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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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P-38-Kampfjets, so als starteten sie in die Nacht. Präsident Arbenz, der sich bis zur Besinnungslosigkeit betrank, erkannte durch seinen Nebelschleier, dass er von den Vereinigten Staaten angegriffen wurde.
    Am Nachmittag des 25.Juni bombardierte die CIA den Exerzierplatz des größten Militärlagers in Guatemala-Stadt. Das brach den Widerstand des Offizierskorps. Am selben Abend rief Arbenz seine Minister zu sich und teilte ihnen mit, dass Teile der Armee revoltierten. Es stimmte: Ein paar Offiziere hatten heimlich beschlossen, sich auf die Seite der CIA zu schlagen und ihren Präsidenten zu stürzen.
    Am 27.Juni traf Botschafter Peurifoy mit den Putschisten zusammen, und der Sieg war zum Greifen nahe. Aber dann trat Arbenz die Macht an Oberst Carlos Enrique Diaz ab, der eine Militärjunta bildete und gelobte, gegen Castillo Armas zu kämpfen. »Wir sind reingelegt worden«, kabelte Peurifoy. Al Haney schickte allen CIA-Büros eine Mitteilung, in der er Diaz als »Commie-Agenten« bezeichnete. Er befahl einem redegewandten CIA-Mann namens Enno Hobbing, der vor seinem Eintritt in die CIA Chef der Berliner Time -Redaktion gewesen war, sich am folgenden Tag im Morgengrauen ein wenig mit Diaz zu unterhalten. Hobbing überbrachte Diaz die Botschaft: »Oberst, Sie passen nicht in die amerikanische Außenpolitik.«
    Die Junta löste sich sofort in nichts auf, und dann wurden in schneller Abfolge vier weitere gebildet, die immer Amerika-freundlicher wurden. Botschafter Peurifoy forderte die CIA auf, sich zurückzuziehen. Am 30.Juni teilte Wisner allen Mitwirkenden telegrafisch mit, es sei nun Zeit, dass »die Ärzte in den Hintergrund treten und die Krankenschwestern den Patienten übernehmen«. Noch zwei Monate taktierte Peurifoy weiter, dann übernahm Castillo Armas das Präsidentenamt. Im Weißen Haus wurde er mit einem Salut aus 21 Gewehren und einem Galadiner empfangen, bei dem der Vizepräsident den folgenden Toast ausbrachte: »Wir in den Vereinigten Staaten«, sagte Nixon, »haben beobachtet, wie das Volk von Guatemala ein Kapitel seiner Geschichte schreibt, das von großer Bedeutung für alle Völker ist. Unter Führung des mutigen Soldaten, der heute Abend unser Gast ist, hat sich das Volk von Guatemala gegen ein kommunistisches Regime erhoben, das bei seinem Zusammenbruch allen anschaulich vor Augen geführt hat, wie hohl, verlogen und korrupt es war.« Für Guatemala begannen 40 Jahre unter Militärherrschern, Todesschwadronen und bewaffneter Repression.
    »Unglaublich«
    Die Männer, die an der Spitze der CIA standen, haben die Operation »Success«, genauso wie zuvor den Putsch im Iran, mit einem Mythos umgeben. Das Motto der »Firma« hieß: Die Mission ist ein Meisterwerk. In Wahrheit »fanden wir gar nicht, dass sie ein großer Erfolg war«, sagt Jake Esterline, der am Ende des Sommers neuer Leiter des CIA-Büros in Guatemala wurde. Gelungen war der Putsch großenteils aufgrund von roher Gewalt und schierem Glück. Doch am 29.Juli 1954, als die CIA im Weißen Haus dem Präsidenten einen offiziellen Lagebericht erstattete, dachte sie sich eine andere Geschichte aus. Am Abend zuvor lud Allen Dulles Frank Wisner, Tracy Barnes, Dave Phillips, Al Haney, Henry Hecksher und Rip Robertson zur Generalprobe in sein Haus in Georgetown. Mit zunehmendem Entsetzen hörte er, wie Haney vom Hundertsten in Tausendste kam – nachdem er eine lange Vorrede über seine heroischen Großtaten in Korea vorausgeschickt hatte.
    »Noch nie habe ich so einen Schwachsinn gehört«, sagte Dulles und wies Phillips an, das Ganze umzuschreiben.
    Im Ostflügel des Weißen Hauses, in einem zur Dia-Schau abgedunkelten Raum, verkaufte die CIA Eisenhower eine geschönte Version der Operation »Success«. Als das Licht wieder eingeschaltet war, richtete sich die erste Frage des Präsidenten an Rip Robertson, den Experten für paramilitärische Operationen.
    »Wie viele Leute hat Castillo Armas verloren?«, wollte er wissen.
    Einen einzigen Mann, erwiderte Robertson.
    »Unglaublich«, sagte der Präsident.
    Beim Einmarsch waren mindestens 43 von Castillo Armas’ Leuten getötet worden, aber niemand widersprach Robertson. Es war eine schamlose Lüge.
    Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte der CIA. Die für Geheimaktionen in Übersee erforderlichen Vertuschungsgeschichten wurden zum integralen Bestandteil des politischen Verhaltens, das sich die Agency in Washington angewöhnte. Bissell sagt es einmal ganz ungeschminkt: »Viele von uns, die

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