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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Guatemala zu umgehen. Er hoffte, sich die Loyalität seiner Offiziere sichern zu können, wenn er sie bewaffnete. Henry Hecksher hatte berichtet, die Bank von Guatemala habe 4,86 Millionen Dollar über ein Schweizer Konto an ein tschechisches Waffenlager überwiesen. Aber die CIA verlor die Fährte. Es folgten vier Wochen hektischer Suche, bis die Alfhem im guatemaltekischen Hafen Puerto Barrios anlegte. Erst nachdem die Ladung gelöscht war, erfuhr die US-Botschaft, dass an der Küste eine Lieferung mit Gewehren, Maschinengewehren, Haubitzen und anderen Waffen eingetroffen war.
    Die Ankunft der Waffen – viele davon verrostet und unbrauchbar, einige mit einem Hakenkreuz versehen, das Alter und Herkunft anzeigte – war für die US-Propaganda ein gefundenes Fressen. Foster Dulles und das Außenministerium übertrieben Umfang und militärische Bedeutung der Ladung ganz erheblich und verbreiteten die Meldung, Guatemala sei mittlerweile Teil einer sowjetischen, auf die Unterwanderung der westlichen Hemisphäre gerichteten Verschwörung. John McCormack, der zukünftige Sprecher des Repräsentantenhauses, bezeichnete die Lieferung als Atombombe in Amerikas Hinterhof.
    Botschafter Peurifoy erklärte, die Vereinigten Staaten befänden sich im Krieg. »Nur direktes militärisches Eingreifen wird Erfolg haben«, heißt es in seinem Telegramm an Wisner vom 21.Mai. Drei Tage später begann die US-Marine gegen Guatemala eine Seeblockade mit Kriegsschiffen und U-Booten, die gegen internationales Recht verstieß.
    Am 26.Mai überflog eine CIA-Maschine im Tiefflug den Präsidentenpalast und warf Flugblätter über dem Hauptquartier der Präsidentengarde, der militärischen Elite in Guatemala-Stadt, ab. »Kämpft gegen den kommunistischen Atheismus!«, war darauf zu lesen, und: »Kämpft mit Castillo Armas!« Es war ein geschickter Schlag. »Ich denke«, so Tracy Barnes an Al Haney, »es ist ziemlich egal, was auf den Flugblättern steht.« Er hatte recht. Was zählte, war die Tatsache, dass die CIA auf ein Land, das noch nie bombardiert worden war, von oben herabstoßen und eine Waffe abwerfen konnte.
    »Was wir erreichen wollten, war eine Terrorkampagne«, so CIA-Mann E. Howard Hunt, der für die Operation im Bereich politische Kriegführung arbeitete, »wir wollten zumal Arbenz, aber auch seine Soldaten in Angst und Schrecken versetzen, genauso wie die deutschen Stukas zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Holland, Belgien und Polen Angst und Schrecken unter der Bevölkerung verbreitet haben.«
    Seit dem 1.Mai 1954, also seit vier Wochen, führte die CIA in Guatemala einen Psycho-Krieg mit Hilfe ihres Piratensenders »Stimme der Befreiung«, den ein Kontrakt-Agent, der Laienschauspieler und talentierte Dramatiker David Atlee Phillips, betrieb. Er hatte das unvorstellbare Glück, dass der staatliche Rundfunk Mitte Mai seine Sendungen unterbrach, weil ein Austausch seiner Antenne geplant war. Phillips setzte sich in aller Seelenruhe auf seine Frequenz, und Hörer, die den staatlichen Rundfunk suchten, fanden dort Radio CIA vor. Die Unruhe in der Bevölkerung steigerte sich zur Hysterie, als der Rebellensender Kurzwellenberichte über fiktive Aufstände und Desertionen, geplante Brunnenvergiftungen und Militärdienst für Kinder ausstrahlte.
    Am 5.Juni flog der pensionierte Chef der guatemaltekischen Luftwaffe zu Somozas Farm in Nicaragua, von wo die Sendungen stammten. Phillips’ Leute füllten ihn mit einer Flasche Whisky ab und brachten ihn dazu, von den Gründen für seine Flucht aus Guatemala zu erzählen. Nachdem das Tonband im Außentonstudio der CIA geschnitten und neu zusammengeklebt worden war, klang es wie ein leidenschaftlicher Appell zum Aufstand.
    »Betrachten Aufstand als Farce«
    Als Arbenz am nächsten Morgen von der Sendung hörte, setzte sein Verstand aus. Er wurde zu dem Diktator, als den die CIA ihn dargestellt hatte. Er hinderte die eigene Luftwaffe am Aufsteigen, aus Angst, seine Flieger könnten desertieren. Dann ließ er die Wohnung eines antikommunistischen Studentenführers, der eng mit der CIA zusammenarbeitete, durchsuchen und fand Beweise für eine US-amerikanische Verschwörung. Er hob die Grundrechte auf und ließ Hunderte von Menschen verhaften, wobei es die Studentengruppe der CIA am härtesten traf. Mindestens 75 von ihnen wurden gefoltert, getötet und in Massengräbern verscharrt.
    »Zunehmende Panik in Regierungskreisen«, kabelte das CIA-Büro am 8.Juni aus Guatemala. Genau das wollte Haney

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