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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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buddhistischen Land, den die CIA mit Millionen von Dollar und einer Phalanx von Leibwächtern versorgt und dem sie eine direkte Telefonleitung zu Allen Dulles eingerichtet hatte. Die Agency stampfte in Südvietnam politische Parteien aus dem Boden, bildete die Geheimpolizei aus, drehte in Eigenregie populäre Filmstreifen für das Land, besorgte Druck und Vertrieb einer astrologischen Zeitschrift, in der geweissagt wurde, dass die Sterne Diem wohlgesonnen seien. Die CIA betrieb den grundlegenden Aufbau eines ganzen Landes.
    »Ignoranz und Arroganz«
    Im Jahre 1959 begannen die Bauernsoldaten Nordvietnams damit, den so genannten Ho-Chi-Minh-Pfad durch die Dschungelwälder von Laos zu schlagen; das Netz der Wege füllte sich mit Guerillakämpfern und Spionen, die alle in Richtung Südvietnam marschierten.
    Laos, ein vorindustrielles Lotusblumenland, wurde »zu einem Spannungsgebiet, in dem die USA ihre Interessen durch die kommunistische Welt bedroht sahen«, erzählt John Gunther Dean, der damals ein junger Außenministeriumsbeamter an der US-Botschaft in Vientiane war. Die CIA machte sich ans Werk und kaufte sich zunächst eine neue laotische Regierung, dann baute sie eine Guerillaarmee auf, die die Kommunisten bekämpfen und den Dschungelpfad angreifen sollte. Die Reaktion der Nordvietnamesen bestand darin, dass sie ihre Bemühungen intensivierten, das Nachbarland zu infiltrieren und die kommunistische Bewegung des Landes, die Pathet Lao, zu schulen.
    Der Architekt der amerikanischen Strategie für Laos war der dortige CIA-Büroleiter Henry Hecksher, ein Veteran der Berliner Operationsbasis und des Putsches in Guatemala. Zunächst errichtete er ein System amerikanischer Machtausübung, in das er die unteren Diplomatenränge der Botschaft als Mittelsmänner und Geldboten einspannte. »Eines Tages fragte mich Hecksher, ob ich dem Premierminister einen Aktenkoffer bringen könne«, erinnert sich Dean. »Der Aktenkoffer enthielt Geld.«
    Das Geld führte den laotischen Politikern vor Augen, »dass an der Botschaft die tatsächliche Macht nicht in den Händen des Botschafters, sondern des Büroleiters der CIA lag«, kommentiert Dean, der später unter anderem Botschafter in Thailand, Indien und Kambodscha war, diesen Vorgang. »Vom Botschafter wurde erwartet, dass er die laotische Regierung unterstützte und ansonsten keine Unruhe stiftete. Henry Hecksher hatte sich in den Kopf gesetzt, den Premierminister und seine Neutralitätspolitik bekämpfen zu müssen – und womöglich seinen Sturz zu bewirken. Das geschah dann ja auch.«
    Die CIA erzwang den Rücktritt der frei gewählten Regierung und setzte mit Prinz Souvanna Phouma einen neuen Premierminister ein. Dessen Führungsoffizier war Campbell James, der einen vermögenden Eisenbahnbaron beerbt hatte und sich kleidete wie ein britischer Grenadier aus dem 19. Jahrhundert – und genauso handelte und dachte er auch. Acht Jahre nach seinem Abschluss in Yale sah er sich bereits als Vizekönig von Laos und führte ein entsprechendes Leben. Unter den führenden Politikern von Laos machte er sich zahlreiche Freunde und erkaufte sich über sie Einfluss, wenn er sich mit ihnen in einem von ihm gegründeten privaten Spielklub traf. Prunkstück des Klubs war ein Rouletterad, das er sich von John Gunther Dean ausgeborgt hatte.
    Der eigentliche Kampf um Laos begann, nachdem der CIA-Mann Bill Lair, der ein Ausbildungslager für Thai-Kommandotrupps führte, die sich im Dschungelkrieg übten, den Angehörigen eines Bergstammes namens Vang Pao aufgetan hatte. Dieser war General der Königlichen Laos-Armee und Führer seines Stammes, der sich selbst die Hmong nannte. Lair erwähnte seine Neuerwerbung gegenüber Desmond FitzGerald, dem Chef der Sektion Fernost, im Dezember 1960. »Vang Pao hat erklärt: ›Wir können nicht mit Kommunisten leben‹«, berichtete Lair. »›Ihr gebt uns die Waffen, und wir bekämpfen die Kommunisten.‹« Am nächsten Morgen ließ FitzGerald Lair im CIA-Büro einen Vorschlag aufsetzen. »Es war ein 18-seitiges Telegramm«, erinnert sich Lair. »Die Antwort traf binnen sehr kurzer Zeit ein (…) Das war definitiv das grüne Licht.«
    Anfang Januar 1961, in den letzten Tagen von Eisenhowers Amtszeit, flogen die CIA-Piloten ihre erste Waffenladung zu den Hmong. Ein halbes Jahr später schlossen sich mehr als 9000 von Vang Pao geführte Angehörige des Bergstammes den 300 von Lair für Kampfhandlungen gegen die Kommunisten ausgebildeten Thai-Kommandotrupps

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