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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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vom italienischen Geheimdienst den Linksextremen zur Last gelegt wurden. Es führte außerdem zum schlimmsten politischen Skandal im Nachkriegsitalien. Parlamentarische Untersuchungen ergaben, dass General Vito Miceli, der Chef des italienischen militärischen Nachrichtendienstes, mindestens 800 000 Dollar an CIA-Geldern bekommen hatte. Miceli wurde des gewaltsamen Umsturzversuchs für schuldig befunden und kam ins Gefängnis. Andreotti, jahrzehntelang der unverwüstlichste aller italienischen Politiker, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens mit dem Kampf gegen Anklagen, die ihn unter anderem auch des Mordes beschuldigten.
    Die Tage, in denen die CIA sich mit Geld politischen Einfluss in Italien verschaffte, endeten, als Graham Martin Rom verließ, um der nächste – und letzte – amerikanische Botschafter in Südvietnam zu werden.
    »Wir sind uns darüber im Klaren, was auf dem Spiel steht«
    In den Jahren 1969 und 1970 machten Nixon und Kissinger die heimliche Ausweitung des Krieges in Südostasien zur Hauptaufgabe der CIA. Sie beauftragten die CIA, dem südvietnamesischen Präsidenten Thieu 725 000 Dollar an Schmiergeldern zu zahlen, die Medien in Saigon zu beeinflussen, eine Wahl in Thailand zu manipulieren und den Einsatz geheimer Überfallkommandos in Nordvietnam, Kambodscha und Laos zu verstärken.
    In einem düsteren Bericht, den er am Vorabend einer Rundreise Nixons durch Südostasien diesem zukommen ließ, informierte Helms über den langen Krieg der CIA in Laos. Die Agency habe »eine heimliche irreguläre Streitmacht von insgesamt 39 000 Mann unterhalten, auf deren Schultern ein großer Teil der Kampftätigkeit« gegen die Kommunisten »ruhte«, rief er Nixon ins Gedächtnis. Das waren die Hmong-Kämpfer der CIA, die seit 1960 unter dem Befehl General Vang Paos standen. »Diese irregulären Streitkräfte sind von acht Jahren ununterbrochener Kriegführung erschöpft, und Vang Pao (…) sah sich gezwungen, Kinder im Alter von dreizehn und vierzehn Jahren einzusetzen, um seine Verluste zu kompensieren. (…) Im Großen und Ganzen ist die Grenze dessen erreicht, was die CIA auf paramilitärischem Gebiet tun kann, um den Vormarsch der Nordvietnamesen zu stoppen.« Nixon reagierte darauf mit der Anweisung, Helms solle zur Unterstützung der Hmong ein neues thailändisches paramilitärisches Bataillon in Laos aufstellen. Kissinger wollte wissen, wo man Laos am effektivsten mit B-52 bombardieren könne.
    Während sie ihren unerklärten Krieg in Südostasien verstärkten, entwarfen Nixon und Kissinger Pläne für eine heimliche Annäherung an den chinesischen Parteivorsitzenden Mao Zedong. Um den Weg nach China zu ebnen, drehten sie den CIA-Operationen gegen das kommunistische Regime die Luft ab.
    Im vorangegangenen Jahrzehnt hatte die CIA im Namen eines Kampfes gegen den chinesischen Kommunismus viele Millionen Dollar dafür aufgewendet, tonnenweise Waffen mit dem Fallschirm abzuwerfen, um Hunderte von tibetischen Guerillas in ihrem Kampf für ihr geistliches Oberhaupt, Seine Heiligkeit Tenzen Gyatso, den vierzehnten Dalai Lama, zu unterstützen. Als Allen Dulles und Desmond FitzGerald Eisenhower im Februar 1960 über die Operation unterrichteten, »fragte sich der Präsident, ob das Endergebnis dieser Operationen nicht noch brutalere Unterdrückungsmaßnahmen der chinesischen Kommunisten sein würden«.
    Dennoch gab Ike dem Programm seine Zustimmung. Die Agency errichtete im Bundesstaat Colorado in den Rocky Mountains ein Trainingslager für tibetische Guerillas. Dem Dalai Lama persönlich hatte sie jährliche Unterstützungsgelder in Höhe von rund 180 000 Dollar bezahlt, und in New York und Genf richtete sie für seine inoffiziellen diplomatischen Vertretungen Tibethäuser ein. Das alles diente dem Ziel, den Traum von einem freien Tibet am Leben zu erhalten und gleichzeitig der Roten Armee im westlichen China Probleme zu bereiten. Gebracht hatte das Ganze bis dahin Dutzende von toten Widerstandskämpfern und eine blutbefleckte Tasche mit militärischen Unterlagen der Chinesen von unschätzbarem Wert, die in einem Feuergefecht erbeutet worden war.
    Im August 1969 ersuchte die CIA um die Bewilligung weiterer 2,5 Millionen Dollar zur Unterstützung der tibetischen Aufständischen im folgenden Jahr; die 1800 Mann starke paramilitärische Aufständischengruppe bezeichnete sie als »eine Streitmacht, die im Falle von kriegerischen Auseinandersetzungen [mit China] in voller Stärke einsetzbar wäre«.

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