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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Befehl, noch mehr Straßengangster anzuheuern. Geistliche wurden als Boten ausgesandt, um den höchsten schiitischen Ajatollah des Iran zur Ausrufung eines heiligen Krieges zu überreden.
    Doch daheim in der Zentrale war Wisner der Verzweiflung nahe. An jenem Tag las er das Urteil der besten CIA-Analysten: »Das Scheitern des Militärputsches in Teheran unterstreicht ebenso wie die Flucht des Schahs nach Bagdad, dass Premierminister Mossadegh die Lage weiterhin im Griff hat, und es steht zu befürchten, dass er bald drastischere Maßnahmen ergreifen wird, um jede Opposition auszuschalten.« Am späten Abend des 17.August sandte er eine Mitteilung nach Teheran, in der es hieß, sofern Roosevelt und Henderson nicht überzeugende Gegenargumente hätten, solle man den Staatsstreich gegen Mossadegh beenden. Einige Stunden später, irgendwann nach zwei Uhr morgens, rief Wisner außer sich vor Wut bei John Waller an, der in der CIA-Zentrale für die Iran-Planung zuständig war.
    Der Schah, so Wisner, sei nach Rom geflohen und habe sich im Hotel Excelsior einquartiert. Und da »gab es eine böse, böse Überraschung. Raten Sie mal, welche.«
    Waller konnte sich nichts vorstellen.
    »Denken Sie an das Schlimmste, was Ihnen einfällt«, sagte Wisner.
    »Er wurde von einem Taxi überfahren und kam ums Leben«, gab Waller zurück. »Nee, nee, nee«, erwiderte Wisner. »John, vielleicht wissen Sie nicht, dass Dulles beschlossen hat, seinen Urlaub zu verlängern und noch nach Rom zu fahren. Können Sie sich jetzt denken, was passiert ist?«
    Waller fragte zurück: »Dulles überfuhr ihn mit seinem Auto und tötete ihn?«
    Wisner fand das gar nicht komisch.
    »Beide sind«, erklärte er, »im selben Moment an der Rezeption des Excelsior aufgetaucht. Und Dulles musste sagen: ›Nach Ihnen, Majestät.‹«
    »Eine leidenschaftliche Umarmung«
    Im Morgengrauen des 19.August versammelte sich der von der CIA gekaufte und zum Aufruhr bereite Pöbel in Teheran. Busse und Lastwagen, angefüllt mit Angehörigen der im Süden des Landes lebenden Stämme, deren Oberhäupter von der CIA bezahlt waren, trafen in der Hauptstadt ein. William Rountree, damals als Gesandter zugleich Stellvertreter von Botschafter Henderson, bezeichnete das, was dann passierte, als »eine fast spontane Revolution«.
    »Es begann«, so erzählt er, »mit der öffentlichen Darbietung eines Fitness- oder Turnvereins – sie stemmten Hanteln und schwangen Ketten und dergleichen mehr.« Es waren Gewichtheber und Muskelmänner, wie sie im Zirkus auftreten, die die CIA für diesen Tag angeheuert hatte. »Sie riefen Slogans kontra Mossadegh und pro Schah und marschierten durch die Straßen. Viele andere schlossen sich an, und bald wurde daraus eine ansehnliche Demonstration zugunsten des Schahs und gegen Mossadegh. Der Ruf ›Lang lebe der Schah‹ hallte durch die ganze Stadt, und die Menge zog zu einem Gebäude, in dem auch der Sitz von Mossadeghs Kabinett war; dort nahmen die Demonstranten hohe Regierungsmitglieder fest, setzten vier Zeitungsredaktionen in Brand und verwüsteten das Büro einer Mossadeghfreundlichen Partei. In der Menge befanden sich zwei führende Geistliche. Einer von ihnen war Ajatollah Achmed Kaschani. An dessen Seite ging sein 51-jähriger treuer Anhänger Ajatollah Ruhollah Musawi Chomeini, der spätere Staatschef des Iran.
    Roosevelt befahl seinen iranischen Agenten, das Telegrafenamt, das Propagandaministerium sowie die Polizeizentrale und das Hauptquartier der Armee zu überfallen. Am Nachmittag, nach einem Gefecht, bei dem mindestens drei Menschen ums Leben kamen, waren die Agenten der CIA bei Radio Teheran auf Sendung. Roosevelt begab sich zu Sahedi, der immer noch in dem von Rocky Stone bewachten Versteck saß, und erklärte ihm, er müsse sich nun zum Ministerpräsidenten ausrufen. Sahedi war derart erschrocken, dass Stone ihm den Waffenrock zuknöpfen musste. An jenem Tag starben auf den Straßen Teherans mindestens 100 Menschen.
    Und mindestens 200 weitere kamen ums Leben, als die kaiserliche Garde unter Führung der CIA das heftig verteidigte Haus Mossadeghs angriff. Der Premierminister konnte fliehen, ergab sich jedoch am folgenden Tag. Die nächsten drei Jahre verbrachte er im Gefängnis und weitere zehn – bis zu seinem Tode – unter Hausarrest. Roosevelt übergab Sahedi eine Million Dollar in bar, und der neue Premier begann, jede Opposition niederzuwalzen und Tausende politischer Häftlinge einzusperren.
    »Die CIA«, so der

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