CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
alles sei hiebund stichfest.
Aufgrund eines falschen Hinweises der CIA begann der Krieg am 20.März 2003, bereits vor dem geplanten Beginn. Tenet war mit einer Blitznachricht ins Weiße Haus geeilt, die besagte, Saddam Hussein halte sich auf einem südlich von Bagdad gelegenen Landgut versteckt. Der Präsident beauftragte das Pentagon, das Landgut zu zerstören. Bunkersprengende Bomben und Marschflugkörper hagelten auf das Gelände herab. Dick Cheney erklärte: »Ich glaube, wir haben Saddam Hussein geschnappt. Man hat gesehen, wie er aus den Trümmern ausgegraben wurde und nicht mehr atmen konnte.« Die Nachricht war falsch. Saddam war nirgendwo zu finden. Das sollte nicht das letzte Mal in diesem Krieg sein, dass das falsche Ziel beschossen wurde. Am 7.April 2003 berichtete die CIA, Saddam treffe sich mit seinen Söhnen in einem Haus neben dem Restaurant Saa im Mansur-Viertel in Bagdad. Die Luftwaffe attackierte das Haus mit vier Eintonnenbomben. Auch dort hielt sich Saddam nicht auf. Achtzehn unschuldige Zivilisten kamen um.
Die CIA hatte vorausgesagt, Tausende von irakischen Soldaten samt ihren Vorgesetzten würden sich entlang der Angriffslinien ergeben, sobald die von Kuwait entsendeten Truppen die Grenze überschritten hätten. Aber die amerikanischen Invasionstruppen mussten sich auf dem Weg nach Bagdad durch jede Stadt, egal wie groß oder klein, hindurchkämpfen. Die CIA hatte die bedingungslose Kapitulation von irakischen Einheiten in Aussicht gestellt und war dabei ins Detail gegangen: Die in Nasirijah stationierte irakische Division würde die Waffen strecken. Die ersten amerikanischen Truppen, die in die Stadt einmarschierten, wurden aus dem Hinterhalt angegriffen. Bei dieser ersten größeren Kampfhandlung wurden achtzehn Marinesoldaten getötet, einige durch Beschuss der eigenen Truppen. Die CIA hatte angekündigt, die amerikanische Armee werde von hurra schreienden, amerikanische Fahnen schwenkenden Irakern begrüßt werden – für die Fahnen wollte der Geheimdienst sorgen –, und in den Straßen Bagdads werde es Bonbons und Blumen für sie regnen. Als es so weit war, wurden sie mit Gewehrkugeln und Bomben empfangen.
Die CIA hatte eine Liste mit 946 Orten erstellt, an denen sie Saddams Arsenal von Massenvernichtungswaffen vermutete. Bei ihrer Jagd nach Waffen, die nicht existierten, wurden amerikanische Soldaten verwundet und getötet. Die CIA hatte die Gefahr nicht erkannt, die von den Sturmgewehren und den Raketenwerfern der von Saddams Sohn, Uday Hussein, angeführten irregulären Truppen ausging. Dieser Fehler hatte die ersten massenhaften Verluste auf amerikanischer Seite zur Folge. »Die Fedajin und die anderen paramilitärischen Verbände stellten eine größere Gefahr dar als erwartet«, schreiben die Autoren von On Point , der offiziellen historischen Darstellung der Invasion des Irak aus der Sicht der amerikanischen Armee. »Die Nachrichtendienste und Kampfverbände hatten in keiner Weise mit ihrer wilden Entschlossenheit, ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Fanatismus gerechnet.«
Die CIA hatte eine paramilitärische irakische Gruppe namens »Scorpions« aufgestellt, die vor und während des Kriegs Sabotageakte durchführen sollte. Während der Besetzung tat sie sich dadurch hervor, dass sie einen irakischen General totprügelte. Generalmajor Abed Hamed Mouhusch, der verdächtigt wurde, Guerillaanschläge verübt zu haben, sich den amerikanischen Truppen aber freiwillig ergeben hatte, wurde von den »Scorpions« mit den Stielen von Vorschlaghämmern bewusstlos geschlagen, und zwar in Anwesenheit ihres Anführers, eines pensionierten Offiziers der Sondereinsatzkommandos, der von der CIA für die Dauer des Krieges unter Vertrag genommen worden war. Mouhusch starb zwei Tage später, am 26.November 2003, an seinen Verletzungen. Schon am Anfang dieses Monats war ein irakischer Gefangener namens Manadal al-Dschamadi im Gefängnis Abu Ghraib unter der Aufsicht eines CIA-Beamten zu Tode gefoltert worden. Die brutalen Verhöre waren Teil der Methoden, zu denen das Weiße Haus die CIA aufforderte, als der Kampf erbitterter wurde.
Drei Jahre nach der Invasion kam die CIA zu dem Schluss, dass die amerikanische Besetzung des Irak »den Dschihadisten als Rechtfertigung diente, ein tiefes Ressentiment gegen die Einmischung der Amerikaner in den muslimischen Ländern erzeugte und der weltweiten Dschihadistenbewegung Unterstützer zuführte«. Die Einschätzung kam viel zu spät, um den amerikanischen
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