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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Nächte lang, hielten sie dreiundfünfzig Geiseln gefangen. Die letzten Wochen des Jahres 1979 verbrachte Daugherty in Isolationshaft. Er erinnerte sich an sechs Vernehmungen zwischen dem 29.November und dem 14.Dezember, die bei Einbruch der Nacht anfingen und bis zur Morgendämmerung dauerten; geleitet wurden die Vernehmungen von Hossein Sheik-ol-eslam, der später stellvertretender Außenminister des Iran wurde. Am 2.Dezember nach Mitternacht übergab Hossein ihm ein Telegramm. »Ich dachte, mit mir wäre es aus«, schrieb er in einem Bericht für die Hauszeitschrift der CIA. »In dem Telegramm stand mein richtiger Name, und es enthielt die eindeutige Feststellung, dass ich Mitarbeiter des Büros in Teheran war. Erwähnt wurde auch das Sonderprogramm, in dessen Rahmen ich zehn Monate zuvor in die Agency eingetreten war. Als ich zu Hossein und seinen Schergen aufsah, grinsten sie wie Miez im Mäusehimmel.«
    Sie »erklärten, sie wüssten, dass ich der Chef des gesamten Spionagenetzwerks der CIA im Mittleren Osten sei und dass ich Chomeinis Ermordung geplant und die Kurden zum Aufstand gegen die Regierung in Teheran aufgehetzt hätte. Sie beschuldigten mich des Versuchs, ihr Land zu zerstören«, erinnerte sich Daugherty. »Die Iraner fanden es unglaublich, dass die CIA jemanden in eine so kritische Region wie den Iran schickte, ohne dass der Betreffende Kenntnis von der dortigen Kultur und Sprache hatte. Für sie war das so unfasslich, dass sie sich Wochen später, als sie endlich die Wahrheit gelten ließen, persönlich gekränkt fühlten. Es hatte ihnen Schwierigkeiten genug bereitet, zu akzeptieren, dass die CIA einen unerfahrenen Beamten in ihr Land schickte. Aber dass dieser Beamte weder die Sprache ihres Landes konnte noch eine Ahnung von seinen Sitten, seiner Kultur und seiner Geschichte hatte, erschien ihnen als eine unverzeihliche Kränkung.«
    Nach jeder nächtlichen Vernehmung fiel Daugherty auf einer Schaumstoffmatte im Raum des Bürochefs in einen unruhigen Schlaf. Während Hunderttausende Iraner in den Straßen außerhalb der ummauerten amerikanischen Botschaft Sprechgesänge intonierten, träumte er, wie er in einer Kampfmaschine breite Boulevards überflog und die Menschenmenge mit Napalm in Brand setzte.
    Die CIA war außer Stande, ihn und seine Mitgefangenen in der amerikanischen Botschaft zu befreien. Im Januar 1980 allerdings führte die CIA eine klassische Geheimoperation durch, um sechs Angestellte des Außenministeriums aus dem Land zu holen. Sie hatten Zuflucht in der kanadischen Botschaft gefunden, die auf der anderen Seite der Stadt lag.
    Ersonnen hatte die Operation der CIA-Agent Tony Mendez, der auf Fälschungen und Verkleidungen spezialisiert war. Mendez und seine Leute halfen bei der Fertigung der Masken für den Film Mission Impossible mit, dank deren sich weiße Beamte als Afrikaner, Araber und Asiaten ausgeben konnten. Er zählte zu den wenigen einfallsreichen Köpfen in der CIA.
    Als Tarnung für die Mission im Iran schuf Mendez Studio Sechs, eine fingierte Hollywood-Filmproduktionsgesellschaft. Er mietete Büroräume in Los Angeles und brachte in Variety und The Hollywood Reporter ganzseitige Anzeigen, in denen bevorstehende Aufnahmearbeiten für Argo angekündigt wurden, einen Fantasy-Film mit Außenaufnahmen im Iran. Das Drehbuch für den Film – und für die Operation – sah Dokumente und Masken für die sechs Amerikaner vor. Ausgerüstet mit falschen Pässen und der Scheinpublicity, für die er gesorgt hatte, verschaffte er sich bei den zuständigen Behörden die Einreisegenehmigung, flog von Bonn aus mit einer Linienmaschine nach Teheran, stieg im Teheraner Sheraton-Hotel ab, reservierte bei der Swissair Flugplätze nach Zürich für den folgenden Montag und fuhr im Taxi zur kanadischen Botschaft, um sich mit seinen sechs amerikanischen Landsleuten zu treffen. Mendez brachte die Operation praktisch problemlos über die Bühne. Einer der Amerikaner, die er befreit hatte, stupste ihn an, während sie ins Flugzeug stiegen und sagte: »Sie haben wohl an alles gedacht, nicht wahr?« Er deutete auf den Namen am Bug des Flugzeugs – »Aargau«, ein Schweizer Kanton.
    »Wir nahmen das als Omen, dass alles glattgehen würde«, erinnerte sich Mendez. »Wir warteten, bis das Flugzeug abgehoben und den iranischen Luftraum verlassen hatte, ehe wir unseren Sieg feiern und Bloody Marys bestellen konnten.«
    »Ein Racheakt«
    So durch Zauberhand befreit wurden die übrigen Gefangenen

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