CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
und hätten sich bemüht, sie einzuführen, sagten die Generäle. Aber es liege auf der Hand, »dass in Thailand die Demokratie nicht funktioniert«.
Die verdeckte Aktion der CIA hatte dies nur notdürftig übertüncht. »Eine Veränderung der Beziehungen Thailands zu den USA dürfte es nicht geben«, berichtete Kissinger Nixon nach dem Coup. »Die Anführer des Revolutionsrates sind im Wesentlichen die gleichen Leute, mit denen wir auch bisher schon zu tun gehabt haben«, erklärte er. »Wir können davon ausgehen, dass unsere Programme in Thailand ohne Störung weiterlaufen.«
»Bringt die Trottel von der CIA auf Trab«
Im Februar 1970 forderte der Präsident die CIA dringend auf, in Kambodscha aktiv zu werden. Nach einem Jahr Vorbereitung sollte am 17.März mit der geheimen Bombardierung vermuteter Vietkongziele in diesem offiziell neutralen Staat begonnen werden. Amerikanische B-52 warfen in der Folge 119 956 Tonnen Bomben über sechs mutmaßlichen kommunistischen Lagern ab, die von der CIA und vom Pentagon – fälschlicherweise – als die geheime Kommandozentrale Nordvietnams identifiziert worden waren.
Helms bemühte sich gerade, die Grundlage für ein neues CIA-Büro in Kambodscha zu schaffen, als Lon Nol, der rechtsgerichtete Ministerpräsident des Landes, die Macht ergriff. Der Umsturz fand an dem Tag statt, an dem die Bombardements begannen. Der Putsch traf die CIA und den übrigen amerikanischen Regierungsapparat völlig unvorbereitet.
»Was zum Teufel machen diese Clowns da unten in Langley?«, donnerte Nixon.
»Bringt die Trottel von der CIA in Kambodscha auf Trab«, befahl er. Er wies Helms an, Lon Nol Tausende von vollautomatischen Gewehren des Typs AK-47 zu schicken, eine Million Propagandabroschüren zu drucken und in aller Welt zu verbreiten, dass die Vereinigten Staaten zum Einmarsch bereitstünden. Dann wies er die CIA an, dem neuen Führer Kambodschas 10 Millionen Dollar zu übergeben. »Bringt Lon Nol das Geld«, verlangte er.
Nixon hatte eine genaue Aufstellung der Waffen und Munitionsmengen gefordert, die durch den kambodschanischen Hafen Sihanoukville zum Gegner gelangten. Die Agency hatte fünf Jahre lang erfolglos daran gearbeitet. Nixon meinte, der Waffenfluss lasse sich unterbinden, wenn die CIA die richtigen kambodschanischen Generäle schmiere. Helms wollte aus praktischen Gründen davon nichts wissen – die Generäle verdienten Millionen an dem Waffenhandel, und die Agency verfüge nicht über genügend Mittel, um die Loyalität der Generäle zu kaufen oder sie sich wenigstens eine Zeit lang zu sichern. Den Präsidenten ließ diese Überlegung kalt. Auf einer Zusammenkunft mit dem für die Auslandsspionage zuständigen Beratergremium am 18.Juli 1970 kritisierte er die CIA in Grund und Boden.
»Die CIA hat den Materialfluss durch Sihanoukville als bloßes Rinnsal beschrieben«, erklärte er. Tatsächlich versorge der Hafen die Kommunisten in Kambodscha mit zwei Dritteln ihrer Waffen. »Wenn bei einer so relativ klaren Sache wie dieser solche Fehler gemacht werden können«, fragte er, »was müssen wir dann von den Einschätzungen der CIA im Blick auf wichtigere Vorgänge halten?«
»Die USA geben 6 Milliarden Dollar jährlich für den Nachrichtendienst aus und haben Besseres verdient als das, was sie kriegen«, erklärte Nixon. Die Protokolle des Ausschusses für den Nachrichtendienst spiegeln den wachsenden Zorn des Präsidenten wider. »Mit Leuten, die ihn in nachrichtendienstlicher Hinsicht belögen, könne er sich nicht abfinden. Wenn die Informationen unzulänglich seien oder eine Situation schwarzmalten, dann wolle er Genaueres wissen und könne es nicht ertragen, mit gewundenen Einschätzungen abgespeist zu werden.«
»Er verstehe, dass die Leute vom Nachrichtendienst ein paar Mal die Hucke voll bekommen hätten und deshalb dazu neigten, ihre Berichte so nichtssagend wie möglich abzufassen, um nicht wieder eins aufs Dach zu kriegen«, liest man in den Protokollen. »Seiner Meinung nach müssten diejenigen, die für die bewusste Verfälschung eines Geheimdienstberichts verantwortlich seien, gefeuert werden. Er deutete an, möglicherweise werde er irgendwann gezwungen sein, der ganzen Geheimdienstgemeinde die Leviten zu lesen.«
In diesem heiklen Augenblick befahl Nixon der CIA, die kommenden Wahlen in Chile zu manipulieren.
29 »Die US-Regierung will eine
militärische Lösung«
Bis 1970 war in der westlichen Hemisphäre der Einfluss der CIA bereits in jedem
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