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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Explosion im Kilotonnenbereich, das heißt, sie erreichte einen mit taktischen Atomwaffen vergleichbaren Detonationswert.
    »Wir arbeiteten praktisch im Dunkeln«
    Sechsunddreißig Stunden nach dem Bombenanschlag auf die Kasernen in Beirut, wo immer noch die Toten und Verwundeten gezählt wurden, lenkten das Weiße Haus, das Pentagon und die CIA die Aufmerksamkeit Amerikas ab und richteten sie auf einen hässlichen kleinen marxistischen Aufruhr in Grenada, einer winzigen Insel in der Karibik, auf der sich eine kubanische Brigade aus Bauarbeitersoldaten breit machte. Der starke Mann der Insel, Maurice Bishop, war in einem Machtkampf ums Leben gekommen, und sein Tod lieferte laut Duane Clarridge, dem Leiter der Lateinamerika-Abteilung und Mitglied der Dreiergruppe, die die Invasion in Grenada plante, »einen Vorwand, loszuziehen und das Problem aus der Welt zu schaffen«.
    »Wir wussten erbärmlich wenig über Grenada«, berichtete Clarridge. »Wir arbeiteten praktisch im Dunkeln.« Das war mitverantwortlich für das Durcheinander während der Operation, die neunzehn Amerikaner und mindestens einundzwanzig Patienten einer Nervenheilanstalt, die bei einem amerikanischen Luftangriff getroffen wurde, das Leben kostete.
    Ihren Beitrag zur Invasion in Grenada leistete die CIA von einem Hotel in Barbados aus. Clarridges Stellvertreter übergab seinem Kollegen aus dem Außenministerium, Tony Gillespie, den Vorschlag der CIA für eine neue grenadische Regierung. »Die CIA besaß einen Plan für die Bildung einer neuen Regierung«, erinnerte sich Gillespie. »Das war eine hochgeheime Liste mit allen möglichen Codenamen drauf.« Er legte sie den erfahrensten amerikanischen Diplomaten in der Region vor. »Sie sahen sich die Liste an und schüttelten entsetzt den Kopf. ›Das hier‹, sagten sie, ›sind einige der übelsten Typen in der Karibik. Man darf sie nicht einmal in die Nähe der Insel lassen.‹« Auf der Liste fanden sich »die schlimmsten Mistkerle … Drogenhändler und Gauner«. Diese Schurken waren die bezahlten Informanten der CIA. Wie Allen Dulles den Wert der Arbeit seiner Analysten nach dem Gewicht der Schriftstücke beurteilt hatte, so beurteilten seine Nachfolger den Wert geheimer Informationen danach, wie viel sie kosteten. In Beirut, in Barbados und überall auf der Welt war das die Regel.
    Die Hochstimmung nach der Befreiung Grenadas war schon wieder verflogen, als die letzten amerikanischen Marinesoldaten am 26.Februar 1984 Beirut verließen, wobei der fast völlige Mangel an genauen nachrichtendienstlichen Informationen ihren Einsatz praktisch zur Wirkungslosigkeit verdammt hatte. Die Mission kostete Amerika 260 Soldaten und Spione und ließ die Feinde Amerikas als Herren des Landes zurück.
    Casey hatte lange und intensiv nach einem neuen Bürochef gesucht, der beherzt genug war, um der CIA neuen Durchblick im Libanon zu verschaffen. Der Einzige, der in Frage kam, war ein erfahrener, aber nicht mehr junger Beamter namens Bill Buckley, der bereits in Beirut gearbeitet hatte und dessen Tarnung damals aufgeflogen war. Casey entschied, ihn wieder nach Beirut zu schicken, sei das Risiko wert.
    Achtzehn Tage nachdem der letzte Marinesoldat den Libanon verlassen hatte, wurde Buckley auf dem Weg zur Arbeit entführt. Er befand sich in Feindeshand.

40  »Er ging ein großes Risiko ein«
    Die Agency hatte einige Erfahrungen mit Geiselnahmen. Einer ihrer Beamten war gerade nach vierzig Tagen grausamer Gefangenschaft freigekommen.
    Timothy Wells, ein vierunddreißig Jahre alter Veteran aus dem Vietnamkrieg, wo er im Kampfeinsatz verwundet worden war, wurde 1983 in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba geschickt. Das Land stand unter der Herrschaft des marxistischen Diktators Haile Mengistu, dessen von Moskau gestellte Palastgarde von ostdeutschen Geheimdienstlern befehligt wurde. Für Wells war es der zweite Auslandsposten. Er kam mit dem Auftrag, einen politischen Aufstand zu organisieren. »Es gab ein präsidiales Verdikt Ronald Reagans. Ich kam mit Instruktionen. Ich sollte mithelfen, die verfluchte Regierung zu stürzen.«
    Zehn Jahre zuvor leistete Wells als Marinesoldat Wachdienst in der amerikanischen Botschaft in Khartum, als bewaffnete Palästinenser den amerikanischen Botschafter und den bislang amtierenden Geschäftsträger, den er ablöste, bei einem Empfang in ihre Gewalt brachten. Präsident Nixon gab aus dem hohlen Bauch heraus die Erklärung ab, Zugeständnisse würden keine gemacht. PLO-Chef

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