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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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ihr ihnen auch noch die Erntezeit wegnehmt, was sollen sie dann tun?«
    Cagnola breitete die Arme aus:
    »Es tut mir leid«, erwiderte er, »aber so gesehen, müßten wir auch die Grasschneidemaschinen, die Saatmaschinen, die Nähmaschinen und so weiter wegwerfen. Der Fortschritt geht voran, lieber Herr Bürgermeister, und gerade ihr, die ihr den technischen Fortschritt Rußlands hochlobt und die Mechanisierung der russischen Landwirtschaft, die herumfahrenden russischen Mühlen, die russischen Traktoren und so weiter und so weiter, ihr solltet eigentlich die letzten sein, die den Mund auf tun dürfen.«
    »In Rußland ist das etwas anderes«, entgegnete Peppone. »In Rußland gehört der Boden allen, und daher besteht das Problem darin, ihn bestmöglich zu nutzen, bei geringster Mühe. In Rußland existiert das Problem der Arbeitslosigkeit nicht, und die Leute haben immer zu essen. Hier nehmt ihr, wenn ihr eine Maschine einsetzt, hundert Menschen das Brot weg.«
    »Nicht nur die landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter müssen essen, auch die Arbeiter in den Fabriken müssen essen. Wenn man die Fabriken schließen muß, was essen dann die Fabrikarbeiter?«
    Peppone argumentierte nicht weiter.
    »Ich habe euch auf die Verantwortung hingewiesen, die ihr auf euren Rücken nehmt«, schloß er. »Was den Rest betrifft, richtet es euch ein, wie ihr wollt.«
    Das Klima begann sich zu erhitzen, und Don Camillo ging, um ein wenig zu plaudern, zu Cagnola und Basetti.
    »Ich habe den Eindruck, daß ihr euch da in einen großen Schlamassel hineingeritten habt«, sagte Don Camillo: »Die Roten sind wütend. Ich würde euch raten, vorsichtig zu sein.«
    Cagnola sah ihn verwundert an:
    »Das ist zum Lachen!« rief er. »Gerade Ihr, Hochwürden, habt uns immer gesagt, daß die Stärke der anderen vor allem unsere Angst ist, und gerade Ihr kommt nun mit solchen Geschichten daher, wo wir endlich einmal Mut zeigen!«
    Don Camillo schüttelte den Kopf:
    »Hier handelt es sich nicht um eine Frage des Muts. Das ist eine Frage, die nichts mit Politik zu tun hat: Hier geht es um das Brot für eine Menge armer Leute. Wenn eine mutige Tat Leute zum Hungern bringt, dann handelt es sich nicht mehr um Mut, sondern um Anmaßung. Man darf Recht nicht mit Gewalt verwechseln.«
    Basetti bemerkte, daß eine solche Rede, wenn schon, dann Peppone halten dürfte, der ja der Kommunistenchef war, aber nicht der Pfarrer.
    Basetti: »Anmaßung und Gewaltakte finden statt, wenn man irgend jemandes Recht verletzt. Welches Recht verletzen wir denn?«
    »Das Recht der Leute, zu essen«, antwortete Don Camillo ruhig.
    »Hochwürden, der Fortschritt…«
    »Der Fortschritt ist etwas, das sich in der Zukunft entwickelt, der Hunger ist etwas, das heute da ist.«
    Cagnola breitete die Arme aus:
    »Wenn man bei jeder Erfindung, die die Menschen machten, so argumentiert hätte, dann gäbe es heute keine Maschinen!«
    »Abgesehen davon, daß es weit besser wäre, wenn es keine Maschinen gäbe«, erwiderte Don Camillo, »ist das hier keine Frage des Fortschritts. Ihr kauft die Maschinen aus purer Rache.«
    »Aus Rache, so ein Quatsch! Hier gibt es übelmeinende und schlecht beratene Leute, die uns erpressen wollen, und so dienen uns die Maschinen als Verteidigungswaffe!«
    Don Camillo lächelte:
    »Da steckt der Fehler. Ihr habt ein Gerät zur Verteidigung gekauft, aber ihr gebraucht es zum Angriff. Ihr habt eine Flinte dort hängen, um euch vor Dieben zu schützen. Warum schießt ihr denn dann nicht jetzt gleich?«
    Cagnola zuckte die Achseln:
    »Ich werde schießen, wenn ich irgendeinen Dieb überrasche, der meine Sachen stehlen will.«
    »Richtig. Warum gebrauchst du also die Waffe der Maschinen, bevor dich jemand in die Lage versetzt hat, dich verteidigen zu müssen?«
    Da brüllte Basetti los:
    »Und was sollten wir also tun?«
    »Ihr könntet, zum Beispiel, die Maschinen nicht verwenden. Ruft die Tagelöhner und sagt ihnen klipp und klar: Entweder benehmt ihr euch wie Gentlemen und versucht nicht, uns am Kragen zu packen, oder wir werden an eurer Stelle die Maschinen einsetzen. In diesem Fall bewegen wir uns im Bereich der legitimen Verteidigung.«
    »Das ist ja zum Lachen! Wir haben einen Haufen Geld ausgegeben, um dann die Maschinen in der Garage stehenzulassen. Und den Schaden, wer zahlt ihn?«
    »Fate vobis, macht wie ihr wollt«, seufzte Don Camillo: »Ich hatte die Pflicht, euch zu erinnern, daß ihr, wenn ihr das tut, eine große Anzahl armer Leute zum Hungern

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