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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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riefen zum Generalstreik auf. Britische Soldaten und Spione zogen sich in aller Welt von ihren Stützpunkten zurück und hinterließen auf der Landkarte riesige Gebiete, in die die Kommunisten eindringen konnten. Das Britische Empire ging seinem Ende entgegen; dem Finanzminister fehlten die Mittel zu seiner Aufrechterhaltung. Fortan würden die Vereinigten Staaten allein die Führung der freien Welt übernehmen müssen.
    Wisner und seine Gäste lauschten gespannt auf Kennans Worte. Sein »langes Telegramm« aus Moskau hatten sie verschlungen, und sie teilten seine Ansichten über die sowjetische Gefahr. Dies galt auch für Marineminister James Forrestal, wenig später erster US-Verteidigungsminister, ein erfolgreicher Wall-Street-Wunderknabe, der im Kommunismus einen fanatischen Glauben sah, den man nur mit noch innbrünstigeren Überzeugungen bekämpfen könne. Forrestal war Kennans politischer Gönner geworden, er brachte ihn in einer Generalsvilla auf dem Campus des National War College unter und sorgte dafür, dass sein Opus zur Pflichtlektüre tausender Offiziere wurde. Vandenberg, der damalige Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, beriet sich intensiv mit Kennan über die Frage, wie man Moskaus Atomwaffenprogramm ausspähen könnte. Der neue Außenminister George C. Marshall, Stabschef des amerikanischen Heeres im Zweiten Weltkrieg, kam zu dem Schluss, das Land müsse seine Außenpolitik gründlich umgestalten, und im Frühjahr stellte er Kennan an die Spitze des neuen politischen Planungsstabs im Außenministerium.
    Kennan entwarf einen Schlachtplan für den Kalten Krieg, der gerade erst seinen Namen erhalten hatte. Im Laufe von sechs Monaten setzten die Gedanken dieses unscheinbaren Diplomaten drei Schubkräfte frei, die der Welt ihren Stempel aufdrückten. Es waren: die Truman-Doktrin, eine politische Warnung an Moskau, seine Umsturzversuche in anderen Ländern einzustellen; der Marshall-Plan, ein weltweites Bollwerk zur Absicherung des amerikanischen Einflusses gegen den Kommunismus; und der Geheimdienst der Central Intelligence Agency.
    »Der größte Nachrichtendienst der Welt«
    Im Februar 1947 hatte der britische Botschafter den damaligen US-Außenminister Dean Acheson warnend darauf hingewiesen, dass Englands Militär- und Wirtschaftshilfe für Griechenland und die Türkei binnen sechs Wochen eingestellt werden müsste. Die Griechen würden im Laufe der nächsten vier Jahre ungefähr eine Milliarde Dollar benötigen, um die kommunistische Gefahr zu bekämpfen. Aus Moskau schickte Walter Bedell Smith seinerseits eine Einschätzung, die besagte, die britischen Truppen seien die einzige Kraft, die Griechenland vor der Eingliederung in den sowjetischen Einflussbereich bewahre.
    Daheim, in den Vereinigten Staaten, griff damals gerade die Angst vor den Roten um sich. Zum ersten Mal seit den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise hatten die Republikaner in beiden Kongresshäusern die Mehrheit, und Männer wie Joseph McCarthy, Senator aus Wisconsin, und Richard Nixon, Kongressabgeordneter aus Kalifornien, gewannen an Einfluss. Trumans Popularitätswerte sanken in den Keller: Meinungsumfragen ergaben, dass die Zustimmung für ihn seit dem Kriegsende um 50 Punkte zurückgegangen war. Er hatte seine Ansichten über Stalin und die Sowjets geändert und war nun überzeugt, sie seien ein in aller Welt verbreitetes Übel.
    Truman und Acheson bestellten Senator Arthur Vandenberg, den republikanischen Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses, zu sich. (Am selben Tag meldeten die Zeitungen, der Neffe des Senators, Hoyt Vandenberg, werde demnächst seines Postens als Direktor des zentralen Nachrichtendienstes enthoben, nach nur acht Monaten Amtszeit.) Acheson erklärte, ein kommunistischer Brückenkopf in Griechenland sei eine Bedrohung für ganz Westeuropa. Die Vereinigten Staaten müssten jetzt Mittel und Wege zur Rettung der freien Welt finden – und der Kongress müsse zahlen. Senator Vandenberg räusperte sich und sagte, an Truman gewandt: »Herr Präsident, wenn Sie das erreichen wollen, bleibt Ihnen keine Wahl: Sie müssen eine Rede halten und dem Land einen höllischen Schrecken einjagen.«
    Diese Rede hielt Truman am 12.März 1947 in einer gemeinsamen Sitzung beider Kongresshäuser, in der er warnend verkündete, die Welt werde eine Katastrophe erleben, wenn die USA nicht den Kommunismus im Ausland bekämpften. Hunderte Millionen Dollar müssten zur Unterstützung nach Griechenland gehen, das zur Zeit

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