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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Vietkong-Gefangenen mit einem Sendegerät nach Hanoi zurückgeschickt, um womöglich mit dem Feind Gespräche auf höchster Ebene zu beginnen. Das hatte nichts erbracht. In mehreren proamerikanischen Ländern – unter ihnen Panama – hatte die CIA die dortigen kommunistischen Parteien ins Leben gerufen und finanzierte sie, in der Hoffnung, dass die Parteiführer nach Moskau eingeladen würden und Geheimnisse der sowjetischen Politik aus erster Hand in Erfahrung bringen könnten. Die Ergebnisse dieses neuen Versuchs in dem ewigen Bemühen, den Kreml zu infiltrieren, waren bescheiden. Helms bemühte sich, den ersten weltumspannenden Kader von gut getarnten Agenten aufzustellen, von Spionen, die ohne den Schutz diplomatischer Pässe arbeiteten und sich als Anwälte für internationales Recht oder als Handlungsreisende für Fortune 500 -Firmen ausgaben. Das Programm mit Codenamen »Globe« lief seit fünf Jahren, aber kaum mehr als ein Dutzend Agenten streiften auf dem Planeten umher.
    Erfolgreiche Operationen benötigten für ihre Entwicklung Jahre. »Man braucht die Infrastruktur, die Leute, die mit einem zusammenarbeiten müssen«, erklärte Helms irgendwann. »Man muss eine Unmenge Leitungen in dem Bau verlegen, wenn man eine Chance auf Erfolg haben will.«
    Aber Geduld, Hartnäckigkeit, Geld und List reichten beim Kampf gegen den Kommunismus allein nicht aus. Echte Waffen mussten in die Hände befreundeter Staatsführer und ihrer von der CIA geschulten Geheimpolizei und paramilitärischen Einheiten gelegt werden. Präsident Eisenhower hatte hierfür einen Pauschalplan ins Leben gerufen, der den Namen »Programm für die Innere Sicherheit im Ausland« trug und den die CIA in Zusammenarbeit mit dem Pentagon und dem Außenministerium durchführte. Der Mann, der die Grundsätze des Programms schriftlich festlegte – »ein demokratischer, uneigennütziger, oft an keine Bedingungen geknüpfter Versuch, anderen Ländern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten« –, war der alte CIA-Hase Al Haney, der Meisterfuchs vom CIA-Büro in Seoul und Leiter der Operation »Success« in Guatemala.
    Haney schlug vor, zur besseren Kontrolle des Weltgeschehens die Verbündeten Amerikas in der Dritten Welt zu bewaffnen. »Den USA wurde vorgeworfen, unmoralisch zu handeln, wenn sie undemokratischen Regimen bei der Stärkung ihrer Sicherheitssysteme Hilfestellung leisten und auf diese Weise ihre Machtstellung zementieren«, erklärte er. »Aber die USA können sich den moralischen Luxus nicht leisten, nur denjenigen Regimen in der Freien Welt zu helfen, die unseren Selbstverwaltungsidealen entsprechen. Schließen wir alle absoluten Monarchien, Diktaturen und Juntas aus der Freien Welt aus und zählen, was übrig bleibt, dann wird rasch deutlich, dass dies die USA geradewegs in die Isolation führen würde.«
    Im Rahmen des Programms wurden 771 217 ausländische Offiziere und Polizeibeamte aus fünfundzwanzig Ländern ausgebildet. Den besten Erfolg erzielte man in Staaten, wo verdeckte Aktionen der CIA bereits den Boden bereitet hatten. In Ecuador, El Salvador, Guatemala, im Iran und im Irak, in Kambodscha, Kolumbien, Laos, Peru, den Philippinen, Südkorea, Südvietnam und Thailand hatte die CIA mitgeholfen, eine Geheimpolizei zu schaffen. In jedem dieser Länder arbeiteten die Innenministerien und die Landespolizei eng mit dem CIA-Büro zusammen. Die Agency hatte außerdem eine internationale Polizeiakademie in Panama und eine »Bombenschule« im texanischen Los Fresnos eingerichtet, in denen Offiziere aus Mittel- und Südamerika geschult wurden. Zu den Absolventen zählten spätere Führer von Todesschwadronen in El Salvador und Honduras.
    Vom Schulungsraum zur Folterkammer war es manchmal nur ein kleiner Schritt. Die CIA habe sich auf »dünnem Eis« bewegt, erklärte Robert Amory, der unter Eisenhower und Kennedy Chef der nachrichtendienstlichen Sektion der CIA war. »Man verfällt leicht in gestapoartige Methoden.«
    In den sechziger Jahren weitete sich der Umfang der CIA-Aktivitäten in Lateinamerika dramatisch aus. »Castro war der Katalysator«, sagte Tom Polgar, der lange Zeit in der Berliner Operationsbasis gedient hatte und von 1965 bis 1967 als Chef des Auslandsnachrichtendienstes in der Lateinamerikaabteilung amtierte. »Der CIA und den besitzenden Klassen in Lateinamerika war eines gemeinsam – die Angst vor ihm.«
    »Mein Auftrag bestand darin, die amerikanischen Büros in Lateinamerika für das Sammeln von Informationen über

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