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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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dann reden wir nicht mehr darüber.« Also redete Conein den Verschwörern auch nicht rein. Hätte er das gemacht, äußerte er später, »dann hätte man mir den Hahn zugedreht und ich hätte ahnungslos auf dem Trockenen gesessen«.
    Dem Botschafter gab Conein die Rückmeldung, dass der Coup unmittelbar bevorstehe. Lodge schickte den CIA-Mann Rufus Phillips zu Diem. Im Präsidentenpalast unterhielten sich die beiden über den Krieg und das politische Tagesgeschäft. Dann »sah mich Diem seltsam an und meinte: ›Ist da ein Putsch gegen mich im Gange?‹«, erinnert sich Phillips.
    »Ich sah ihn an und mir war eigentlich zum Heulen, und dann sagte ich: ›Ich fürchte, ja, Herr Präsident.‹ Und das war alles, was wir darüber gesprochen haben.«
    »Wer hat diese Befehle gegeben?«
    Die Putschisten schlugen am 1.November los. Es war Mittag in Saigon und Mitternacht in Washington. Conein wurde von einem Abgesandten General Dons zu Hause aufgesucht, der ihn zu sich bat. Conein zog seine Uniform an, rief Rufus Phillips an mit der Bitte, sich um seine Frau und seine kleinen Kinder zu kümmern, schnappte sich seinen Revolver Kaliber 38 und eine Aktentasche mit etwa 70 000 Dollar an CIA-Geldern, sprang in seinen Jeep und raste durch die Straßen Saigons zum Hauptquartier des Oberkommandos der südvietnamesischen Armee. In den Straßen war überall Gewehrfeuer zu hören. Die Putschisten hatten den Flughafen geschlossen, das Telefonnetz der Stadt lahmgelegt, die Zentrale des Polizeihauptquartiers gestürmt, den Regierungssender besetzt und die Zentren der politischen Macht angegriffen.
    Conein setzte seinen ersten Bericht kurz nach 14 Uhr Saigoner Zeit ab. Über eine sichere Telefonleitung in seinem Jeep blieb er in ständigem Kontakt mit dem CIA-Büro und berichtete hautnah über das Artilleriefeuer, die Bombardierungen und die Truppenbewegungen sowie über die politischen Manöver. Das Büro leitete seine Berichte über verschlüsselte Telegramme weiter an das Weiße Haus und das Außenministerium. Das war so nahe an einer nachrichtendienstlichen Echtzeit-Aufklärung, wie es an diesem Tag überhaupt möglich war.
    »Conein im HQ des OK / Gen. Big Minh und Don sowie eigener Augenzeugenbericht«, lautete der Titel des ersten Blitztelegramms. »Gen. bemühen sich erfolglos um tel. Kontakt zu Präsidentenpalast. Ihr Vorschlag lautet: Wenn Präsident zurücktritt, sofortige Garantie für Sicherheit und sicheren Abzug von Präsident und Ngo Dinh Nhu. Lehnt Präsident Angebot ab, dann Angriff auf Palast innerhalb einer Stunde.«
    Etwas mehr als eine Stunde später schickte Conein einen zweiten Bericht: Es werde »keine Diskussion mit dem Präsidenten geben. Er sagt entweder ja oder nein, und das ist dann das Ende des Gesprächs.« General Don und seine Bündnisgenossen riefen Präsident Diem kurz vor 16 Uhr an und forderten ihn zur Kapitulation auf. Sie boten ihm einen Zufluchtsort und freie Ausreise aus dem Land an. Er lehnte ab. Der Präsident Südvietnams rief daraufhin den amerikanischen Botschafter an. »Welche Haltung nehmen die Vereinigten Staaten dazu ein?«, fragte er. Lodge sagte, er habe keine Ahnung. »Es ist 4 Uhr 30 morgens in Washington«, erwiderte er, »von daher kann die US-Regierung vermutlich keine Meinung haben.« Und er fuhr fort: »Man sagte mir, dass die für die derzeitigen Vorkommnisse Verantwortlichen Ihnen und Ihrem Bruder freies Geleit aus dem Land heraus angeboten haben. Haben Sie davon gehört?«
    »Nein«, log Diem. Dann hielt er inne, vielleicht weil ihm klar wurde, dass Lodge bei dem Komplott gegen ihn seine Finger im Spiel hatte. »Sie haben meine Telefonnummer«, sagte er noch, und damit war das Gespräch beendet. Drei Stunden später flohen er und sein Bruder in einen sicheren Unterschlupf, der einem chinesischen Kaufmann gehörte, der Diems privates Spionagenetz in Saigon finanziert hatte. Die Villa verfügte über eine Telefonleitung, die auf die Leitung des Präsidentenpalastes aufgeschaltet war, um die Illusion aufrechtzuerhalten, er halte sich nach wie vor in seinem Amtssitz auf. Die Kämpfe hielten die ganze Nacht über an; annähernd hundert Vietnamesen ließen ihr Leben, als die Rebellen den Präsidentenpalast stürmten.
    Ungefähr um 6 Uhr in der Früh rief Diem General Big Minh an. Der Präsident erklärte, er sei zum Rücktritt bereit, und der General garantierte ihm Sicherheit für Leib und Leben. Daraufhin sagte Diem, er werde an der Kirche Saint-François Xavier warten – sie

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