessen wurden einer Region einfach übergestülpt, über die unser Präsident befunden hatte, dass hier die Grenze sei, bis zu der die Kommunisten gehen dürfen. Und so haben wir es eben gemacht, wie wir es für richtig hielten.«
    In der CIA-Zentrale waren »die Übereifrigen allesamt für einen Krieg in Laos«, erinnert sich Robert Amory jr., damals stellvertretender Direktor für Nachrichtenbeschaffung. »Sie meinten, das sei genau der richtige Ort, um einen Krieg zu führen.«
    »Wir ernteten eine Menge Lügen«
    Die nach Vietnam geschickten Amerikaner waren, was die Kenntnis des Nachbarlandes von Laos und seiner Kultur betraf, nicht besser dran; auch sie hatten keine Ahnung. Die CIA-Mitarbeiter sahen sich allerdings als Pioniere im weltweiten Kampf gegen den Kommunismus.
    Saigon stand ihnen sperrangelweit offen. »Sie traten unter Berufsbezeichnungen auf, die so bunt waren wie Film- oder Theaterproduzent und Industriekaufmann. Tatsächlich aber waren sie Ausbilder, Waffenexperten, Händler«, berichtet Botschafter Leonardo Neher, der damals als Beamter des Auswärtigen Amtes in Saigon tätig war. »Sie verfügten über unglaubliche Mittel. (…) Saigon, das war für sie die beste Zeit ihres Lebens. Sie hatten alles, was sie wollten.«
    Was ihnen dagegen fehlte, waren Kenntnisse über das Land. Und dafür war William E. Colby verantwortlich, der zwischen 1959 und 1961 Büroleiter in Saigon war und bald die Sektion Fernost der Geheimdienstabteilung leiten sollte.
    Colby hatte in einem OSS-Kommandotrupp hinter den feindlichen Linien gekämpft und tat in Vietnam, was er auch schon im Zweiten Weltkrieg getan hatte. Er legte mit einer Operation namens Projekt Tiger los, bei der ungefähr 250 südvietnamesische Agenten mit dem Fallschirm über Nordvietnam abgesetzt wurden. Zwei Jahre nach Beginn der Operation erscheinen 217 dieser Männer in den Akten als getötet, vermisst oder unter dem Verdacht stehend, Doppelagenten zu sein. In einem Abschlussbericht wird das Schicksal von 52 Agententeams kurz und knapp erwähnt, wobei jedes Team immerhin siebzehn Kommandotrupps umfasste:
    »Gleich nach der Landung gefangen genommen.«
    »Radio Hanoi teilt Gefangennahme mit.«
    »Team vernichtet.«
    »Team in nordvietnamesischem Gewahrsam vermutet.«
    »Gleich nach der Landung gefangen genommen.«
    »Umgedreht, enttarnt, ausgeschaltet.« Dieser letzte Satz deutet darauf hin, dass die Zuständigen in den Vereinigten Staaten herausgefunden hatten, dass der Kommandotrupp insgeheim für Nordvietnam gearbeitet und dass man dessen Mitglieder daraufhin verfolgt und getötet hatte. Den Grund für das Scheitern dieser Einsätze verschwieg die CIA bis nach dem Ende des Kalten Kriegs, als nämlich einer von Colbys Leuten, Hauptmann Do Van Tien, der stellvertretende Leiter des Projekts Tiger, gestand, dass er die ganze Zeit ein Spion Hanois gewesen sei.
    »Wir ernteten eine Menge Lügen«, so kommentierte Robert Barbour diese Geschichte, der stellvertretende Leiter der politischen Abteilung in der US-Botschaft. »Von

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