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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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meisten, wenn nicht alle der Abgebildeten starben in der Haft.
    Wells flog in einem Learjet zurück nach Washington. Eine Gruppe von CIA-Beamten holte ihn am Flugzeug ab. Ein Begrüßungskomitee war das nicht. Sie verdächtigten ihn des Verrats. Sie brachten ihn in eine konspirative Wohnung im Vorort Virginia und vernahmen ihn sechs Wochen lang. »Hätte ich in Gefangenschaft bleiben wollen, wäre ich in Äthiopien geblieben«, erklärte Wells ihnen.
    »In die Agency hatte ich gewollt, weil sie sich um ihre Leute kümmerte«, erzählt er heute. »Um mich hat sie sich in keiner Hinsicht und auf keinerlei Art und Weise gekümmert. Sie hielten mich für einen Verräter, weil ich geredet hatte. Ich wurde aufgefordert, meine Entlassung einzureichen. Das war verheerend für mich.« Mehr als zwanzig Jahre später war der Schmerz immer noch lebendig.
    »Die Regierung Reagan griff eine verdeckte Aktion auf, die unter Carter ganz klein begonnen hatte, und machte aus ihr eine in Äthiopien durchzuführende Operation«, erklärte David Korn, der zu der Zeit, in der Wells als Geisel genommen wurde, amerikanischer Geschäftsträger in Addis Abeba war. »Ich konnte nicht glauben, dass so etwas unentdeckt bleiben würde, und bemühte mich um eine Einstellung der Aktion. Angesichts der Überwachung, der wir von Seiten der äthiopischen Regierung ausgesetzt waren, ging ich davon aus, dass die Sache auffliegen würde. Das war auch der Fall.«
    »Was für ein mieser Nachrichtendienst ist das eigentlich?«
    Am 7.März 1984 wurde Jeremy Levin, der Chef des Beiruter Büros des Senders CNN, entführt. Am 16.März verschwand Bill Buckley, der Chef des CIA-Büros in Beirut. Am 8.Mai verschwand der presbyterianische Missionar Benjamin Weir in den Straßen der Stadt. Insgesamt wurden während der Amtszeit Reagans vierzehn Amerikaner als Geiseln genommen.
    Den größten Anteil nahm Bill Casey freilich an Buckleys Schicksal, und das mit gutem Grund – der CIA-Direktor trug die persönliche Verantwortung für dessen missliche Lage. Casey spielte Präsident Reagan ein Band vor, auf dem die Folterung Buckleys aufgezeichnet war. Den Berichten zufolge war die Wirkung durchschlagend.
    Die CIA arbeitete wenigstens ein Dutzend Pläne für die Befreiung Buckleys aus, aber es fehlte stets an dem für die Durchführung erforderlichen Kenntnisstand. Frustriert wandte sich der Geheimdienst dem Versuch zu, Imad Mughnijah zu entführen. »Der Präsident hatte der Empfehlung des Direktors des Zentralen Nachrichtendienstes, Casey, zugestimmt, Mughnijah zu kidnappen«, berichtete Robert Oakley, der Koordinator für antiterroristische Maßnahmen der Regierung. Nach Ansicht der CIA hielt sich Mughnijah in Paris auf. Von der Agency alarmiert, stürmten französische Geheimdienstbeamte das Hotelzimmer, in dem er angeblich zu finden war. Anstelle des fünfundzwanzigjährigen libanesischen Terroristen fanden sie einen fünfzigjährigen spanischen Touristen.
    Einer der vielen Informanten, die sich das CIA-Büro in Paris unter Berufung auf den Kampf gegen den Terror hielt, war ein iranischer Schwindler namens Manucher Ghorbanifar, ein windiger Kerl, der als Agent für SAVAK, die Geheimpolizei des Schahs, gearbeitet hatte. Er war ein dicker, fast kahler Mann mit Spitzbart, der schicke Anzüge trug und mindestens drei falsche Pässe mit sich führte. Nach dem Sturz des alten Regimes war Ghorbanifar aus dem Iran geflohen. Seitdem verkaufte er der CIA und dem israelischen Geheimdienst Informationen von zweifelhaftem Wert. Ghorbanifar verstand sich darauf, Ereignisse vorauszusagen, nachdem sie passiert waren; seine Informationen richtete er sorgfältig her, damit sie ihm möglichst gut bezahlt wurden. Einen Tag nach der Entführung Buckleys traf sich Ghorbanifar mit CIA-Agenten in Paris und behauptete, Informationen zu besitzen, die zu seiner Befreiung führen könnten. Die Agency unterzog ihn daraufhin drei Tests mit dem Lügendetektor. Das letzte Mal fiel er bei jeder Frage durch, außer bei der Angabe seines Namens und seiner Staatsangehörigkeit. Am 25.Juli 1984 stufte die CIA Ghorbanifar offiziell als vollendeten Lügner ein – »ein intelligenter Märchenerzähler und Nichtsnutz« – und griff zu dem seltenen Mittel, eine weltweite Warnung vor ihm in Umlauf zu bringen, eine Weisung, ihn als grundsätzlich unglaubwürdig zu betrachten und seinen Worten niemals zu trauen. Dennoch gelang es Ghorbanifar am 19.November 1984, den altgedienten CIA-Beamten Ted Shackley zu

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