CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Menschen waren in Somalia verhungert; gegen Ende der Bush-Regierung starben jeden Tag zehntausend. Nun stahlen die Clans die Lebensmittelhilfe und brachten sich gegenseitig um. Der Auftrag, der das Ziel hatte, die verhungernden Menschen mit Nahrung zu versorgen, verwandelte sich rasch in eine Militäroperation gegen den stärksten somalischen Kriegsherren, General Mohamed Farah Aideed. 1993, am Tag der Amtseinführung Clintons, wechselte Wisner, der für kurze Zeit die Geschäfte des Außenministers geführt hatte, als für Strategiefragen zuständiger Staatssekretär ins Pentagon über. Er suchte nach Informationen über Somalia und fand rein gar nichts. Die Regierung Bush hatte zwei Jahre zuvor die Botschaft und das Büro der CIA in Somalia geschlossen.
»Uns fehlten die Fakten«, sagte Wisner. »Es gab kein geheimdienstliches Nachrichtennetz. Keine Möglichkeit, Erkenntnisse über die Dynamik der Vorgänge zu gewinnen.« Dieses Problem sollte Wisner mit Hilfe der CIA lösen. Er stellte eine Spezialtruppe für Somalia zusammen, bestehend aus amerikanischen Sonderkommandos, und beauftragte die Agency, ihnen vor Ort als Augen und Ohren zu dienen. Diese Rolle fiel Garrett Jones zu, dem neuernannten CIA-Chef in Somalia. Jones, der früher einmal bei der Kriminalpolizei in Miami gewesen war, wurde mit sieben Untergebenen im Niemandsland abgesetzt und erhielt den Auftrag, die Armee von Kriegern, der er sich gegenübersah, niederzuringen. Sein Hauptquartier war ein geplünderter Raum in der verlassenen Botschafterresidenz in Mogadischu. Innerhalb weniger Tage schoss sich sein bester somalischer Agent in den Kopf, ein anderer kam durch eine Rakete, die von einem amerikanischen Hubschrauber abgefeuert wurde, zu Tode, ein Heckenschütze schoss seinen Stellvertreter in den Hals und brachte ihn fast um, und Jones, der die Jagd nach Aideed und dessen Stellvertretern anführte, musste erkennen, dass sie immer wieder ins Leere lief. Die Folge war unter anderem der Tod von 18 amerikanischen Soldaten bei einem Zusammenstoß, der 1200 Somalis das Leben kostete.
Eine nachträgliche Manöverkritik zu Somalia lieferte Admiral William Crowe, der den Vorsitz der Vereinigten Stabschefs abgab, um die Leitung des Beratergremiums des Präsidenten für den Auslandsnachrichtendienst zu übernehmen, des von Eisenhower ins Leben gerufenen Ältestenrates. Das Gremium ermittelte und kam zu dem Schluss, dass, in den Worten von Admiral Crowe, »die Schuld für das Versagen des Nachrichtendienstes in Somalia eindeutig beim Nationalen Sicherheitsrat lag. Der Sicherheitsrat erwartete, dass der Nachrichtendienst ihm die Entscheidung, was zu tun sei, abnahm, anstatt ihn lediglich darüber zu informieren, was dort vor sich ging. Er konnte nicht begreifen, warum der Nachrichtendienst ihm keine konkreten Handlungsanweisungen gab.«
»Ganz oben herrschte eine beträchtliche Verwirrung darüber, was in Somalia zu tun sei«, sagte Crowe. »Der Präsident selbst interessierte sich nicht sehr für die Informationen des Nachrichtendienstes, was äußerst bedauerlich war.«
Zwischen dem Weißen Haus und der CIA herrschte seither ein sich stetig vertiefendes Misstrauen.
»Eindrucksvoller Vergeltungsschlag gegen irakische Putzfrauen«
Anfang 1993 war Terrorismus im Bewusstsein der meisten Mitglieder der Agency kein vorrangiges Thema. Die Vereinigten Staaten hatten keine gezielten Maßnahmen gegen die Nährböden des Terrorismus ergriffen, seit sie beim Verkauf von Raketen an den Iran erwischt worden waren. Die Amerikaner, die während der Regierungszeit Reagans in Geiselhaft genommen worden waren, waren bis 1991 allesamt aus Beirut zurückgekehrt, Bill Buckley allerdings im Sarg. 1992 erwog man ernsthaft, das Terrorabwehrzentrum der CIA zu schließen. Die Lage war ruhig geblieben. Vielleicht dachte man, das Problem hätte sich von selbst erledigt.
Am 25.Januar 1993, am fünften Tag der Regierung Clinton, befand sich Nicholas Starr, ein sechzig Jahre alter CIA-Berufsbeamter, kurz nach Tagesanbruch an der Spitze der Autoschlange, die sich an der Ampel vor dem Haupteingang zum CIA-Hauptquartier gebildet hatte. Es dauerte ewig, bis die Ampel auf Grün schaltete, und die Autos stauten sich auf der Route 123 bis hinten zum Horizont und warteten darauf, auf das ruhige, bewaldete Gelände des Hauptquartiers der CIA zu gelangen. Um 7 Uhr 50 stieg ein junger Pakistani aus seinem Auto und fing an, mit einem Sturmgewehr AK 47 loszuballern. Zuerst schoss er auf den
Weitere Kostenlose Bücher