CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
nicht einmal einer Woche erklärten sie ihm, sie hätten moralische Bedenken wegen der Anwerbung von Agenten »unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Sie brächten es einfach nicht über sich, unschuldige Menschen auf diese Weise irrezuführen und zu manipulieren.« Natürlich war es genau dies, womit sich CIA-Beamte im Ausland ihren Lebensunterhalt verdienten. Das Ehepaar war unrettbar verloren. Die beiden kündigten und arbeiteten dann als Fernfahrergespann auf einem Schwerlastzug. Olson war sehr erpicht darauf, zu erfahren, »warum ihre moralischen Bedenken nicht schon während der Ausbildung aufgetaucht waren«. Wie sich herausstellte, hatten sie ihre Sorgen dort bereits geäußert, waren aber von ihren Ausbildern vertröstet worden – »das würde sich alles geben, sobald sie ihren ersten Auftrag hätten«. Nichts habe sich gegeben, so Olson, Fair Play: The Moral Dilemmas of Spying , Potomac, Washington/D.C., 2006, S.251–252. T. J. Waters, der im Jahr 2003 die CIA-Ausbildung abschloss, berichtet von ähnlich unangemessenem Verhalten der Ausbilder. Die Farm scheint da ein Problem zu haben. T. J. Waters, Class 11: Inside the Largest Spy Class in CIA History , Dutton, New York 2006.
604 »Scharfsinn, Überblick und Sachverstand« : Bericht des Ständigen Sonderausschusses des Repräsentantenhauses für die Nachrichtendienste, Abgeordneter Porter J. Goss, Vorsitzender, 18.Juni 1997.
604 »Von der Warte des Jahres 2001 aus betrachtet« : Russ Travers, »The Coming Intelligence Failure«, in: Studies in Intelligence , 1997, CIA/CSI. Travers schrieb: »Das Versagen kann traditionellen Zuschnitts sein: Wir versäumen es, den Sturz befreundeter Regierungen vorherzusehen; wir warnen nicht ausreichend vor einem Überraschungsangriff gegen einen unserer Verbündeten oder eine unserer Interessen; wir lassen uns von einem staatlich geförderten terroristischen Angriff kalt erwischen; oder wir bekommen nicht mit, dass sich ein Land, von dem wir es nicht erwarten, in den Besitz einer Massenvernichtungswaffe bringt. Das Versagen kann auch eine weniger traditionelle Form annehmen: Wir überbewerten irgendwelche Gefahren und lassen uns verleiten, unnötigerweise viele Milliarden von Dollars auszugeben; Irrtümer beim Informationsstand führen zu einer politisch inakzeptablen Zahl von Todesopfern bei einer militärischen Friedensmission; oder eine Operation läuft schief. (…) Am Ende erleiden wir vielleicht gar kein Pearl Harbor, sondern nur eine Reihe von Fehlschlägen, angesichts deren sich die Frage nach dem Sinn eines nachrichtendienstlichen Budgets stellt, neben dem die Militärhaushalte der meisten Länder zwergenhaft wirken. Die Nachrichtendienste werden ihr Versagen wegzureden versuchen und mit Recht auf mildernde Umstände plädieren. Aber die Fehler, die wir machen, werden immer größer werden und sich immer mehr häufen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das nachrichtendienstliche Versagen zu einer allgemein anerkannten Tatsache geworden ist. (…) Die Gründe sind einfach genug: Wir haben unsere Basis verlassen – das Sammeln und unvoreingenommene Analysieren von Fakten.«
Kapitel 47
605 »Wir waren fast bankrott« : Aussage Tenets, 9/11-Ausschuss, 14.April 2004; Äußerungen Tenets, Kutztown University, 27.April 2005. Tenet erklärte, er habe eine CIA übernommen, »deren Budget schrumpfte und deren Fachkompetenz sank. (…) Die Infrastruktur für die Anwerbung, Ausbildung und Erhaltung der Mitarbeiter unseres Geheimdienstes – des Potenzials unseres Landes zur personenabhängigen Informationsbeschaffung – war in Auflösung begriffen. (…) Unsere Informationssysteme wurden zur gleichen Zeit obsolet, als sich der größte Wandel in der Informationstechnik zu unseren Lebzeiten vollzog.« mit den fünfzig herausragendsten CIA-Beamten : Zur Liste der CIA-»Pioniere« zählten Robert Ames, der 1983 beim Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut umkam, Dick Bissell, Vater der U-2 und der Schweinebucht, Jamie Critchfield, der die Organisation Gehlen geleitet hatte, Allen Dulles, der Große Weiße Führungsoffizier, Richard Lehman, dessen Memoranden Dulles nach ihrem Gewicht beurteilt hatte, Art Lundahl, der Interpret der Luftaufnahmen in der Raketenkrise um Kuba, Tony Mendez, der große Verkleidungskünstler, und natürlich Frank Wisner, der Inbegriff der verdeckten Aktion.
605 » Die einzige verbliebene Supermacht« : Helms im Gespräch mit dem Autor.
»Das Vertrauen, das die CIA einmal
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