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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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im besetzten Wien, den ehemaligen rumänischen Außenminister sowie fünf weitere Angehörige der angehenden Befreiungsarmee heimlich über die österreichische Grenze: Sie wurden mit Medikamenten ruhiggestellt, in Postsäcke verstaut und an einen sicheren Zufluchtsort geflogen.
    Nur wenige Wochen brauchte der sowjetische Geheimdienst und die rumänische Geheimpolizei, um die Spione aufzuspüren. Als die kommunistischen Sicherheitskräfte die Mehrheitsfraktion des rumänischen Widerstands zerschlugen, mussten die Amerikaner mitsamt ihrem Topagenten um ihr Leben rennen. Die Führer der Bauernpartei kamen wegen Hochverrats vor Gericht und erhielten Haftstrafen. Manacatide, Hamilton und Hall wurden in einem öffentlichen Prozess in Abwesenheit verurteilt, nachdem Zeugen unter Eid ausgesagt hatten, sie hätten sich als Agenten eines neuen amerikanischen Nachrichtendienstes vorgestellt.
    Als Frank Wisner am 20.November 1946 die New York Times aufschlug, las er auf Seite 10 einen kurzen Artikel, in dem berichtet wurde, sein alter Agent Manacatide, »früher angestellt bei der US-Mission«, sei zu lebenslanger Haft verurteilt worden, »weil er zusammen mit einem gewissen Lieutenant Hamilton von der amerikanischen Militärmission einen Parteikongress der Bauernpartei besucht haben soll«. Als der Winter zu Ende ging, waren fast alle Rumänen, die während des Krieges für Wisner gearbeitet hatten, entweder inhaftiert oder umgebracht worden; sein persönlicher Sekretär hatte Selbstmord begangen. In Rumänien wurde eine grausame Diktatur errichtet, deren Aufstieg zur Macht die Amerikaner mit dem Scheitern ihrer Geheimaktion noch beschleunigt hatten.
    Wisner verließ seine Anwaltsfirma und ging nach Washington, wo er einen Posten im Außenministerium ergatterte, durch den er die Aufsicht über die Besatzungszonen in Berlin, Wien, Tokio, Seoul und Triest führte. Er hatte Größeres vor. Er war überzeugt, dass die Vereinigten Staaten lernen müssten, auf neue Weise zu kämpfen: mit demselben Geschick und derselben Verschwiegenheit wie der Feind.

3  »Feuer mit Feuer bekämpfen«
    Washington war eine Kleinstadt, in der Menschen das Sagen hatten, die sich für den Nabel der Welt hielten. Ihre Stadt in der Stadt war Georgetown, eine etwa 2,5 Quadratkilometer große Enklave mit Kopfsteinstraßen, die von üppig blühenden Magnolien gesäumt waren. Mitten im Zentrum, in der P Street Nr. 3327, stand ein stattliches, 1820 erbautes vierstöckiges Gebäude mit einem an die Rückseite angrenzenden englischen Garten und einem repräsentativen Speisezimmer mit hohen Fenstern. Hier ließen sich Frank und Polly Wisner häuslich nieder. Im Jahr 1947 wurde ihr Heim an Sonntagabenden zum Sitz der im Entstehen begriffenen Sicherheitsbehörden der USA. Am Esstisch der Wisners nahm die amerikanische Außenpolitik Gestalt an.
    Das Ehepaar stiftete eine Georgetown-Tradition: die improvisierte Sonntagabend-Mahlzeit. Der Hauptgang bestand aus Alkohol, denn alle Beteiligten waren auf einer Alkoholwelle aus dem Zweiten Weltkrieg herausgesegelt. Der älteste Sohn der Wisners, der Frank hieß wie sein Vater und schon bald an die Spitze der US-Diplomatie aufstieg, sah in den Sonntagabend-Treffen »etwas enorm Wichtiges. Sie waren nicht bloß banale gesellschaftliche Anlässe. Sie hatten direkte, konkrete Folgen für die Art und Weise, wie die Regierung dachte, kämpfte, arbeitete, Aktennotizen verglich, Entschlüsse fasste und zum Konsens gelangte.« Nach dem Essen zogen sich, in gut englischer Tradition, die Damen zurück, während die Herren blieben und bis spät in die Nacht kühne Gedanken und weinselige Scherze von sich gaben. Regelmäßige Gäste bei diesen Abenden waren: Wisners enger Freund David Bruce, OSS-Veteran und wenig später amerikanischer Botschafter in Paris; Chip Bohlen, Justiziar des Außenministers und späterer Botschafter in Moskau; der Staatssekretär im Außenministerium Robert Lovett und der künftige Außenminister Dean Acheson sowie der gerade prominent gewordene Kreml-Fachmann George Kennan. All diese Männer meinten, es stehe in ihrer Macht, den Lauf der Geschichte zu ändern, und ihr großes Thema war die Frage, wie man die Übernahme Europas durch die Sowjets verhindern könnte. Stalin war dabei, seine Machtstellung auf dem Balkan zu festigen. Linke Guerillaverbände kämpften in den Bergen Griechenlands gegen eine rechtsgerichtete Monarchie. In Italien und Frankreich kam es zu Hungerrevolten, und kommunistische Politiker

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