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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Sondermethoden« suchte Hillenkoetter nach einem Chef, der Licht in das Dunkel bringen könnte. Auf diesem Posten hätten Kennan und Forrestal gern Allen Dulles gesehen. Stattdessen bekamen sie Thomas G. Cassady, einen alten OSS-Mann, Börsenmakler und Bankfachmann aus Chicago. Cassady war eine Katastrophe. Er versuchte, eine Rundfunkstation einzurichten, die Sendungen jenseits des Eisernen Vorhangs ausstrahlen sollte, und in Deutschland eine Druckerei für Propagandamaterial aufzubauen, aber niemand hatte die richtigen Worte parat, um die Herzen und Köpfe der Unterdrückten zu gewinnen. Seine große Idee hieß Projekt »Ultimate«: Dabei ging es um die Entsendung von Ballons, die aus großer Höhe Flugblätter mit Botschaften der Bruderliebe über der Sowjetunion abwerfen sollten. Warum nicht eine Luftbrücke für Mickey-Mouse-Uhren?, fragte ein Skeptiker im Außenministerium.
    »die älteste Stätte der westlichen Kultur« : »Consequences of Communist Accession to Power in Italy by Legal Means«, CIA, Office of Research and Estimates (Büro für Recherche und Lageeinschätzung oder ORE), 5.März 1948. »Wir überschritten die Grenzen … « : Wyatt im Gespräch mit dem Autor. Siehe auch sein Interview für die CNN-Serie über den Kalten Krieg; die Tonbandabschriften des Nationalen Sicherheitsrates von 1998 finden sich online unter http://www.gwu.edu/~nsarchiv/coldwar/interviews/episode-3/wyatt1.html.
    Die Italien-Operation wurde eine der teuersten, langfristigsten und ergiebigsten politischen Operationen in den ersten 25 Jahren der CIA. Im November 1947, als sie begann, kehrte James J. Angleton von seinem Posten als Leiter des Rom-Büros in die USA zurück, um in Galloways Büro für Sonderoperationen, das um seine Existenz kämpfte, eine Sowjet-Abteilung einzurichten. In Italien hatte Angleton nicht nur eine solide Agentenmannschaft aufgebaut, unter anderem weil er ein paar üblen Zeitgenossen den Verzicht auf strafrechtliche Verfolgung ihrer Kriegsverbrechen zusagte, sondern auch über die kommenden Wahlen nachgedacht und für viele Monate Pläne geschmiedet. Angletons Bevollmächtigter in Rom, der Italo-Amerikaner Ray Rocca aus San Francisco, wurde zuständig für die ersten Phasen der Operation. Im Rückblick meint William Colby, sie sei gar kein Zauberkunststück gewesen, sondern ein reines Geldgeschäft. Und das blieb sie ein Vierteljahrhundert lang. Das Wunder von 1948 bestand darin, dass das politische Zentrum zusammenhielt und die CIA den Sieg als ihr Verdienst beanspruchen konnte. Im Vorfeld der damaligen Wahl gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den mit dem Vatikan verbündeten und rechts von der Mitte stehenden Christdemokraten unter Führung von Alcide De Gaspari und der Kommunistischen Partei, deren Spitze sich an Moskau orientierte und behauptete, über eine Parteibasis von zwei Millionen treuen Anhängern zu verfügen. »Das waren die großen Parteien«, so Mark Wyatt. »Die Neofaschisten waren weg vom Fenster. Die Monarchisten waren tot.« Blieben noch drei kleinere Parteien: Republikaner, Liberale und Sozialdemokraten. Im März beschloss die CIA, die eigene Stimme (wenn man so sagen kann) zu splitten und sowohl die Kandidaten der kleineren Parteien als auch die Christdemokraten zu unterstützen. Kurzfassungen der Operation finden sich bei Ray S. Cline, Secrets, Spies, and Scholars: Blueprint of the Essential CIA , Acropolis, Washington/D.C. 1976, S.99–103; und bei Peter Grose, Operation Rollback: America’s Secret War Behind the Iron Curtain , Houghton Mifflin, Boston 2000, S.114–117. Cline war von 1962 bis 1966 stellvertretender Direktor für Nachrichtenverarbeitung in der CIA; Grose entdeckte beim Kongress aufschlussreiche Zeugenaussagen, in denen es um die Verwendung des vom Finanzministerium eingerichteten Währungsstabilitätsfonds geht.
    Es gibt keine Akten, die darüber Auskunft geben, was die Operation in Italien gekostet hat, doch die Schätzungen reichen von zehn Millionen bis 30 Millionen Dollar. Die schwarzen Geldtaschen waren nicht zuletzt mit Freundschafts und Vertrauenswerten gefüllt. Finanzminister Snyder zum Beispiel hatte einen guten Freund in A. P. Giannini, dem italo-amerikanischen Finanzmann und Chef der Transamerica Corporation, einer Holdinggesellschaft, zu der die Bank of America ebenso gehörte wie annähernd 200 kleinere Banken. Giannini wurde wiederum Wyatt vorgestellt, der wie er aus San Francisco stammte. »In diesem Land«, so Wyatt, »hatte ich viele

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