CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
sind deswegen ein besonderes Ärgernis, weil sie, wie David Bruce in seinem Bericht an Präsident Eisenhower warnend angemerkt hatte, »möglicherweise nicht ›glaubhaft dementiert‹ werden können«. Die amerikanische Urheberschaft war für alle deutlich sichtbar. Gab es keinerlei Abschätzung der »unmittelbaren Kosten von Operationen mit enttäuschendem Ausgang (Jordanien, Syrien, Ägypten u.a.)?«, wird in dem Bericht gefragt. Wer hat »die Auswirkungen auf unsere Stellung in der Welt« durchkalkuliert? Hatte die CIA »all den Wirbel [ausgelöst] und [damit jene] Zweifel an unserer Haltung geweckt, die heute in vielen Ländern der Welt anzutreffen sind? Welche Wirkung wird das auf unsere derzeitigen Verbündeten haben? Wo werden wir morgen stehen?«
»Wir sind im Schlepptau der CIA an die Macht gekommen«
CIA-Chef Allen Dulles rief am 14.Mai 1958 seine Stellvertreter zur regulären morgendlichen Unterredung zusammen. Er nahm sich Wisner vor und riet ihm, »mit sich zu Rate zu gehen« wegen der Vorstellung, die der Dienst im Nahen Osten geliefert hatte. Im Anschluss an den schiefgegangenen Coup in Syrien waren in Beirut und Algier ohne Vorwarnung antiamerikanische Tumulte ausgebrochen. War das etwa Teil einer weltweiten Verschwörung? Dulles und seine Helfer waren der schlichten Ansicht, dass im Nahen Osten wie überall sonst auf der Welt »letztlich die Kommunisten die Strippen ziehen«. Mit wachsender Furcht vor dem Vordringen des sowjetischen Einflusses bildete sich immer dringlicher das politische Ziel heraus, einen Kordon amerikafreundlicher Länder an der Südflanke der Sowjetunion zu schaffen.
Die CIA-Agenten im Irak erhielten den Auftrag, mit Politikern, höheren Militärs, Sicherheitsbeamten und einflussreichen Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten und ihnen Geld und Waffen anzubieten, um auf diesem Wege antikommunistische Bündnisse zu schließen. Am 14.Juli 1958 allerdings, als eine Bande von Armeeoffizieren die proamerikanische Monarchie des Nuri Said im Irak stürzte, lag das CIA-Büro in Bagdad im Tiefschlaf. »Wir wurden von den Ereignissen völlig überrascht«, erzählt Botschafter Robert F. C. Gordon, der damals politischer Beamter in der Botschaft war.
Das neue Regime unter der Führung von General Abdel Karim Kassem durchforstete die Archive der früheren Regierung, und dabei stieß man auf Beweise für die weitgehende Kollusion der CIA mit der Regierung des irakischen Königshauses, etwa durch Bestechungsgelder an die Führer der früheren Leibgarde. Ein bei der CIA unter Vertrag stehender Amerikaner, der sich als Schreiber für eine Scheinfirma der CIA, die American Friends of the Middle East , ausgegeben hatte, wurde in seinem Hotel verhaftet und verschwand spurlos. Alle Angehörigen des CIA-Büros ergriffen die Flucht.
Von da an nannte CIA-Chef Dulles den Irak »den gefährlichsten Ort der Welt«. General Kassem erlaubte sowjetischen Delegationen aus Politik, Wirtschaft und Kultur die Einreise in den Irak. »Wir haben keinen Beweis, dass Kassem Kommunist ist«, heißt es in einem Memo der CIA ans Weiße Haus, aber »wenn nichts unternommen wird, um den Kommunismus an die Kandare zu nehmen, oder die Kommunisten keine taktischen Fehler begehen, wird der Irak vermutlich zu einem von den Kommunisten beherrschten Staat verändert werden.« Angesichts dessen kamen die Leitungskräfte der CIA zu der gemeinsamen Einschätzung, dass sie nicht wüssten, was gegen diese Bedrohung zu tun sei: »Die einzige wirkungsvolle und organisierte Kraft im Irak, die imstande ist, dem Kommunismus Einhalt zu gebieten, ist die Armee. Unsere Grundkenntnisse über die derzeitige Lage in der Armee sind äußerst dürftig.« Dementsprechend war die CIA, die schon eine Schlacht in Syrien und nun eine zweite im Irak verloren hatte, in argen Nöten und tat sich schwer mit Überlegungen, wie der Vormarsch des Kommunismus im Nahen Osten gestoppt werden könne.
Kim Roosevelt, der die Nahost-Abteilung der CIA seit 1950 geleitet hatte, trat nach dem Irak-Desaster zurück und suchte fortan sein Glück als privater Berater von amerikanischen Ölgesellschaften. Er wurde durch James Critchfield ersetzt, der in Deutschland lange Zeit der Verbindungsmann der CIA zu Reinhard Gehlen gewesen war.
Critchfields Interesse an der Baath-Partei erwachte schlagartig, als einige ihrer Killer General Kassem bei einer Schießerei, die allerdings fehlschlug, zu ermorden versuchten. Ein weiteres Mordkomplott von Kassems Offizieren, bei dem
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