CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
US-Gesandte Rountree, der später als Unterstaatssekretär im Außenministerium das Nahost-Referat leitete, »hat es erstaunlich gut verstanden, eine Situation zu schaffen, in der aufgrund günstiger Umstände und Atmosphäre ein Wechsel durchgesetzt werden konnte. Sicherlich wurde die Sache nicht so gelöst, wie die Beteiligten sie geplant oder wenigstens gehofft hatten, aber sie wurde doch schließlich gelöst.«
In der Stunde seines Ruhms flog Kim Roosevelt nach London. Am 26.August um zwei Uhr nachmittags wurde er vom Premierminister in Downing Street Nr. 10 empfangen. Winston Churchill war »in schlechter Verfassung«, so berichtete Roosevelt, er sprach undeutlich und litt an Blickfeldverengung und Gedächtnisschwäche: »Die Initialen CIA sagten ihm gar nichts, aber er ahnte vage, dass Roosevelt irgendwie mit seinem alten Freund Bedell Smith zusammenhängen musste.«
Im Weißen Haus wurde Roosevelt in höchsten Tönen als Held gepriesen. Der Glaube an die Zauberkraft der verdeckten Aktion erhielt Auftrieb. »Wie ein Buschfeuer verbreiteten sich in Washington fantastische Gerüchte über den ›Staatsstreich‹«, so erinnert sich Ray Cline, einer der CIA-Staranalysten. »Allen Dulles sonnte sich im Ruhmesglanz dieser Großtat.« Aber nicht alle sahen im Fall Mossadeghs einen Sieg. »Das Problem«, so schreibt Cline, »bei diesem scheinbar glänzenden Erfolg« bestand »in dem durch ihn hervorgerufenen übertriebenen Eindruck von der Macht der CIA. Er war kein Beweis dafür, dass die CIA Regierungen stürzen und Herrscher einsetzen konnte; er war ein Einzelfall, in dem gerade zur richtigen Zeit in der richtigen Weise das richtige Quantum Beihilfe geleistet wurde.« Dadurch dass die CIA sich die Gefolgschaft von Soldaten und Straßengesindel gekauft hatte, konnte sie den Gewaltpegel schaffen, der zur Durchführung eines Putsches ausreichte. Geldsummen wanderten in bestimmte Hände, und diese Hände führten einen Regimewechsel herbei.
Der Schah kehrte auf den Thron zurück und manipulierte die nächsten Parlamentswahlen, wobei er sich zur Verstärkung die von der CIA gekauften Straßenbanden holte. Drei Jahre lang verhängte er das Kriegsrecht über das Land und festigte seine Herrschaft. Er wandte sich an die CIA und die amerikanische Militärmission mit der Bitte, ihm bei der Sicherung seiner Macht durch den Aufbau eines neuen Nachrichtendienstes zu helfen, der unter dem Namen SAVAK bekannt wurde. Die CIA wollte, dass der SAVAK für sie die Sowjets ausspionierte. Der Schah wollte, dass eine Geheimpolizei seine Macht absicherte. Der SAVAK, ausgebildet und ausgerüstet von der CIA, zwang dem Land 20 Jahre lang seine Herrschaft auf.
Der Schah wurde zum Kernstück der amerikanischen Außenpolitik in der Welt des Islam. Noch jahrelang vertrat nicht der US-Botschafter, sondern der Leiter des CIA-Büros die Vereinigten Staaten beim Schah. Die CIA verwuchs fest mit der iranischen Politik und begab sich in »eine leidenschaftliche Umarmung mit dem Schah«, so Andrew Killgore, von 1972 bis 1976 Beamter des Auswärtigen Dienstes beim US-Botschafter – der Richard Helms hieß.
Der Putsch im Iran »galt als der größte Einzelerfolg der CIA«, so Killgore weiter. »In höchsten Tönen wurde er als großer Sieg der amerikanischen Nation gepriesen. Hier hatten wir die ganze politische Richtung eines Landes verändert.« Eine Generation von Iranern wuchs heran in dem Wissen, dass die CIA den Schah an die Macht gebracht hatte. Als die Zeit reif war, kehrte das Chaos, das die CIA in den Straßen von Teheran angerichtet hatte, zurück und suchte nun die Vereinigten Staaten heim.
Die Illusion, die CIA könne mit Taschenspielertricks einen Staat umstürzen, war verführerisch. Sie lockte die Agency in Mittelamerika in eine Schlacht, die 40 Jahre lang andauerte.
10 »Bomben wiederhole: bomben«
Wenige Tage nach Weihnachten 1953 parkte Colonel Al Haney seinen neuen Cadillac vor einem heruntergekommenen Luftwaffenstützpunkt in Opa-Locka, Florida. Er stieg aus, stand neben dem Auto auf dem Asphalt und ließ den Blick über sein neues Reich schweifen: drei zweistöckige Kasernen am Rande der Everglades. Die menschlichen Trümmer, die er als Leiter des CIA-Büros in Südkorea hinterließ, hatte er unter dem Leichentuch strengster Geheimhaltung begraben. Dann hatte er sich einen neuen Kommandoposten erschlichen. Dieser 39-jährige stattliche, frisch geschiedene Schurke mit seiner forschen Militäruniform am athletischen
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