CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Beispiel – wenn es überhaupt eines geben sollte – für Geldverschwendung auf ein undurchdachtes Problem fällt mir nicht ein«, heißt es bei Helms. Was als Geheiminformation über die Sowjets und ihre Satellitenstaaten daherkam, war ein von geschickten Lügnern hergestelltes Flickwerk aus Fälschungen.
Später gelangte Helms zu dem Schluss, dass die im Aktenmaterial der CIA enthaltenen Informationen über die Sowjetunion und Osteuropa mindestens zur Hälfte reiner Schwindel gewesen seien. Seine Büros in Berlin und Wien waren zu Produktionsstätten von erfundenen Nachrichten geworden. Nur wenige seiner Agenten oder Analysten konnten Fakten von Fiktionen scheiden. Es war ein Dauerproblem: Über ein halbes Jahrhundert später hatte die CIA es mit derselben Sorte Fälschung zu tun, als sie versuchte, im Irak Massenvernichtungswaffen aufzuspüren.
Vom ersten Tag seiner Amtsübernahme an erhielt Vandenberg erschreckende Berichte aus Europa, die ihn zutiefst verunsicherten. Seine täglichen Bulletins brachten brandneue, aber kaum erhellende Nachrichten. Es war unmöglich zu entscheiden, ob die Warnungen der Wahrheit entsprachen; nichtsdestotrotz wanderten sie durch die Befehlshierarchie hindurch nach oben. Blitzmeldung: Ein betrunkener sowjetischer Offizier prahlt damit, dass Russland ohne Vorwarnung zuschlagen würde. Blitzmeldung: Der Kommandeur der sowjetischen Balkan-Streitkräfte spricht einen Toast auf den baldigen Fall Istanbuls aus. Blitzmeldung: Stalin will in die Türkei einmarschieren, das Schwarzmeergebiet besetzen sowie den Mittelmeerraum und den Nahen Osten erobern. Sofort beschloss das Pentagon, der sowjetische Vormarsch werde sich am besten aufhalten lassen, wenn man die Rote Armee von ihren Nachschublinien in Rumänien abschneidet. Ranghohe Stabsmitglieder begannen unter Führung der Vereinigten Stabschefs, Schlachtpläne zu entwerfen.
Sie beauftragten Vandenberg mit der Vorbereitung der ersten verdeckten Operation des Kalten Krieges. Bei seinem Versuch, dieser Weisung nachzukommen, veränderte Vandenberg den Auftrag der Central Intelligence Group. Am 17.Juli 1946 schickte er zwei seiner Berater zu Trumans Justiziar im Weißen Haus, Clark Clifford. Sie trugen ihm ihr Plädoyer vor, dass »die ursprüngliche Konzeption der Central Intelligence Group jetzt geändert werden müsse«, damit sie eine »operationsfähige Organisation« werden könne. Sie wurde es – ohne die geringste rechtliche Befugnis. Noch am selben Tag bat Vandenberg persönlich den Kriegsminister Robert Patterson und den Außenminister James Byrnes, ihm zusätzliche Geheimgelder in Höhe von 10 Millionen Dollar zukommen zu lassen, damit er die Arbeit der »Geheimagenten in aller Welt« finanzieren könne. Und sie willigten ein.
Vandenbergs Büro für Sonderoperationen begann nun, eine Widerstandstruppe im rumänischen Untergrund aufzubauen. Frank Wisner hatte in Bukarest ein Agentennetz hinterlassen, das unbedingt mit den Amerikanern zusammenarbeiten wollte, aber durch und durch vom sowjetischen Geheimdienst infiltriert war. Charles W. Hostler, in Bukarest als erster Dienststellenleiter im Auftrag des Büros für Sonderoperationen tätig, sah sich dort umgeben von »Verschwörung, Intrige, Gehässigkeit, Betrug, Unredlichkeit sowie gelegentlichen Morden und Attentaten« unter Faschisten, Kommunisten, Monarchisten, Industriellen, Anarchisten, Gemäßigten, Intellektuellen und Idealisten – »ein soziales und politisches Umfeld, auf das die jungen amerikanischen Nachrichtendienstler nur ungenügend vorbereitet waren«.
Lieutenant Ira C. Hamilton und Major Thomas R. Hall von der winzigen amerikanischen Militärmission in Bukarest erhielten von Vandenberg den Auftrag, die rumänische Bauernpartei zu einer Widerstandstruppe zu formieren. Hall, der auf dem Balkan als OSS-Offizier tätig gewesen war, sprach etwas Rumänisch. Hamilton nicht ein Wort. Als sein Begleiter fungierte der einzige wichtige Agent, den Wisner zwei Jahre zuvor angeworben hatte: Theodore Manacatide, früher Feldwebel beim Nachrichtendienst der rumänischen Armee und jetzt Mitarbeiter der amerikanischen Militärmission: am Tag als Übersetzer und nachts als Spion. Manacatide begleitete Hamilton und Hall zu einem Treffen mit den Spitzenpolitikern der Bauernpartei. Die Amerikaner boten ihnen die heimliche Unterstützung der USA an – Gewehre, Geld und Informationen. Am 5.Oktober brachten sie, in Zusammenarbeit mit dem neuen Büro der Central Intelligence Group
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