Ciao, Don Camillo
heraus und wünschte sich von Peppone auf einer der halben Karten Unterschrift und Widmung.
»Ich stelle sie alle beide in einer Vitrine meines Salons aus, wenn ich nach Amerika zurückkehre!« schrie er und legte sorgfältig das zerrissene Kartenspiel in seine Tasche. »Links das des Pfarrers, rechts das des Bürgermeisters. In der Mitte bringe ich die abgedruckte Story.«
Der Alte war sehr erregt. Dann beruhigte er sich allmählich.
»Die Tatsache, daß sowohl der Pfarrer als auch der Bürgermeister einen Stapel Karten auseinanderbrechen können, ist außerordentlich wichtig«, bemerkte er. »Und die Tatsache ist ebenfalls wichtig, daß der Pfarrer und der Führer der Roten darin übereinstimmen, einen Dritten übers Ohr zu hauen, wenn das Wohl der Gemeinschaft im Spiel ist. Was die Roten betrifft, bleibe ich bei meiner Meinung: eine tausendmalverfluchte Rasse. Aber die Leute in Casalino sollen vor Wut zerplatzen: Das Kinder- und Altenheim mache ich hier! Bereitet bis morgen früh die Statuten vor und gründet einen Aufsichtsrat. Ich will keine Politiker im Aufsichtsrat. Jeder Beschluß des Aufsichtsrats muß von den beiden Präsidenten genehmigt werden, die auf Lebenszeit im Amt bleiben mit dem Recht und der Pflicht zu bestimmen, wer nach ihrem Tod die Nachfolger sind. Und die zwei Präsidenten werden der hier vertretene Pfarrer und der hier vertretene Herr Giuseppe Bottazzi sein, wenn meine Informationen stimmen… «
Der Alte zündete sich eine Zigarette an.
»Bevor wir uns in Bewegung setzen, lassen wir uns von amerikanischen Geschäftsleuten einen detaillierten Bericht über die Orte und die Leute geben, die wir besuchen sollen. Das ist immer sehr nützlich. Gestern habe ich mich sehr amüsiert, als Hochwürden mir gesagt hat, daß es hier keine kommunistische Verwaltung gibt. Heute habe ich mich weniger amüsiert. Aber ich habe etwas gelernt, was ich nicht wußte, und ich kehre etwas ruhiger nach Hause zurück. Beeilt euch, denn morgen will ich alles abschließen. Heute noch werde ich das Gut kaufen.«
Don Camillo kniete vor dem Christus am Hauptaltar nieder.
»Ich bin mit dir nicht zufrieden, Don Camillo«, sagte der Christus. »Ich bin zufrieden darüber, wie sich die anderen verhalten haben: der Alte, Peppone und seine Genossen.«
»Aber wenn ich nicht gewesen wäre, um bei der Sache ein wenig zu schwindeln, dann wäre nichts gut ausgegangen«, entschuldigte sich Don Camillo kleinlaut.
»Das ist unwichtig, Don Camillo. Auch wenn aus dem Bösen, das du begangen hast, etwas Gutes erwächst, so bist du vor Gott für das Böse, das du begangen hast, verantwortlich. Wer das nicht erkennt, erkennt die Stimme Gottes nicht.«
Don Camillo neigte verwirrt das Haupt.
»Gott wird mir verzeihen«, flüsterte er.
»Nein, Don Camillo, er wird dir nicht verzeihen, weil du, wenn du an das Wohl denkst, das durch deine Sünde so vielen Unglücklichen erwachsen wird, niemals Reue empfinden wirst.«
Don Camillo breitete die Arme aus, und sein Herz war voller Traurigkeit, weil er begriff, daß der Christus recht hatte: Er würde niemals Reue empfinden.
Sabotage
Der alte Basetti und Cagnola hatten die größten Pächter der Gegend versammelt.
»Die Ernte rückt näher«, sagte Cagnola. »Deshalb werden wir bald wieder Herzklopfen kriegen. Es wird wieder die übliche Geschichte mit den Tagelöhnern anfangen, die nach halber Arbeit alles hinwerfen und uns sagen, daß sie uns, wenn wir ihnen nicht dieses oder jenes geben, das Getreide auf den Feldern stehen lassen. In Italien gibt es bereits zwei fabrikneue ausländische Mähdreschmaschinen: Sie mögen kosten, soviel sie wollen; wenn wir eine Genossenschaft gründen, kaufen wir beide und können unser gesamtes Getreide mähen und dreschen, ohne irgend jemanden zu brauchen. Und wir werden sie selbst in Gang setzen, so sind wir sicher, daß nicht irgendein Schuft Sabotage betreibt.«
Eine Diskussion begann, und am Ende wurde eine Genossenschaft auf die Beine gestellt, und die Beiträge wurden nach der Größe der jeweiligen Landgüter festgelegt.
Die Sitzung war in aller Heimlichkeit abgehalten worden, dennoch redete man am nächsten Tag im Dorf über nichts anderes als über die beiden Maschinen. Peppone kam unverzüglich zu Cagnola ins Haus.
»Wenn ihr so etwas macht«, sagte Peppone, »nehmt ihr einer Menge Leute ihr Brot weg. Ihr verschlimmert das Problem der Arbeitslosigkeit. Die Tagelöhner haben bereits wenig Arbeit und halten sich kaum über Wasser: Wenn
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