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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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Reaktionäre benötigen.«
    »Aber wenn du alt und gebrechlich sein wirst und nicht mehr arbeiten wirst können, was wirst du tun, wenn es kein Heim gibt, das dich aufnimmt?«
    »Wenn ich einmal alt bin, werden keine Heime mehr gebraucht! Da wird alles schon geregelt sein, und jeder Arbeiter hat dann sein Dach überm Kopf und sein Brot. Ich mache keine Schweinereien.«
    Don Camillo verzichtete, auf diesem Thema zu beharren.
    »Also gut, Peppone. Im Grunde hast ja du recht, und du hast mir eine Lektion in Ehrlichkeit erteilt. Für einen Augenblick hat mir diese riesengroße Wohltat, die so vielen Armen hätte erwachsen können, die Gedanken durcheinandergebracht, und ausgerechnet du, ein Gottloser, mußtest mich an das göttliche Gesetz erinnern: Leg kein falsches Zeugnis ab. Die Vorsehung kann sich auch der Feinde des Glaubens bedienen, um uns den Weg des Glaubens zu zeigen. Was zählt, das ist das Prinzip: Ein Prinzip mit Füßen zu treten ist ein größerer Schaden als jeder andere Schaden, der daraus erwächst, daß man das Prinzip nicht mit Füßen tritt. Leg kein falsches Zeugnis ab, das ist das Prinzip. Ich habe falsches Zeugnis abgelegt und wollte dich dazu bewegen, falsches Zeugnis abzulegen. Armer Don Camillo, du wirst alt, und die Gedanken geraten dir durcheinander. Komm ruhig morgen früh: Ich werde jenem Typen sagen, wie die Dinge wirklich liegen. Wer gesündigt hat, der möge Buße tun.«
    Don Camillo hatte nicht den Mut, sich vor dem gekreuzigten Christus zu zeigen, weil er voller Scham war, und er verbrachte eine sehr schlimme Nacht. Aber er erwartete den Morgen wie eine Befreiung.
    Der Riesenkoffer mit dem Kennzeichen USA hielt vor dem Pfarrhaus, der Fremde stieg geschwind aus und ging entschlossen auf die Tür zu. Peppone, der mit dem Groben, dem Schmächtigen und dem Grauen dort in der Nähe bereit stand, setzte sich in Bewegung und betrat das Pfarrhaus wenige Sekunden später.
    »Das sind der Bürgermeister und die Vertreter des Gemeinderats«, erläuterte Don Camillo dem Fremden.
    »Gut!« rief der Alte befriedigt aus und verteilte seinen kräftigen Händedruck. »Hochwürden wird euch schon alles erzählt haben.«
    »Ja«, murmelte Peppone.
    »Ausgezeichnet. Also, von welcher Partei seid ihr? Klerikale?«
    »Nein«, antwortete Peppone.
    »Was dann?« forschte der Fremde nach.
    »Unabhängige«, sagte der Schmächtige.
    »Das ist besser, als klerikal zu sein«, rief der Alte fröhlich. »Auch vor den Priestern sieh dich vor! Ihr seid Unabhängige und deshalb frei und somit erklärte Feinde dieser verfluchten Roten! Sehr gut. Für diese verfluchten Gottlosen gibt es nur eine Möglichkeit: Prügel und Rhizinusöl! Hab ich vielleicht nicht recht?«
    »Richtig«, sagte Peppone.
    »Richtig«, stimmten der Graue, der Grobe und der Schmächtige finster zu.
    »Diese verfluchten Roten…« wiederholte der Alte.
    Aber Don Camillo griff ein, weil er es nicht mehr aushielt.
    »Schluß!« schrie er. »Diese Komödie muß nun zu Ende gehen.«
    »Komödie?« wunderte sich der Alte.
    »Ja«, erklärte Don Camillo, »gestern habe ich Euch so aufgebracht gesehen, daß ich, um Euch zu beruhigen, die Wahrheit entstellt habe: Auch hier ist es wie in Casalino. Der Bürgermeister ist ein Kommunist, und Kommunisten sind auch diese anderen Mitglieder des Gemeinderats.«
    Der Alte grinste:
    »Also wolltet Ihr mich übers Ohr hauen!«
    »Nein«, antwortete Peppone ruhig. »Wir wollten ganz einfach nur den Armen Hilfe bringen. Aus Liebe zu den armen Leuten kann man auch eine Kröte hinunterschlucken.«
    Der Alte wurde rot.
    »Und die berühmte Taktik?« fragte er Don Camillo ironisch.
    »Die gilt immer«, antwortete Don Camillo entschlossen. »Sie gilt heute, so wie sie gestern galt.«
    Der Alte war vor Bosheit ganz aufgeblasen.
    »Wenn sie heute gilt, wie sie gestern galt, warum erklären Sie sie nicht auch dem Herrn Bürgermeister?«
    Don Camillo biß die Zähne zusammen, und nachdem er die gewohnte Lade geöffnet hatte, holte er ein anderes Kartenspiel hervor.
    »Da«, erläuterte er, indem er eine Karte vorzeigte: »Auch ein dreijähriges Kind könnte sie zerreißen. Aber wenn die vierzig Karten übereinander sind, könnte niemand den Stapel auseinanderbrechen… «
    »Augenblick mal«, sagte Peppone und griff ins Geschehen ein. Er nahm Don Camillo den Kartenstapel aus der Hand, drückte ihn in seine Pranken und riß ihn entzwei.
    »Außerordentlich!« brüllte der Alte. »Weltmeisterlich!«
    Dann zog er seine Füllfeder

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