CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
ohne Grund – darüber, dass die CIA seine Regierung zu stürzen versuche. »Die CIA hofft offenbar«, stand in der Nachricht an Battle, »dass sich diese Vorfälle unter den Teppich kehren lassen. Das darf aber nicht passieren.«
Battle wusste, wie die Arbeit der CIA in Ägypten aussah. Er war dort amerikanischer Botschafter, als ein leichtfertiger Führungsoffizier fahrlässig die Beziehung der CIA zu einem angesehenen Kairoer Zeitungsherausgeber namens Mustapha Amin aufdeckte. Amin stand Nasser nahe; die CIA bezahlte ihn für seine Berichte und dafür, dass er proamerikanische Artikel druckte. »Er stand auf der Gehaltsliste der USA«, sagte Battle. »Bruce Odell [der CIA-Führungsoffizier] hatte sich regelmäßig mit Mustapha Amin getroffen. Mir hatte man versichert, es finde keine Geldübergabe in Ägypten statt, aber bei Mustaphas Festnahme wurde ein Foto von solch einer Transaktion geschossen.« Der Fall machte rund um die Welt Schlagzeilen und rückte Odell, der unter diplomatischem Schutz gearbeitet hatte, groß ins Bild. Amin wurde der Spionage angeklagt, brutal gefoltert und für neun Jahre eingesperrt.
Helms warb um Vertrauen in die CIA. Er hatte gehofft, Präsident Johnson werde im September 1967 nach Langley, Virginia, kommen und anlässlich der Feiern zum zwanzigjährigen Bestehen der Agency vor der Belegschaft in der Zentrale eine Ansprache halten. LBJ besuchte die CIA jedoch kein einziges Mal. Zu der Jubiläumsfeier schickte er Vizepräsident Humphrey, und der hielt die übliche »Alles prima«-Ansprache. »Man wird euch kritisieren«, erklärte er. »Aber nicht kritisiert werden nur Leute, die sich im Nichtstun gefallen, und in dieser Rolle würde ich die Agency um keinen Preis sehen wollen.«
Anhaltende Kritik aus der Regierung oder gar von Seiten der Öffentlichkeit konnte die CIA nicht überleben. Für ihr Überleben war sie auf Geheimhaltung angewiesen. Wenn sich in den Zeitungen Meldungen über aufgeflogene Operationen häuften, dann zerstörte das den letzten Rest von Vertrauen in die Organisation.
Am 30.September 1967 erließ Helms strikte neue Richtlinien für verdeckte Aktionen und schickte sie an alle CIA-Standorte. Zum ersten Mal in der Geschichte der CIA fanden sich die Bürochefs und ihre Vorgesetzten angewiesen, eher zu viel als zu wenig Vorsicht walten zu lassen. »Überprüfen Sie alle politisch prekären Projekte«, stand in der Anweisung. Die Zentrale müsse darüber informiert werden, welche »ausländischen Politiker, egal, ob an der Macht oder in der Opposition, bestimmte hohe Militärs eingeschlossen, auf der Gehaltsliste der USA« stünden. Auch noch so kleine Geldsummen, die für verdeckte Aktionen ausgegeben würden, seien zu melden. »Oberste Priorität haben die politischen Implikationen der Aktivität und inwieweit sie mit der Außenpolitik der USA im Einklang steht.«
Der Geldfluss an ausgelaugte ausländische Agenten, drittklassige Zeitungen, politische Splitterparteien und für sonstige fruchtlose Operationen begann zu versiegen. Die Anzahl der großen Operationen im Rahmen der politischen Kriegführung in Westeuropa schrumpfte. Dem heißen Krieg in Südostasien und dem kalten Krieg im Vorderen Orient, in Afrika und in Südamerika hingegen gehörte die unverminderte Aufmerksamkeit der CIA.
Aber auch zu Hause wurde Krieg geführt. Der Präsident hatte Helms gerade eine Operation aufgetragen, wie sie sich politisch prekärer gar nicht denken ließ – das Ausspionieren von amerikanischen Staatsbürgern.
27 »Die ausländischen Kommunisten
zur Strecke bringen«
Präsident Johnson fürchtete, die Antikriegsbewegung werde ihn aus dem Weißen Haus vertreiben. Am Ende aber tat das der Krieg selbst.
Im Oktober 1967 beteiligten sich eine Handvoll CIA-Analysten am ersten großen Washingtoner Marsch gegen den Krieg. Der Präsident sah in den Protestierenden Staatsfeinde. Er war überzeugt davon, dass die Friedensbewegung von Moskau und Peking gesteuert und finanziert werde. Dafür verlangte er Beweise. Er trug Helms auf, sie zutage zu fördern.
Helms erinnerte den Präsidenten daran, dass die CIA nicht befugt war, Amerikaner auszuspionieren. Ihm zufolge erklärte daraufhin Johnson: »Ich bin mir dessen durchaus bewusst. Was ich von Ihnen will, ist, dass Sie dieser Sache nachgehen und das Nötige unternehmen, um die ausländischen Kommunisten zur Strecke zu bringen, die hinter dieser unerträglichen Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten stecken.«
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