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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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schrieb Goodell in seinem Bericht, »weil sechs Millionen Indonesier für die Kommunistische Partei gestimmt haben.« Die CIA sah in diesem Anstieg »spektakuläre Gewinne«, die den Kommunisten ein »enormes Ansehen« verschafften. Würde sich also Sukarno jetzt Moskau oder Peking zuwenden? Niemand hatte auch nur den leisesten Schimmer.
    Zwischen Goodell, dem Büroleiter der CIA, und Hugh Cumming, dem scheidenden Botschafter der USA in Indonesien, bestand eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit, denn Cumming war der Ansicht, Sukarno sei für amerikanischen Einfluss nach wie vor zugänglich. John M. Allison, der als Botschafter auf Cumming folgte – er hatte zuvor einen Posten als amerikanischer Gesandter in Japan und im Außenministerium als Unterstaatssekretär für Fernostfragen gedient –, wurde von Goodell von Anfang an bekämpft. Die beiden gerieten alsbald in eine schlimme Sackgasse. Sollten die Vereinigten Staaten in Indonesien diplomatische Mittel gebrauchen oder mit Waffengewalt handeln?
    Niemand schien zu wissen, wohin die Außenpolitik der USA zu diesem Zeitpunkt tendierte. Am 19.Juli 1957 gab Charles Pearre Cabell, der Stellvertretende Direktor der CIA, »die Empfehlung ab, der Direktor möge noch einmal versuchen, die politische Haltung des Außenministeriums zu Indonesien zu ermitteln«, heißt es im Sitzungsprotokoll der CIA-Führungsetage. »Der Direktor bekräftigte, dass er dies tun werde.«
    Weißes Haus und CIA entsandten Emissäre zur Lagebeurteilung nach Djakarta. Allan Dulles schickte Al Ulmer, Präsident Eisenhower seinen Sonderberater für Sicherheitsfragen, F. M. Dearborn jr. Nur ungern setzte dieser seinen Präsidenten davon in Kenntnis, dass fast alle Verbündeten Amerikas in Fernost auf wackligen Füßen standen. Tschiang Kai-schek regiere auf Taiwan »als Diktator«. In Südvietnam gebe Präsident Diem eine »One-man-Show«. Die Führung von Laos sei korrupt. Syngman Rhee habe sich bei der südkoreanischen Bevölkerung höchst unbeliebt gemacht.
    Im Indonesien Sukarnos sei das Problem allerdings anders gelagert, meinte Eisenhowers Gewährsmann: Hier handele es sich um »Subversion per Stimmzettel« – das war eben das Risiko einer Demokratie unter voller Bürgerbeteiligung.
    Al Ulmer war der Meinung, er müsse die stärkste antikommunistische Gruppierung Indonesiens ausfindig machen und mit Waffen und Geld unterstützen. »Einen langen und ergebnislosen Nachmittag« führten er und Goodell mit Botschafter Allison einen erbitterten Streit auf der Veranda der Botschaftsresidenz in Djakarta. Die beiden CIA-Vertreter wollten nicht akzeptieren, dass nahezu die gesamte indonesische Armeeführung aus Gründen der Berufsethik regierungstreu, aus persönlicher Überzeugung antikommunistisch und politisch gesehen proamerikanisch war. Sie glaubten, dass die Unterstützung rebellierender Armeeoffiziere durch die CIA Indonesien vor der Übernahme durch die Kommunisten bewahren könne. Damit komme es zur Bildung einer abtrünnigen Regierung auf Sumatra, die sich anschließend der Hauptstadt bemächtigen werde. Nach seiner Rückkehr nach Washington erklärte Ulmer Sukarno zum »hoffnungslosen Fall« und bezeichnete Allison als »weich gegenüber dem Kommunismus«. In diesem Sinne wirkte er auch auf die beiden Dulles-Brüder ein.
    Wenige Wochen später wurde Botschafter Allison, einer der erfahrensten Asien-Experten, die dem Außenministerium verblieben waren, von seinem Posten abberufen und kurzerhand in die Tschechoslowakei versetzt.
    »Ich hatte große Achtung vor Foster und Allen Dulles«, schreibt Allison im Rückblick, »aber sie kannten die Asiaten nicht gut und waren immer geneigt, sie durch die westliche Brille zu sehen.« Im Falle Indonesiens »waren sie beide Antreiber, die darauf drängten, dass sofort etwas getan werden müsse«. Die Berichte des CIA-Büros vor Ort hatten sie in der Überzeugung bestärkt, dass die Kommunisten die indonesische Armee unterwanderten und alsbald kontrollieren würden und dass die CIA diese Bedrohung würde abwenden können. Damit hatte sich die CIA selbst eine Einladung zur Inszenierung eines Aufstands ausgestellt.
    »Eisenhowers Söhne«
    Auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am 1.August 1957 lösten die Berichte der CIA eine Explosion aus, die seit langem geschwelt hatte. CIA-Chef Dulles erklärte, Sukarno habe »den Rubikon überschritten« und werde »von nun an das Spiel der Kommunisten spielen«. Vizepräsident Nixon griff das

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