CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
als Operationsleiter zu arbeiten. »Harriman wusste alles über das OPC«, so Lindsay. Wisner unterrichtete ihn am 16.November 1948 über jede Einzelheit. Danach war Geld nie mehr ein Thema: »Ich hatte einen Etat«, erzählte McCargar, »der so viele Millionen umfasste, wie ich ausgeben konnte, und ich konnte sie gar nicht alle ausgeben.« Zu Harrimans Kenntnis von Wisners Plänen siehe Wisners für die Ablage bestimmten Aktenvermerk, FRUS Intelligence, S.732–733. Wenig später folgte Wisners Besuch bei Dick Bissell. Richard M. Bissell jr. in Zusammenarbeit mit Jonathan E. Lewis und Frances T. Pudlo, Reflections of a Cold Warrior: From Yalta to the Bay of Pigs , Yale University Press, New Haven /CT 1996, S.68–69.
Zwischen Diplomaten, Geldgebern und Spionen bestanden enge Beziehungen. Chef der ECA, der Administration für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in Paris war David K. E. Bruce, ehemaliger OSS-Offizier. Harrimans Hauptvertreter war Milton Katz, früher in London Chef der OSS-Auslandsaufklärung (SI) unter William Casey, der später CIA-Direktor wurde.
Der Marshall-Plan half nicht nur mit Geld und konspirativen Wohnungen, sondern auch mit Personal für Geheimpropaganda und antikommunistische Aktionen, die den französischen und italienischen Gewerkschaften galten. Noch drei Jahre, nachdem Wisner seinen Handel mit Averell Harriman abgeschlossen hatte, führten einige Marshall-Plan-Beamte Geheimoperationen für ihn durch. Wisner informierte auch John McCloy, damals der ranghöchste amerikanische Zivilbeamte in Deutschland (und im Kriegsministerium der wichtigste Mann, der sich für den Fortbestand des US-Nachrichtendienstes nach Trumans Todesurteil im September 1945 einsetzte). Wisner erinnert sich, er habe »Mr.McCloy ganz allgemein die Bedeutung und Herkunft des OPC erklärt« und ihn genauestens über »einige Aspekte unserer aktuellen und für die Zukunft vorgesehenen Operationen in Deutschland« unterrichtet. Er hält fest, dass McCloy »beeindruckt schien, als ich ihm sagte, die eigentlichen Architekten des Ganzen seien die Herren Lovett, Harriman, Forrestal, Kennan, Marshall und andere«. FRUS Intelligence, S.735–736.
68 die bestens geschmierten Hände korsischer Gangster : Gerald Millers historische Studie über das Büro für politische Koordination (OPC) liefert Belege dafür, dass Wisner »dessen Arbeit zunächst auf das Umfeld der Gewerkschaften beschränkte«. Die ersten dieser Versuche, die Operationen »Pikestaff« und »Largo«, sind belegt durch freigegebene CIA-Akten, die sogar die Unterschrift enthalten, mit der Kennan im Oktober 1948 sein Plazet gab. »Als es in der Frühzeit des Marshall-Plans«, so Victor Reuther, damals Repräsentant des amerikanischen Gewerkschaftsverbandes CIO in Europa, im Interview, »zu einigen politischen Streiks kam, zu denen kommunistische Gewerkschafter und vielleicht auch Politiker aufgerufen hatten, um den Marshall-Plan zu Fall zu bringen und das Entladen von ausländischen Hilfsgütern zu verhindern, ging es darum, diese Streiks zu brechen. Die US-Regierung, vertreten durch die CIA, bat Irving Brown und Jay Lovestone, eine Gegenbewegung zu organisieren. Und klar ist, wenn man einen Streik brechen will, wendet man sich an Burschen, die große Fäuste haben und wissen, wie man Knüppel schwingt. Und da wandten sie sich an Leute, die man am besten als die korsische Mafia bezeichnen kann.« Ein CIA-Beamter namens Paul Sakwa, der später mit diesem Bericht befasst war, erklärte, er habe 1953, als der Marshall-Plan auslief, die Zahlungen an den Anführer der korsischen Bande, Pierre Ferri-Pisani, eingestellt. »Für Ferri-Pisani«, so Sakwa, »gab es damals rein gar nichts zu tun, und sehr wahrscheinlich war er in den über Marseille laufenden Heroinschmuggel verwickelt und brauchte unser Geld nicht.« Interviews mit Reuther und Sakwa in »Inside the CIA: On Company Business«, Dokumentarfilm von 1980, Regie Allan Francovich; Textauszüge mit freundlicher Genehmigung von John Bernhart. Der Autor des vorliegenden Buches konnte Mr.Sakwa 1995 interviewen. Näheres zur Beziehung zwischen Wisner, Lovestone und Brown findet man in den Akten zum Free Trade Union Committee und in den Lovestone-Akten des amerikanischen Gewerkschaftsbundes AFL-CIO (International Affairs Department Collections, George Meany Memorial Archives, Silver Spring/MD) sowie in der Lovestone Collection der Hoover Institution, Stanford University. Siehe auch Anthony Carew, »The Origins of
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