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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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die Angleton die Gegenspionageabteilung leitete, nie von einem Verräter oder sowjetischen Spion infiltriert, und dafür war ihm Helms ewig dankbar. Zweitens war, wie die CIA-Geschichte der Jahre unter Helms erstmals deutlich macht, Angleton teilweise verantwortlich für den größten Triumph, den Helms als Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes feierte – die exakte Ansage des Sechstagekriegs.
    Am 5.Juni 1967 startete Israel einen Angriff gegen Ägypten, Syrien und Jordanien. Die CIA sah es kommen. Die Israelis hatten das Weiße Haus und das Außenministerium wissen lassen, sie befänden sich in großer Gefahr. Helms erklärte dem Präsidenten, es handele sich um einen wohlüberlegten Schachzug, um eine Notlüge, die in der Hoffnung auf direkte militärische Unterstützung der Amerikaner erzählt werde. Zu Lyndon Johnsons großer Erleichterung meinte Helms, die Israelis würden losschlagen, wann und wo es ihnen passe, und sie würden wahrscheinlich einen raschen Sieg erringen – binnen weniger Tage. Die ursprüngliche Quelle dieser so zuversichtlich gemachten Voraussage war Angleton, der die Information von seinen Freunden in den obersten Etagen des israelischen Nachrichtendienstes erhalten und sie direkt und ausschließlich an Helms weitergegeben hatte. Er behielt recht. »Die Genauigkeit, mit der seine Vorhersage dann eintraf, begründete den guten Ruf, den Helms im Weißen Haus unter Johnson hatte«, liest man in der CIA-Geschichte. »Der Vorgang stellte höchstwahrscheinlich den Gipfelpunkt in Helms’ Amtszeit als Direktor des Nachrichtendienstes dar. Er festigte gleichzeitig das Ansehen, das Angleton beim CIA-Direktor genoss.«
    LBJ war angemessen beeindruckt von diesem ungewöhnlichen Volltreffer. Helms erzählte den CIA-Historikern stolz, Johnson habe zum ersten Mal in seiner Zeit als Präsident erkannt, dass »der Nachrichtendienst eine Funktion für ihn hatte, und eine wichtige dazu. (…) Das war das erste Mal, dass er tatsächlich irgendwie verblüfft feststellte, dass ›die Leute da vom Nachrichtendienst über gewisse Erkenntnisse verfügen, die all die anderen nicht haben‹.«
    Er bot Helms einen Platz am dienstäglichen Mittagstisch an, wo er zusammen mit dem Außenminister, dem Verteidigungsminister und dem Chef des Vereinigten Generalstabs speiste – beste Küche in der Stadt, oberstes Regierungsgremium, der magische innere Zirkel, wie Helms sich ausdrückte. Die nächsten achtzehn Monate lang hatte die CIA einmal in der Woche, was sie am dringendsten benötigte: die Aufmerksamkeit des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
    »Eine Unmenge Leitungen verlegen«
    Helms wollte, dass die Geheimnisse der CIA zu Hause unter Kontrolle blieben. Deshalb verlangte er, von unangenehmen Überraschungen im Ausland verschont zu werden. Unter den herrschenden politischen Bedingungen besaßen viele der verdeckten Aktionen der Agency eine ungeheure Sprengkraft.
    Im Juni 1967 trug Helms Desmond FitzGerald auf, sämtliche verdeckten Aktionen der CIA im Ausland zu begutachten und sicherzustellen, dass die Geheimhaltung, der sie unterlagen, funktionierte – und jede Aktion abzubrechen, die auffliegen konnte. Die CIA konnte keinen weiteren öffentlichen Skandal mehr verkraften und sich keine weitere öffentliche Untersuchung mehr leisten. Der Druck, der auf FitzGerald lastete und der zu dem Stress wegen der internen Nachforschungen in Sachen Castro-Komplotte noch hinzukam, erwies sich als zu groß. Fünf Wochen später starb er während eines Tennisspiels mit dem britischen Botschafter an einer Herzattacke. Wie Frank Wisner war er zum Zeitpunkt seines Todes sechsundfünfzig Jahre alt.
    Nach FitzGeralds Beerdigung übertrug Helms die Leitung des Geheimdienstes einem treuen alten Freund: Thomas Hercules Karamessines, für seine Freunde Tom K., Gründungsmitglied der CIA und früherer Bürochef in Athen, litt wegen einer Verkrümmung der Wirbelsäule unter ständigen, quälenden Schmerzen. Im Sommer und Herbst 1967 setzten er und Helms die weltweite Überprüfung der verdeckten Operationen der CIA fort. Kein Land auf der ganzen Erde war neutrales Terrain, und Helms strebte danach, der CIA eine weltweite Handlungsfähigkeit zu verschaffen.
    In Saigon hatte die CIA mit einer unsäglich prekären Operation begonnen, die Präsident Johnson gebilligt hatte und die den Codenamen »Buttercup« trug. Die Agency versuchte, Friedensfühler nach Norden auszustrecken, und hatte zu diesem Zweck einen politisch versierten

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