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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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mit, dass eine neue Kraft aus dem Trümmerschutt aufstieg. Ein Meuchelmörder namens Imad Mughnijah, ein Führer der gewalttätigen Terroristengruppe, die sich Hisbollah, Partei Gottes, nannte, sammelte Geld und Sprengstoff und schulte seine Schlägertruppe für eine Reihe von Bombenattentaten und Entführungen, die in den kommenden Jahren die Vereinigten Staaten in Atem halten sollten. Seine Anlaufstelle hatte er in Teheran, wo der Ajatollah Chomeini ein Amt für Befreiungsbewegungen ins Leben rief, zur Förderung seiner messianischen Vision von einer Eroberung des Irak, einer Besetzung des Heiligtums von Kerbala und einem Einmarsch in Jerusalem nach Überquerung des Jordan.
    Mughnijahs Name ist heute vergessen, aber er war der Osama Bin Laden der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, das Schreckensgesicht des Terrors. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Buches befindet er sich nach wie vor auf freiem Fuß.
    Am Sonntag, dem 17.April 1983, traf Bob Ames mit dem Flugzeug in Beirut ein, fuhr auf dem Weg vom Flughafen bei der amerikanischen Botschaft vorbei und aß dann im Haus von Jim Lewis, dem stellvertretenden Leiter des CIA-Büros, mit drei Kollegen zu Abend. Lewis hatte fünfzehn Jahre zuvor ein Jahr im Hanoi Hilton überlebt, nachdem er in den Bergen in Laos in Gefangenschaft geraten war.
    Ames hatte sich vor fünf Jahren zum letzten Mal in Beirut aufgehalten. Laut CIA-Mitarbeiterin Susan Morgan, die an diesem Abend mit am Tisch saß, »freute er sich riesig, wieder da zu sein«. Er war nach Beirut gekommen, weil er versuchen wollte, zurückzugewinnen, was die CIA durch Dschemajels Ermordung verloren hatte.
    Am Montagmorgen rief Ames Morgan an und lud sie für den Abend zum Essen ins Mayflower Hotel ein. Dann fuhr Morgan zu einem Mittagessen in das südlich von Beirut gelegene Sidon. Als die Teller abgeräumt wurden, erfuhr sie von ihrer Gastgeberin, dass der Rundfunk die Meldung von einer Explosion in der amerikanischen Botschaft gebracht habe. Morgan fuhr in einem Zustand der Betäubung nach Beirut zurück; die in Schutt gelegten Dörfer entlang der Straße, die während eines Angriffs der israelischen Armee zerstört worden waren, nahm sie kaum wahr. An der Corniche, Beiruts berühmter Prachtstraße, musste sie zu Fuß durch eine Polizeiabsperrung, um zur Botschaft zu gelangen. Die Botschaft stand nicht mehr. Ames und seine Kollegen waren durch den Explosionsdruck auf der Stelle getötet worden und lagen unter Steinen, Stahl und Asche begraben. Um halb drei Uhr in der Nacht fanden sie ihn unter dem Schutt. Morgan nahm seinen Pass, seine Brieftasche und seinen Ehering an sich.
    Dreiundsechzig Personen waren umgekommen, unter ihnen siebzehn Amerikaner. Zu Letzteren zählten der Beiruter Bürochef der CIA, Ken Haas, der lange Zeit im Teheraner Büro gearbeitet hatte, sein Stellvertreter Jim Lewis und eine Sekretärin der CIA, Phyllis Filatchy, die harte Jahre in verschiedenen Provinzen Südvietnams hinter sich hatte. An diesem tödlichsten Tag in der Geschichte der CIA kamen sieben Beamte und Hilfskräfte ums Leben. Die Explosion war das Werk von Imad Mughnija, hinter dem der Iran stand.
    Die Vernichtung des Beiruter Büros und der Tod von Robert Ames habe die Agency um ihre Informationsquellen im Libanon und in einem Großteil des Vorderen Orients gebracht und dazu geführt, »dass wir lange Zeit nachrichtendienstlich zu wenig informiert waren«, meinte Sam Lewis, der damals amerikanischer Botschafter in Israel war. »Das machte uns sehr abhängig vom israelischen Nachrichtendienst.« Die CIA habe für die restliche Zeit des Kalten Krieges die islamistische Bedrohung im Vorderen Orient durch die Brille der Israelis zu sehen bekommen.
    Beirut war für die Vereinigten Staaten jetzt ein Schlachtfeld. Aber mangels Informationsquellen konnte die CIA keine Berichte liefern, mit denen sie etwas hätte bewirken können. Die amerikanischen Marinesoldaten kämpften an der Seite der Christen, amerikanische Düsenjäger warfen Bomben auf Muslime, und amerikanische Schiffe ballerten Granaten von einer Tonne Gewicht ins Libanongebirge, ohne zu wissen, was damit getroffen wurde. Das Weiße Haus war im Nahen Osten in den Krieg gezogen, ohne zu wissen, worauf es sich einließ.
    Am 23.Oktober 1983 steuerten die Terroristen Mughnijahs einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in die amerikanischen Kasernen am Internationalen Flughafen von Beirut und töteten 241 Marinesoldaten. Nach Schätzungen lag die Stärke der

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