CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
nicht. Die Einheiten des Pentagons für Sondereinsätze waren verantwortlich für »Desert One«, die Mission zur Befreiung der in der amerikanischen Botschaft festgehaltenen Geiseln, die im April stattfand. »Das Unternehmen hing in hohem Maße von der CIA ab«, meinte Anthony Quainton, der Hauptkoordinator der Regierung für Antiterroraktionen zwischen 1978 und 1981. Die Agency lieferte die Informationen über den wahrscheinlichen Aufenthaltsort der Geiseln auf dem Botschaftsgelände. Piloten der CIA flogen unbemerkt ein kleines Flugzeug in die iranische Wüste, um den Landeplatz für die Mission zu testen. Howard Hart half mit, den ungeheuer komplizierten Plan auszuarbeiten, mit dessen Hilfe die Geiseln befreit und ausgeflogen werden sollten. Die Mission aber endete in einer Katastrophe: Acht Kommandos kamen in der iranischen Einöde um, nachdem ein Hubschrauber in ein Transportflugzeug gekracht war.
Für die Geiseln verschlechterten sich die Lebensbedingungen erheblich. Bill Daugherty wurde aus der Botschaft geholt und kam in ein Gefängnis. Er verbrachte den größten Teil der nächsten neun Monate in Einzelhaft, in einer Zelle, die kaum groß genug war, um den gut ein Meter neunzig großen Mann aufzunehmen. Am Ende wog er nur noch sechzig Kilo. Er und die übrigen Geiseln wurden schließlich von den Besetzern der Botschaft zur gleichen Stunde freigelassen, in der Präsident Carter zum letzten Mal das Weiße Haus verließ. Ihre Freilassung fand völlig unabhängig von verdeckten Aktionen oder sonstigen nachrichtendienstlichen Aktivitäten der Amerikaner statt. Sie war eine politische Geste mit dem Ziel, die Vereinigten Staaten zu demütigen.
Am nächsten Tag besuchte der Privatmann Jimmy Carter die freigelassenen Amerikaner auf einem Militärstützpunkt in Deutschland. »Irgendwo habe ich noch das Foto«, berichtete Daugherty. »Der gewesene Präsident wirkt verkrampft, und ich sehe aus wie eine todernste Leiche.«
Die Geiselnahme sei »ein Racheakt« für den Umsturz gewesen, den die CIA im Jahr 1953 im Iran anzettelte, schrieb Ken Pollack, ein altgedienter CIA-Analyst für den Mittleren Osten. Aber das Erbe dieser lange zurückliegenden Operation wirkte noch weit über das Martyrium der amerikanischen Geiseln hinaus. Der Feuereifer der iranischen Revolution sollte die nächsten vier Präsidenten der Vereinigten Staaten in Atem halten und Hunderte von Amerikanern im Nahen und Mittleren Osten das Leben kosten. Das kurze Aufflackern, das die Geheimagenten der erfolgreichsten Zeit der CIA erzielten, erwies sich für ihre Nachkommen als ein Akt tragischer Brandstiftung.
38 »Ein selbstherrlicher Freibeuter«
Am 4.Oktober 1980 fuhren der Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes und drei seiner leitenden Mitarbeiter nach Wexford, zum Landgut eines Millionärs im Pferdeland Virginias, das vormals John und Jackie Kennedy gehört hatte. Sie kamen, um den republikanischen Bewerber ums Präsidentenamt, Ronald Reagan, mit Informationen zu versorgen. Er hatte sich bereit erklärt, der CIA eine Stunde seiner Zeit einzuräumen.
Fünfzehn Minuten standen Admiral Turner für den unlängst von Saddam Hussein unternommenen Angriff auf den Iran zur Verfügung. Weitere fünfzehn Minuten nahmen die bereits neun Monate währende sowjetische Besetzung Afghanistans und die Waffensendungen der CIA zur Unterstützung der afghanischen Rebellen in Anspruch. Bob Ames, der Experte der Organisation für den Nahen und Mittleren Osten, widmete eine weitere Viertelstunde dem Königreich Saudi-Arabien und dem Gottesstaat des Ajatollah Chomeini. Mitglieder von Reagans Mannschaft, in Hochstimmung angesichts des sicheren Sieges bei den bevorstehenden Wahlen, wuselten unablässig herum wie Figuren in einer Narrenposse. Die Stunde war im Nu vorbei.
Reagan wusste über die CIA kaum mehr als das, was er im Kino über sie erfahren hatte. Aber er schwor, sie wieder auf Trab zu bringen, und er hielt, was er versprach. Der Mann, den er mit der Aufgabe betraute, war sein ebenso verschlagener wie brillanter Wahlkampfmanager, William J. Casey.
Erfüllt von den Erinnerungen an seine Tage als Nachrichtendienstleiter des OSS in London, hängte Casey in seinem Büro in der Zentrale ein signiertes Foto von Wild Bill Donovan an die Wand, und in den folgenden sechs Jahren blickte Bill Donovan auf ihn herab. In einem weltweiten totalitären Krieg, hatte Wild Bill behauptet, müsse auch der Nachrichtendienst weltweit agieren und totalitär sein. Das war
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