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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Gestalt der Überläufer. Diese aus Saddams Regime desertierten Abtrünnigen berichteten uns über seine Waffenprogramme und deren Entwicklung. Nicht alle von ihnen gingen in die Vereinigten Staaten; viele wandten sich an die Nachrichtendienste in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und in anderen Ländern. Die Informationen wirkten unglaublich aufschlussreich.« Eine Geschichte, die größte Aufmerksamkeit erregte, war die über die mobilen Laboratorien für biologische Waffen. Der Informant war ein Iraker, der sich in die Obhut des deutschen Nachrichtendienstes begeben hatte. Sein Deckname war »Curveball«.
    »Den irakischen Überläufern war zweierlei klar: Erstens hatten sie und wir ein gemeinsames Interesse daran, dass das Regime abgelöst wurde; und zweitens waren die Vereinigten Staaten sehr über Massenvernichtungswaffen im Irak beunruhigt. Die Situation entsprach grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Newtonschen Physik: Gib mir einen hinlänglich großen Hebel und einen Drehpunkt, und ich hebe dir die Welt aus den Angeln.«
    Schlimmer als ohne Informationen dazustehen ist nur eins: sich durch falsche Informationen hinters Licht führen zu lassen.
    Der Geheimdienst hatte kaum Informationen über den Irak geliefert. Die Analysten akzeptierten alles, was den Kriegsplan unterstützte. Sie übernahmen Gerüchte aus zweiter und dritter Hand, sofern sie die Pläne des Präsidenten rechtfertigten. Das Fehlen von Beweisen war für die CIA kein Beweis dafür, dass es die Waffen nicht gab. Saddam hatte ja früher welche gehabt. Die Überläufer sagten, er habe sie immer noch. Also besaß er sie. Die CIA mühte sich verzweifelt um die Aufmerksamkeit und die Anerkennung des Weißen Hauses. Und zwar in der Weise, dass sie dem Präsidenten erzählte, was er hören wollte.
    »Tatsachen und Schlussfolgerungen,
die auf zuverlässigen Informationen beruhen«
    Präsident Bush präsentierte das Beweismaterial der CIA in seiner Rede an die Nation am 28.Januar 2003: Saddam Hussein besitze genügend biologische Waffen, um Millionen Menschen zu töten, chemische Waffen, um Abertausende umzubringen, fahrbare biologische Waffenlaboratorien mit dem Zweck, Bakterien als Waffen für den Krieg herzustellen. »Saddam Hussein hat kürzlich versucht, in Afrika bedeutende Mengen an Uranium zu beschaffen«, sagte er. »Unsere Nachrichtendienste melden uns, dass er versucht hat, verstärkte Aluminiumröhren, die sich für die Produktion von Atomwaffen eignen, zu kaufen.«
    All das war erschreckend. Nichts davon stimmte.
    Am Vorabend des Krieges, am 5.Februar 2003, erschien Außenminister Colin Powell, der in der Regierung Bush das größte internationale Renommee besaß, vor der UNO. Flankiert von George Tenet, dem stets loyalen Gehilfen, dessen bloße Anwesenheit bereits Zustimmung signalisierte, auf der einen und dem amerikanischen Botschafter bei den Vereinten Nationen und zukünftigen Direktor des Nationalen Nachrichtendienstes, John Negroponte, auf der anderen Seite, begann der Außenminister folgendermaßen: »Alles, was ich heute vortrage, ist durch Quellen, durch solide Quellen, belegt. Es handelt sich nicht um bloße Behauptungen. Was wir Ihnen mitteilen, sind Tatsachen und Schlussfolgerungen, die auf zuverlässigen Informationen beruhen.«
    »Es kann kein Zweifel darüber bestehen«, erklärte Powell, »dass Saddam Hussein biologische Waffen besitzt und dass er in der Lage ist, diese tödlichen Gifte und Krankheitserreger auf eine Weise einzusetzen, die massenhaft Tod und Vernichtung zur Folge haben kann.« Er warnte erneut vor den fahrbaren irakischen Laboratorien zur Herstellung biologischer Waffen, die in Schuppen geparkt seien, wo sie das Gift herstellten; sie könnten ungesehen den Ort wechseln. Saddam habe genug todbringendes chemisches Waffenmaterial, um damit sechzehntausend Bodenraketen zu bestücken, behauptete er. Und das womöglich Schlimmste daran sei die Bedrohung »durch die unheilvolle Verbindung zwischen dem Irak und dem Netzwerk der Al-Qaida-Terroristen.«
    Das war keine Nachrichtenmanipulation. Hier wurden nicht irgendwelche »Rosinen« herausgepickt. Es wurden auch keine Tatsachen frisiert, um die Kriegspläne zu rechtfertigen. Es handelte sich um die Ergebnisse der Nachrichtendienste, der besten Dienste, über die die CIA verfügte. Powell hatte Tage und Nächte mit Tenet zusammengesessen und die Informationen der CIA wieder und wieder überprüft. Tenet hatte ihm von Angesicht zu Angesicht versichert,

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