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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Nachrichtendienst der Marine überbrachte er einige Insiderinformationen über die baltische Flotte der Sowjets. »Ihre Organisation ist von Kommunisten unterwandert«, erwiderte der Admiral. »Ich kann einfach nichts von dem annehmen, was Sie mir geben möchten.« Auf solche Ablehnung stieß Quinn mehrmals. Deshalb kam er zu dem Schluss, er brauche eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, und zwar von jenem Mann in Washington, der sie als Einziger ausstellen konnte: J. Edgar Hoover vom FBI. Er begab sich zu Hoover, trug ihm seine Angelegenheit vor und beobachtete, wie Hoover lächelte und sich geradezu die Lippen leckte, als er über das Problem nachdachte. »Wissen Sie, Colonel, das ist eine große Erleichterung«, sagte er. »Bill Donovan habe ich bis aufs Messer bekämpft, vor allem was die Operationen in Süd- und Mittelamerika betraf.« Das FBI war nach dem Krieg aus allen Ländern südlich des Rio Grande hinausgedrängt worden; damals, als Hoovers Agenten ihre Ordner mit Informationen verbrannten, statt sie dem Zentralen Nachrichtendienst auszuhändigen, begann ein Kampf, der nie endete. Für den Augenblick freilich gelang es Quinn mit seinem devoten Auftritt, Hoovers Hass die Spitze zu nehmen. »Ich habe Donovan bewundert«, fuhr dieser fort, »aber ich habe ihn nie gemocht. Diese Etappe haben wir also jetzt hinter uns. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ganz einfach, Mr.Hoover«, erwiderte Quinn, »finden Sie heraus, ob ich Kommunisten in meiner Organisation habe.«
    »Okay, das lässt sich machen«, sagte Hoover. »Wir können eine amtliche Überprüfung durchführen.«
    »Wären Sie so nett, bei Ihrer Wühlarbeit auch eine strafrechtliche Überprüfung vorzunehmen?«
    »In Ordnung.«
    »Bevor wir entscheiden, wie das passieren soll, würde ich Sie gern bitten – im Interesse der Nachwelt und einer endgültigen Zusammenarbeit –, mir einen Vertreter zu schicken, der Ihr Verbindungsmann zu meiner Organisation sein könnte.«
    Bei diesen Worten fiel Hoover fast vom Stuhl. »Ich wusste, was in seinem Kopf vorging«, erinnert sich Quinn. »Vermutlich dachte er: Du lieber Himmel, dieser Kerl bittet um eine direkte Unterwanderung seiner Organisation.« Quinn hatte das FBI soeben dazu aufgefordert, seine Spione auszuspionieren. Er brauchte von Hoover die antikommunistische Impfung, damit seine Truppe angesichts der damals ausbrechenden großen Kommunistenangst, die Washington fast ein Jahrzehnt lang im Nacken saß, fortbestehen konnte. Seine Entscheidung brachte dem Zentralen Nachrichtendienst im Inland vorübergehend einen besseren Stand und mehr Ansehen.
    Im Juli 1946 übertrug Vandenberg, der damalige Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, Colonel Quinn die Leitung des Büros für Sonderoperationen und damit die Verantwortung für Spionage und Geheimaktionen in Übersee. Quinn merkte, dass seine neue Aufgabe »allen Prinzipien der Organisation, Führung und Kontrolle widersprach, die ich bis dahin kennengelernt hatte«. Auf der Suche nach Geldmitteln ging er zum Kapitol und bat ein paar Kongressmitglieder um 15 Millionen Dollar für Spionagezwecke. »Ich wusste nur, dass diese Leute nicht wussten, was ich mache«, so Quinn. Also bat er um eine Geheimsitzung des Parlaments und erzählte den Anwesenden die aufregende Geschichte von einer Berliner Putzfrau, die, angeworben als Spionin, des Nachts sowjetische Dokumente fotografierte. Die Abgeordneten waren hingerissen. Quinn bekam sein Geld, unter der Hand, und es sorgte dafür, dass der amerikanische Nachrichtendienst am Leben blieb.
    Er versuchte auch, OSS-Veteranen wie den 35 Jahre später zum CIA-Direktor ernannten Bill Casey zurückzuholen. Aber 1946 wollte Casey lieber Geld an der Wall Street verdienen und nicht für weitere Jahre im Dienst seines Landes stehen. Er und seine Freunde vom OSS fürchteten, der Nachrichtendienst werde nie etwas anderes sein als ein schielendes Stiefkind der militärischen Dienste, und die wurden von Generälen und Admirälen mit einem Faible für kurzlebige Taktiken geleitet anstatt von kompetenten, auf das große strategische Ganze blickenden Zivilisten. Die Zukunft des amerikanischen Nachrichtendienstes, so schrieb Casey an Donovan, sei bedroht durch »das heutige moralische und politische Klima, das nach meiner Ansicht in erheblichem Maße auf unseren jüngst verstorbenen Oberkommandierenden zurückgeht« (gemeint war Präsident Roosevelt). Unter Caseys Empfehlungen für Quinn waren Männer wie Hans Tofte, der später,

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