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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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dem Präsidenten den Vorschlag. Am 18.Juli 1985 schrieb Reagan in sein Tagebuch: »Das könnte ein Durchbruch bei unserem Bemühen sein, die sieben Entführungsopfer zurückzuholen.« Am 3.August erteilte der Präsident Casey die formelle Erlaubnis, einen Handel abzuschließen.
    Da sie nun grünes Licht hatten, schickten die Israelis und Ghorbanifar zwei Sendungen mit insgesamt 504 amerikanischen TOW-Raketen nach Teheran. Die Iraner zahlten pro Rakete etwa 10 000 Dollar. Der Vermittler strich einen bescheidenen Gewinn ein, und die iranischen Revolutionsgarden übernahmen die Waffen. Am 15.September, wenige Stunden nach dem Eintreffen der zweiten Lieferung, kam der Presbyterianer Benjamin Weir nach sechzehnmonatiger Gefangenschaft frei.
    Zwei Säulen der Außenpolitik Reagans – keine Verhandlungen mit Terroristen, keine Waffen in den Iran – waren still und heimlich umgestürzt.
    Drei Wochen später kam von Ghorbanifar die Botschaft, alle sechs übrigen Geiseln würden im Austausch gegen mehrere Tausend amerikanische HAWK-Luftabwehrraketen freigelassen. Der Preis stieg immer weiter: dreihundert, vierhundert, fünfhundert Raketen pro Menschenleben. Am 14.November kamen Casey und McMahon mit dem Berater des Präsidenten in Fragen der nationalen Sicherheit, Robert McFarlane, und seinem Stellvertreter, Admiral John Poindexter, zusammen. Alle vier waren des Glaubens, Israel liefere die amerikanischen Waffen an eine Gruppe innerhalb des iranischen Militärs, die den Sturz des Ajatollah Chomeini plane. Aber das war eine Lüge, eine Nebelkerze, die Ghorbanifar und seine israelischen Hintermänner geworfen hatten, die durch die Operation Millionen zu gewinnen hofften – je mehr Waffen geliefert wurden, umso größer der Profit, der sich einstreichen ließ.
    Als Vertreter der CIA bei der Überwachung der Mittelsleute wählte Casey Richard Secord, einen amerikanischen General im Ruhestand, der sich als privater Waffenhändler betätigte. Secord hatte sich bei den weltweiten heimlichen Bemühungen, die Contras hinter dem Rücken des Kongresses zu bewaffnen und zu finanzieren, als ein treuer Kämpe bewährt. Er sollte sicherstellen, dass ein Teil der Profite aus dem Waffengeschäft in die richtigen Hände gelangte.
    »Das ist es wirklich nicht wert«
    Kurz nach drei Uhr morgens am Freitag, dem 22.November 1985, wurde Duane Clarridge, mittlerweile Leiter der Europa-Abteilung des Geheimdienstes, durch einen hektischen Anruf von Lieutenant Colonel Oliver North aus dem Schlaf gerissen. Etwa eine Stunde später trafen sie sich im sechsten Stock der CIA-Zentrale.
    Die HAWK-Lieferung in den Iran stand im Begriff, zu einem Debakel zu werden. Die Israelis hatten achthundert technisch veraltete Raketen in eine Boeing 747 der Fluggesellschaft El Al gepackt. Sie sollten die Waffen nach Lissabon schaffen und dort in ein von Secord gemietetes nigerianisches Frachtflugzeug umladen, das sie dann nach Teheran bringen würde. Niemand aber hatte für das israelische Flugzeug, das sich im Augenblick irgendwo über dem Mittelmeer befand, die Landeerlaubnis erwirkt.
    North behauptete, das Flugzeug sei mit Ölbohrausrüstung befrachtet, die für den Iran bestimmt sei, und bat Clarridge, alles zu tun, um die Landeerlaubnis in Portugal zu besorgen. Das brachte Clarridge, der weder dumm war noch pedantisch auf der Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften bestand, ins Grübeln. Ob Bohrgeräte oder Babynahrung oder Bazookas im Flugzeug seien, spiele gar keine Rolle, erklärte er. Überhaupt etwas in den Iran zu schicken verstoße bereits gegen das Gesetz und die Außenpolitik der Vereinigten Staaten. North indes versicherte ihm, der Präsident habe das Embargo aufgehoben und einem heimlichen Geschäft zur Befreiung der Geiseln zugestimmt.
    Clarridge arbeitete das ganze Wochenende über an dem Problem. Ein Flug wurde gestrichen, dann ein weiterer. Schließlich besorgte er in Frankfurt eine CIA-707. Die kleinere Maschine schaffte den Flug von Tel Aviv nach Teheran und lieferte am Montag, dem 25.November, den Iranern einen Teil der Fracht – 18 HAWK-Raketen. Die iranische Regierung war unzufrieden mit der Menge und der Qualität der veralteten Waffen, ganz zu schweigen von ihrer hebräischen Beschriftung.
    Niemand aber war unzufriedener als der Stellvertretende Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, John McMahon, der, als er um 7 Uhr morgens zur Arbeit erschien, entdecken musste, dass die CIA gesetzeswidrig gehandelt hatte. Erst wenige Wochen zuvor

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