CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Responsibility and Accountability for ECA Counterpart Funds Expended by OPC«, Nachdruck in Michael Warner (Hg.), CIA Cold War Records: The CIA Under Harry Truman , CIA History Staff, Washington/D.C. 1994. Ein seltener Fall von Buchführung: Unter »allgemeine und spezielle Vereinbarungen«, insgeheim zwischen nur wenigen Eingeweihten getroffen, wurden laut CIA-Dokument »der CIA die fünf Prozent Gegenwertmittel der ECA zur Verfügung gestellt«, und zwar für verdeckte Operationen. Die ECA – oder Economic Cooperation Administration (Administration für wirtschaftliche Zusammenarbeit) – verteilte die Marshall-Plan-Mittel.
Geld gab es immer in Hülle und Fülle. »Klar hatten wir Geld«, sagte Melbourne L. Spector, ein Marshall-Plan-Verwalter in Paris. »Wir hatten so viele Gegenwertmittel, dass sie uns schon aus den Ohren kamen.« Spector, Zeitzeugenaussage, FAOH.
59 » … uns in die Tasche zu greifen« : Griffin, Zeitzeugenaussage, HSTL.
»Beginn der organisierten politischen Kriegführung« : Kennan, unsignierte Stellungnahme vom 4.Mai 1948, FRUS Intelligence, S.668–672.
60 In der Weisung NSC 10/2 rief er dazu auf : Die kämpferischen Worte lauteten folgendermaßen:
Der Nationale Sicherheitsrat hat, in Kenntnis der bösartigen Geheimaktivitäten der UdSSR, ihrer Satellitenstaaten und kommunistischer Gruppierungen, mit denen die Ziele und Handlungen der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Mächte diskreditiert und vereitelt werden sollen, den Beschluss gefasst, dass im Interesse des Weltfriedens und der Sicherheit der USA die offenen Auslandsaktivitäten der US-Regierung durch verdeckte Operationen ergänzt werden müssen. (…) [Sie sollen] so geplant und ausgeführt [werden], dass für Unbefugte eine Verantwortlichkeit der US-Regierung nicht erkennbar ist und die US-Regierung glaubhaft jede Verantwortung von sich weisen kann, wenn sie aufgedeckt werden. Zu diesen Operationen gehören im Einzelnen alle verdeckten Aktivitäten, als da sind: Propaganda, wirtschaftliche Kriegführung; direkte Selbstschutzaktionen wie Sabotage, Sabotageabwehr, Zerstörungs- und Evakuierungsmaßnahmen; subversive Aktivitäten in Feindstaaten einschließlich der Hilfe für im Untergrund operierende Widerstandsorganisationen, Guerillaverbände und Befreiungsgruppen von Flüchtlingen sowie Unterstützung von einheimischen antikommunistischen Kräften in bedrohten Staaten der freien Welt.
Der eigentliche geistige Urheber der Weisung war unverkennbar George Kennan. Eine Generation später bereute er sie zutiefst: Sein größter Fehler sei gewesen, dass er auf die politische Kriegführung gedrängt habe; verdeckte Operationen widersprächen nun einmal der amerikanischen Tradition, und »exzessive Geheimhaltung, Doppelzüngigkeit und heimliche Gaunereien sind einfach nicht unser Ding«. Von denen, die damals an der Macht waren, sagten das nur wenige. Das gängige Denkschema der Eingeweihten war klar. Wenn Amerika die Sowjets aufhalten sollte, brauchte es eine Geheimarmee. Kennan schaffte es, auf mehr als 1000 Seiten Memoiren seine Rolle als Vater der Geheimaktionen nicht ein einziges Mal zu erwähnen. Dieses zu Recht mit Beifall bedachte Werk ist also nicht nur eine großartige Geschichte der Diplomatie, sondern zugleich ein kleines Meisterstück der Doppelzüngigkeit. Siehe auch Kennan, »Morality and Foreign Policy«, in: Foreign Affairs , Winter 1985–1986; sowie seine Feststellung, die Initiative in Sachen politische Kriegführung sei »der größte Fehler [gewesen], den ich je gemacht habe«, so formuliert in seiner Zeugenaussage vom 28.Oktober 1975 vor dem Church-Ausschuss und zitiert in dessen Abschlussbericht, Bd. 4, S.31.
Hillenkoetter, damals Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes, wurde schon beim bloßen Gedanken an den neuen Geheimdienst von Entsetzen gepackt. In aller Deutlichkeit erklärte er, die Vereinigten Staaten sollten nach seiner Ansicht in Friedenszeiten niemals verdeckte Aktionen durchführen. Auch war er nicht der Einzige, der nach den Kosten der geheimen Subversion fragte. Sherman Kent, der Größte unter den CIA-Analysten des Kalten Krieges, hatte selber den folgenden Gedanken zu Papier gebracht: Die Entsendung von »Geheimagenten in ein anderes Land, das sich nicht im Krieg mit den Vereinigten Staaten befindet, und die Beauftragung dieser Agenten mit ›schwarzen‹ Operationen widersprechen nicht nur den Prinzipien, auf die unser Land gebaut ist, sondern auch denen, für die wir noch
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