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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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doppelte Kommandokette auf. Die eine war zuständig für Sahedis Militärsekretariat, die andere für politische Kriegführung und den Propaganda-Feldzug. Beide sollten ihre Berichte direkt an Frank Wisner weitergeben. Kim Roosevelt flog nach Beirut, reiste durch Syrien und den Irak bis in den Iran und nahm Kontakt zu den Raschidian-Brüdern auf. Dann wartete die CIA auf grünes Licht vom Präsidenten der Vereinigten Staaten.
    Am 11.Juli kam es. Und von da an ging fast alles schief.
    »Nach Ihnen, Majestät«
    Bereits vor dem Tag eins war die Geheimhaltung der Mission geplatzt. Am 7.Juli hörte die CIA eine Sendung des Tudeh-Rundfunks ab. Der Geheimsender warnte die Iraner: die amerikanische Regierung arbeite, zusammen mit mehreren »Spionen und Verrätern«, darunter General Sahedi, darauf hin, »die Regierung Mossadegh zu beseitigen«. Mossadegh hatte, unabhängig von der Tudeh-Partei, seine eigenen Quellen im militärischen und politischen Nachrichtendienst, und er wusste, was ihm bevorstand.
    Dann musste die CIA entdecken, dass sie für ihren Putsch keine Truppen hatte. General Sahedi verfügte über keinen einzigen Soldaten. Die Agency hatte keinen Stadtplan mit den Militärstandorten in Teheran und keine Dienstliste der iranischen Armee. Kim Roosevelt wandte sich an Brigadier General Robert A. McClure, den Vater der amerikanischen Sondereinsatztruppen. McClure war im Zweiten Weltkrieg Eisenhowers Nachrichtendienstchef, leitete im Koreakrieg die Heeresabteilung für psychologische Kriegführung und spezialisierte sich auf die Beaufsichtigung der gemeinsamen Operationen mit der CIA. Er hatte Seite an Seite mit Dulles und Wisner gearbeitet und traute keinem von beiden über den Weg.
    In Teheran arbeitete McClure als Leiter der amerikanischen Militärberatergruppe, die 1950 eingerichtet worden war, um aufstrebenden iranischen Offizieren mit Ausrüstung, Ausbildung und Ratschlägen zur Seite zu stehen. Im Rahmen des von der CIA geführten Nervenkrieges brach er die amerikanischen Kontakte zu Mossadegh-treuen Kommandeuren ab. Roosevelt war ganz und gar auf McClure angewiesen, wenn er sich ein Bild vom iranischen Militär und von den politischen Sympathien der hohen Offiziere machen wollte. Eisenhower bestand höchstpersönlich darauf, dass McClure nach dem Staatsstreich einen zweiten Stern erhielt, und verwies ausdrücklich auf seine »hervorragenden Beziehungen zum Schah und zu anderen hochrangigen Personen, an denen wir Interesse haben«. Ein Oberst, der als iranischer Verbindungsmann zu McClures Militärberatergruppe gedient hatte, wurde nun von der CIA für die Durchführung des Staatsstreichs angeworben. In einer heimlichen Rekrutierungsaktion konnte er etwa 40 weitere Offizierskollegen gewinnen.
    Jetzt fehlte nur noch der Schah.
    Ein Colonel der CIA, Stephen J. Meade, flog nach Paris, um dort die resolute und unpopuläre Zwillingsschwester des Schahs, Prinzessin Aschraf, abzuholen. Im Szenario der CIA wurde sie gebraucht; sie sollte aus dem Exil zurückkehren und den Schah überreden, sich hinter General Sahedi zu stellen. Aber die Prinzessin war nicht zu finden. Schließlich spürte sie der britische Geheimdienstagent Asadollah Raschidian an der französischen Riviera auf. Erst nach weiteren zehn Tagen konnte sie dazu gebracht werden, in eine Verkehrsmaschine nach Teheran zu steigen. Zu den Ködern gehörte neben einer großen Geldsumme und einem Nerzmantel, den ihr der britische Nachrichtendienst schenkte, die Zusage von Colonel Meade, für den Fall, dass der Staatsstreich scheiterte, würden die Vereinigten Staaten die kaiserliche Familie finanziell unterstützen. Nach einem heftigen Wortgefecht mit ihrem Zwillingsbruder verließ sie Teheran am 30.Juli in der irrigen Meinung, er habe nun das Rückgrat, das er brauchte. Am 1.August schaltete die CIA General Norman Schwarzkopf ein, der dem Schah zusätzlich Rückhalt geben sollte. In der Befürchtung, sein Palast könnte mit Wanzen bestückt sein, führte der Schah den General in den großen Ballsaal, wo er einen kleinen Tisch in die Mitte des Raumes zog und im Flüsterton sagte, er werde den Staatsstreich nicht mitmachen. Er könne nicht darauf vertrauen, dass die Armee ihn unterstützen werde.
    Die ganze darauffolgende Woche schlich sich Kim Roosevelt immer wieder in den Palast zum Schah, setzte ihn erbarmungslos unter Druck und warnte ihn, seine Weigerung, sich der CIA anzuschließen, könne einen kommunistischen Iran oder »ein zweites Korea« zur Folge

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