CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
zur CIA kamen, fühlten sich bei den Aktionen, die sie als Mitarbeiter durchgeführt haben, nicht an alle Regeln der Moral gebunden.« Er und seine Kollegen waren bereit, den Präsidenten anzulügen, um das Image der Agency zu retten. Und ihre Lügen hatten dauerhafte Folgen.
11 »Und dann kriegen wir Sturm«
»Mittlerweile«, so Senator Mike Mansfield aus Montana im März 1954, »verschwindet alles, was die CIA betrifft, im Nebel der Geheimhaltung – ihre Kosten, ihre Effizienz, ihre Erfolge, ihre Misserfolge.«
Nur ganz wenigen Parlamentariern stand Allen Dulles Rede und Antwort. Sie schützten die CIA durch inoffizielle Unterausschüsse im Bereich Streitkräfte und Haushalt vor den prüfenden Blicken der Öffentlichkeit. Regelmäßig bat er seine Stellvertreter um »Erfolgsgeschichten der CIA, die wir bei der nächsten Anhörung vor dem Haushaltsausschuss verwenden können«. Er hatte keine in petto. Bei seltenen Anlässen war er bereit, aufrichtig zu sein. Zwei Wochen nach Mansfields Kritik stellte sich Dulles hinter verschlossenen Türen den Fragen von drei Senatoren. In seinen schriftlichen Unterlagen heißt es, die rasche Ausweitung der verdeckten Operationen durch die CIA könnte »angesichts der langfristigen Anstrengungen im Kalten Krieg riskant oder sogar töricht« gewesen sein. Ferner räumt er ein, dass »ungeplante, einmalige Eiloperationen nicht nur meist Fehlschläge waren, sondern auch unsere sorgfältigen Vorbereitungen auf längerfristige Aktivitäten torpediert und sogar zunichte gemacht haben«.
Ein solches Geheimnis konnte auf dem Kapitol durchaus gehütet werden. Aber einer der Senatoren wurde zur ernsthaften und zunehmenden Gefahr für die CIA: der Kommunistenjäger Joseph McCarthy. McCarthy und seine Mitarbeiter verfügten über ein Untergrundnetz von Informanten, die gegen Ende des Koreakrieges die Agency im Zorn verlassen hatten. In den Monaten nach Eisenhowers Wahl zum Präsidenten füllten sich McCarthys Aktenordner mit Beschuldigungen, in denen es – wie sein juristischer Chefberater Roy Cohn berichtete – hieß, »die CIA habe unwissentlich zahlreiche Doppelagenten angeheuert – Personen, die zwar für die CIA arbeiteten, aber in Wahrheit kommunistische Agenten waren und den Auftrag hatten, ihr falsche Daten unterzuschieben«. Anders als viele Anschuldigungen, die McCarthy erhoben hat, war diese eine zutreffend. In diesem Punkt hielt der Nachrichtendienst nicht der geringsten Überprüfung stand, und Allen Dulles wusste das. Hätten die Amerikaner in der Hysterie der Kommunistenangst erfahren, dass die CIA in ganz Europa und Asien vom sowjetischen und chinesischen Nachrichtendienst hinters Licht geführt wurde, so wäre die Agency aufgelöst worden.
Als McCarthy in einem Vieraugengespräch zu Dulles sagte, »die CIA sei weder sakrosankt noch gegen Nachforschungen gefeit«, wusste der Direktor, dass es um ihr Überleben ging. Foster Dulles hatte, um vor aller Augen den Heiligen zu spielen, McCarthys Bluthunden sein Haus geöffnet und damit dem Außenministerium für ein ganzes Jahrzehnt verheerenden Schaden zugefügt. Allen Dulles hingegen wehrte sie ab. Er verhinderte den Versuch des Senators, seinen CIA-Mann Bill Bundy vorzuladen, der aus altmodischer Kollegentreue dem als kommunistischer Spion verdächtigten Alger Hiss 400 Dollar für seinen Prozess gespendet hatte. Er wollte nicht zulassen, dass McCarthy die Peitsche gegen die CIA schwang.
In der Öffentlichkeit vertrat er Prinzipien, aber zugleich organisierte er eine skrupellose Geheimoperation gegen den Senator. In groben Zügen ist diese Kampagne in der geheimen Aussage enthalten, die ein CIA-Mitarbeiter vor McCarthys Senatsausschuss und dem 28-jährigen Robert F. Kennedy (damals für die Demokraten Rechtsberater des Gremiums) machte und die 2003 von der Geheimhaltung befreit wurde. Genau dargestellt wird sie in einer 2004 freigegebenen historischen CIA-Studie.
Nach seinem Tête-à-Tête mit McCarthy bildete Dulles ein Team aus CIA-Leuten, die einen Spion oder eine Wanze – am besten beides – in das Büro des Senators einschmuggeln sollten. Abgeschaut war die Methode bei J. Edgar Hoover: Schmutz sammeln und dann damit werfen. Dulles wies James Angleton, den Zar seiner Spionageabwehr, an, McCarthy und seinen Stab auf irgendeinem Wege mit Falschinformationen zu versorgen, um ihn zu diskreditieren. Angleton überredete James McCargar – jenen Mann, den Wisner als einen der Ersten angeheuert hatte –, McCarthy
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