CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
und ich, mochten Haney und waren einverstanden mit der Art und Weise, wie er die Sache betrieb. Haneys Operation muss auf mich unbedingt einen positiven Eindruck gemacht haben, denn als die Vorbereitungen für die Schweinebucht liefen, habe ich dafür ein Projektbüro nach seinem Vorbild eingerichtet.«
»Was wir erreichen wollten, war eine Terrorkampagne«
Der »forsche, aber unfähige« Castillo Armas (Originalton Barnes) wartete zusammen mit seiner »winzig kleinen und schlecht ausgebildeten« Rebellentruppe (Originalton Bissell) auf ein Signal der Amerikaner zum Angriff, und zwar unter dem wachsamen Auge von Haneys Mann Rip Robertson, der in Korea einige der verunglückten Guerilla-Operationen geleitet hatte.
Niemand wusste, was geschehen würde, wenn Castillo Armas mit seinen paar hundert Leuten die 5000 Mann starke Armee Guatemalas angreifen sollte. Die CIA unterstützte einen etwa 700 Mitglieder starken antikommunistischen Studentenverband in Guatemala-Stadt mit Geld. Aber die Studenten dienten hauptsächlich, wie Wisner es formulierte, als »Schlägertruppe«, nicht als Widerstandsarmee. Um sicherzugehen, eröffnete Wisner deshalb im Krieg gegen Arbenz eine zweite Front. Er schickte einen der besten CIA-Mitarbeiter, den Leiter der Berliner Operationsbasis Henry Hecksher, nach Guatemala-Stadt mit dem Auftrag, hohe Offiziere zum Aufstand gegen die Regierung zu überreden. Hecksher durfte pro Woche bis zu 10 000 Dollar für Schmiergeld ausgeben, und schon bald konnte er in Arbenz’ Kabinett die Gefolgschaft eines Ministers ohne Geschäftsbereich, Oberst Elfego Monzon, kaufen. Man hatte die Hoffnung, weiteres Geld werde einen Keil in das Offizierskorps treiben, umso mehr als dieses – unter dem doppelten Druck eines von den Vereinigten Staaten verhängten Waffenembargos und der Gefahr einer amerikanischen Invasion – bereits die ersten Risse bekam.
Doch Hecksher gewann bald die Überzeugung, nur ein wirklicher Angriff der Vereinigten Staaten werde das Militär Guatemalas zum Sturz von Arbenz ermutigen. So schrieb er an Haney: »Der ›zündende Funke‹ entsteht nur, wenn man ihnen einheizt – wenn die USA ihnen einheizen«, und zwar durch eine Bombardierung der Hauptstadt.
Außerdem schickte die CIA-Zentrale Haney eine fünf Seiten lange Liste mit Guatemalteken, die als Attentatsopfer in Frage kamen. Die gezielte Tötung hatte das Plazet von Wisner und Barnes. Auf der Liste standen sowohl »führende Regierungsmitglieder und Spitzenvertreter von Organisationen«, die verdächtigt wurden, mit dem Kommunismus zu sympathisieren, als auch »die wenigen Personen in taktisch wichtigen staatlichen und militärischen Schlüsselpositionen, deren Beseitigung aus psychologischen, organisatorischen oder anderen Gründen für den Erfolg eines militärischen Eingreifens unverzichtbar ist«. Castillo Armas und die CIA kamen überein, dass die Mordanschläge entweder während seines triumphalen Einzugs in Guatemala-Stadt oder kurz danach stattfinden sollten. Sie wären eine Botschaft, die unterstreichen würde, dass es den Rebellen ernst war.
Einer der vielen Mythen, mit denen Allen Dulles die Operation »Success« in der amerikanischen Presse umgeben hat, lautete, der schließlich errungene Sieg verdanke sich nicht der Gewalt, sondern einem Meisterstück der Spionage. In Dulles’ Version gelang der Streich einem amerikanischen Spion, der, getarnt als Vogelbeobachter, in der an der Ostseeküste (dem nördlichsten Endpunkt des Eisernen Vorhangs) gelegenen polnischen Stadt Stettin eingesetzt war. Durch sein Fernglas habe er gesehen, wie ein Frachter namens Alfhem tschechische Waffen transportierte. Daraufhin schickte er einen Brief in Form eines Mikropunktes mit der Botschaft »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« an einen CIA-Mitarbeiter in Paris, der dort zur Tarnung in einem Geschäft für Autoersatzteile tätig war und die codierte Mitteilung über Kurzwelle nach Washington weiterleitete. In Dulles’ Version inspizierte ein weiterer Spion heimlich den Laderaum des Schiffes, als es im Nord-Ostsee-Kanal lag. Deshalb wusste die CIA, schon als die Alfhem Europa verließ, dass sie Waffen nach Guatemala transportieren sollte.
Wundervolles Seemannsgarn, in vielen Geschichtsbüchern nacherzählt, aber eine dreiste Lüge – ein Märchen, das einen gravierenden taktischen Fehler kaschierte. In Wahrheit verpasste die CIA das Schiff.
Arbenz war verzweifelt bemüht, das amerikanische Waffenembargo gegen
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