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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Jahrhunderten in die Politik Italiens eingemischt; laut Thomas Fina, unter Nixon Generalkonsul in Mailand und altgedienter amerikanischer Geheimdienstler und Diplomat in Italien, setzte Washington die Tradition fort, »die zuvor schon die Faschisten, die Kommunisten, die Nazis, die Briten und die Franzosen gepflegt hatten«. Die CIA hatte »politische Parteien mit Geldern versorgt, politischen Parteien Zuwendungen entzogen, einzelnen Politikern Geld gegeben, anderen keines gegeben, die Veröffentlichung von Büchern finanziert, bestimmte Radioprogramme, Zeitungen, Journalisten unterstützt«, stellte Fina fest. Sie verfügte über »Finanzmittel, politischen Rückhalt, Freunde, die Fähigkeit, Leute zu erpressen«.
    Nixon und Kissinger ließen diese Tradition wieder aufleben. Ihr Werkzeug waren das Büro der CIA in Rom und der amerikanische Sonderbotschafter Graham Martin.
    Kissinger nannte Martin den »Typ mit den kalten Augen« und meinte das als Kompliment. »Offenbar bewunderte er jemanden, der in der Machtausübung ebenso rücksichtslos sein konnte wie er selbst«, erklärte Robert Barbour, Martins leitender politischer Beamter in Rom. Andere amerikanische Diplomaten in Rom fanden Martin zwielichtig und seltsam, »schlüpfrig und aalglatt«. Martin hatte zwanzig Jahre zuvor in der amerikanischen Botschaft in Paris Mittel aus dem Marshall-Plan in CIA-Gelder umgewandelt. Als Botschafter in Thailand von 1965 bis 1968 arbeitete er eng mit der CIA zusammen. Kein amerikanischer Diplomat hatte ein größeres Faible für verdeckte Operationen als er.
    Nixon fand ihn toll. »Ich setze großes persönliches Vertrauen in Graham Martin«, erklärte er Kissinger am 14.Februar 1969, und damit war die Sache ins Rollen gebracht.
    Bei der Ernennung Martins zum Botschafter in Italien hatte Pier Talenti, ein wohlhabender rechtsgerichteter Amerikaner, seine Hand im Spiel; er lebte in Rom und hatte dort unter seinen Freunden und politischen Mitstreitern für Nixons Wahlkampf 1968 Hunderttausende von Dollars lockergemacht. Das öffnete ihm die Tür zum Weißen Haus. Talenti suchte Colonel Alexander M. Haig jr., den militärischen Berater Kissingers, auf, um warnend darauf hinzuweisen, dass die Sozialisten auf dem Sprung standen, die Macht in Italien zu erringen, und um die Berufung eines neuen amerikanischen Botschafters vorzuschlagen, der nötig sei, wenn man der Linken die Stirn bieten wolle. Er brachte den Namen Martin ins Spiel, und sein Vorschlag kam ganz oben an. Martin habe Nixon und Kissinger davon überzeugen können, dass »er wegen seiner gnadenlosen Härte genau der richtige Mann war, um einen Umschwung in der italienischen Politik herbeizuführen«, sagte Wells Stabler, sein stellvertretender Missionschef in Rom.
    »Martin entschied, dass sich nur auf die bewährte Weise etwas machen ließ«, erklärte Stabler, der widerstrebend daran mitwirkte, die verdeckten Aktionen in Italien wieder aufleben zu lassen. Nachdem er das formelle Plazet des Weißen Hauses unter Nixon erhalten hatte, sorgte Martin laut Stabler ab 1970 dafür, dass 25 Millionen Dollar an die Christdemokraten und die Neofaschisten in Italien flossen. Das Geld sei »im Hinterzimmer« – des CIA-Büros in der palastartigen amerikanischen Botschaft – vom »Botschafter, mir und dem Bürochef« aufgeteilt worden, berichtet Stabler. »Einiges ging an Parteien, anderes an Einzelpersonen. Manchmal gaben der Bürochef oder ich eine Empfehlung ab, aber die letzte Entscheidung lag beim Botschafter.« Der Leiter des CIA-Büros war Rocky Stone, der schon an dem Coup im Iran und dem geplatzten Versuch, einen Umsturz in Syrien herbeizuführen, mitgewirkt hatte und nach drei Jahren als Chef der Abteilung für Operationen zur Spaltung des Sowjetblocks nach Rom versetzt worden war.
    Stone ließ der christdemokratischen Mitte rund 6 Millionen Dollar zukommen. Weitere Millionen gingen laut Stabler an das Komitee, das »ultrakonservative« Tendenzen in der Partei förderte. Und Millionen flossen auch an einen rechtsextremen Untergrund.
    Wie von Martin versprochen, veränderte das Geld das politische Antlitz Italiens. Der Mann, den er unterstützte, Giulio Andreotti, gewann eine von CIA-Geldern durchtränkte Wahl. Die verdeckte Finanzierung der äußersten Rechten freilich hatte 1970 einen neofaschistischen Staatsstreichversuch zur Folge. Das Geld half mit bei der Finanzierung verdeckter Operationen der extremen Rechten – wozu terroristische Bombenanschläge zählten, die

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