CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
einem dreitägigen Treffen in einem Viersternehotel in Hamburg zu verführen.
Nach einer rücksichtslos von ihm betriebenen Karriere, die ihn bis an die zweitoberste Stelle im Geheimdienst aufsteigen ließ, war Shackley zur großen Erleichterung einiger seiner CIA-Kollegen fünf Jahre zuvor von Admiral Turner gezwungen worden, seinen Abschied zu nehmen. In der Agency galt er damals als Inbegriff berufsmäßiger Verlogenheit. Mittlerweile makelte er nachrichtendienstliche Informationen auf eigene Rechnung – wie Ghorbanifar verkaufte er Geheimnisse. Bei Treffen mit verschiedenen im Exil lebenden Iranern hatte er sich als Beauftragter des Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgegeben.
Shackley hörte interessiert zu, während Ghorbanifar verschiedene Möglichkeiten erörterte, die amerikanischen Geiseln freizubekommen. Vielleicht durch ein heimliches Lösegeld, einen einfachen Freikauf. Oder aber es ließ sich ein lukratives Geschäft machen. Die Vereinigten Staaten könnten mittels einer Handelsfirma namens Star Line, die Ghorbanifar zusammen mit dem israelischen Geheimdienst betrieb, Raketen an den Iran liefern. Der Waffenverkauf mache gut Wetter in Teheran, und hinzu kämen Millionen für die an dem Handel beteiligten Geschäftsleute und eine große Lösegeldsumme, um Bill Buckley und die anderen amerikanischen Geiseln freizukaufen. Shackley setzte den allgegenwärtigen Vernon Walters von der Unterhaltung in Kenntnis, der wiederum den Antiterrorpapst Robert Oakley informierte.
Am 3.Dezember 1984 wurde Peter Kilburn, ein Bibliothekar der Amerikanischen Universität in Beirut, entführt. In Washington flehten die Familien der amerikanischen Geiseln das Weiße Haus an, etwas zu unternehmen. Ihre inständigen Bitten schmerzten den Präsidenten, der Casey ständig fragte, was die CIA zur Befreiung der Geiseln unternehme. »Reagan war unablässig mit dem Schicksal der Geiseln beschäftigt und konnte nicht verstehen, warum es der CIA nicht gelang, sie zu lokalisieren und zu retten«, erzählte Bob Gates. »Er setzte Casey mit der Forderung, sie aufzuspüren, mehr und mehr unter Druck. Reagans Art, Druck zu machen, war schwer zu widerstehen. Keine lauten Worte oder heftigen Anschuldigungen – nichts im Stile Nixons oder Johnsons. Nur ein forschender Blick, eine Andeutung von Bekümmernis, und dann die Forderung – ›Wir müssen diese Leute einfach rausholen‹ – fast täglich wiederholt, Woche for Woche, Monat für Monat. In alledem der stillschweigende Vorwurf: Was für ein mieser Nachrichtendienst ist das eigentlich, der es nicht schafft, diese Landsleute zu retten? «
»Es war unser eigenes Werk«
Im Dezember 1984, während Washington sich auf Reagans zweite Amtszeit vorbereitete, stand Ghorbanifars Angebot, ein profitables Waffen-gegen-Geiseln-Geschäft zu vermitteln, immer noch. Casey sorgte dafür, dass es nicht in Vergessenheit geriet. Im gleichen Monat machte er den offiziellen Vorschlag, die CIA solle ihren Krieg in Mittelamerika mit Geldern aus dem Ausland finanzieren. Er ließ die Idee schon ein halbes Jahr im Weißen Haus kursieren.
Kurz vor dem Wahltag im Jahr 1984 schob der Kongress der Finanzierung des Krieges aus Haushaltsmitteln einen Riegel vor. Zwei Bauchlandungen des Geheimdienstes hatten die Streichung der Mittel unausweichlich gemacht. Da war erstens das Fiasko mit dem Comic-Heft. Da Casey das kleine Kontingent an paramilitärischen Fachkräften, über das die CIA verfügte, in Mittelamerika aufgebraucht hatte, »musste die Agency sich außerhalb umsehen und Leute reinholen, die den Krieg für sie führen konnten«, berichtete der Stellvertretende Leiter des Zenralen Nachrichtendienstes John McMahon. »Das geschah hauptsächlich in der Weise, dass man ehemalige Angehörige der Sonderkommandos anwarb, die ihr Handwerk in Vietnam gelernt hatten.« Einer dieser Veteranen besaß ein altes Comic-Heft, das verwendet worden war, um vietnamesischen Bauern beizubringen, wie man ein Dorf dadurch in seine Gewalt brachte, dass man den Bürgermeister, den Polizeichef und die Angehörigen der Miliz abmurkste. Die CIA übersetzte den Text ins Spanische und verteilte das Heft unter den Contras. Die Sache wurde rasch publik, und als sie publik wurde, dachten einige hochrangige Beamte in der Agency, »jemand habe eine verdeckte Aktion gegen uns gestartet«, berichtete McMahon. »Doch das konnte unmöglich der Fall sein. Und wie sich herausstellte, war es unser eigenes Werk.« Casey erteilte fünf hohen
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