Ciao, Don Camillo
plötzlichen Entschluß und sprang aus dem Bett.
»Es gibt nur einen Ausweg«, rief er. »Ich gehe.«
Die Frau versuchte, ihn wieder zur Vernunft zu bringen:
»Laß alle neuen Sachen sausen. Sie sollen nur alles beschlagnahmen und verkaufen von diesem verfluchten Zeug. Es bleiben uns immer noch das alte Haus und die alte Werkstatt. Wir fangen wieder von vorne an.«
»Nein!« brüllte Peppone entsetzt. »Ich kann nicht in die alte Werkstatt und ins alte Haus zurückkehren. Ich kann nicht. Es wäre eine schreckliche Demütigung. Ich muß weggehen. Du wirst sagen, daß ich in die Berge zur Kur habe müssen. Inzwischen versuche ich, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Hier kann ich nicht denken. Ich habe niemanden, mit dem ich mich beraten kann. Ich schließe hier nichts ab und laß alles in der Luft hängen… Wenn die Dinge sich schlecht entwickeln, dann werden sie sagen, daß das wegen meiner Erkrankung so ist… Es ist unmöglich, zurückzugehen und dadurch all diesen Verdammten, die etwas gegen mich haben, eine solche Genugtuung zu geben.«
Die Frau faßte nicht nach:
»Mach, wie du willst.«
»Mein Lastwagen bleibt mir ja«, erklärte Peppone. »Er wird mir nützen. Ich weiß nicht, wo ich landen werde, aber du wirst Nachrichten von mir bekommen. Sage niemandem etwas, auch wenn sie dir die Kehle durchschneiden.«
Um zwei Uhr nachts startete Peppone den Lastwagen und fuhr los. Niemand sah ihn. aber zu jener Stunde gab es im Dorf Leute, die immer noch über ihn redeten.
»Sie sind wie der Teufel auf ihn los und haben es ausgenutzt, daß er krank ist«, sagten die einen.
»Die Krankheit ist eine Ausrede, um das Fiasko zu verdecken«, sagten seine Gegner.
»Es ist eine Schweinerei.«
»Es geschieht ihm recht.«
»Das wichtigste ist, daß er gesund wird und wieder seinen Platz in der Gemeinde einnimmt.«
»Wenn er nur einen Funken Anstand besitzt, dann reicht er seinen Rücktritt als Bürgermeister ein!«
Hunderte von Mäulern redeten noch über Peppone, als dieser in seinem alten Lastwagen flüchtete und vom schrecklichen Komplex des Bourgeois verfolgt wurde, der in den Dörfern bei allen Schichten seine Opfer findet, auch bei den proletarischen.
Tage vergingen. Nach der Nachricht von der Pfändung kam ins Dorf die Bekanntmachung, daß Peppones neue Maschinen versteigert würden.
»Herr Jesus«, sagte Don Camillo zum Christus und zeigte ihm die Ankündigung in der Zeitung, »wie Ihr seht, gibt es doch einen Gott!«
»Und das sagst du mir?« fragte der Christus lächelnd.
Don Camillo neigte verwirrt sein Haupt.
»Verzeiht meine Dummheit«, murmelte er.
»Die Dummheit, die auf deine ungelenke Zunge zurückgeht, Don Camillo, kann man entschuldigen. Aber nicht die andere, die aus deiner tiefen Überzeugung herrührt. Gott beschäftigt sich nämlich nicht mit Pfändungen und Versteigerungen. Was jetzt Peppone zustößt, geschieht unabhängig von seinen Sünden. So wie es auch nicht von irgendeiner verborgenen Tugend abhängt, wenn unehrenhafte Menschen Glück im Geschäftsleben haben.«
»Herr Jesus, er hat Euren Namen gelästert, und es ist gerecht, daß er seine Strafe bekommt. Alle braven Leute im Dorf sind überzeugt, daß er diese Schwierigkeiten gekriegt hat, weil er die Segnung seines Hauses abgelehnt hat.«
Der Christus seufzte:
»Und was würden all die braven Leute im Dorf sagen, wenn dagegen Peppones Geschäfte gutgegangen wären? Daß das geschehen war, weil er die Segnung des Hauses abgelehnt hatte?«
Don Camillo breitete die Arme aus:
»Herr Jesus: relata refero… Die Leute…«
»Die Leute? Was heißt das,>die Leute Leute werden niemals ins Paradies gelangen. Weil Gott jeden nach seinen Verdiensten und seinen Sünden beurteilt, und es keine Massenverdienste- und sünden gibt. Es gibt keine Gruppensünden, sondern nur die persönlichen. Es gibt auch keine kollektive Seele. Jeder wird allein geboren und stirbt allein, und Gott betrachtet die Menschen nicht als Herde. Weh dem, der auf sein persönliches Gewissen verzichtet, um an einem kollektiven Gewissen und an einer ebensolchen Verantwortung teilzunehmen!«
Don Camillo senkte den Kopf:
»Herr Jesus, die öffentliche Meinung hat ein gewisses Gewicht… «
»Ich weiß: Es war die öffentliche Meinung, die mich ans Kreuz geschlagen hat.«
Der Tag der Versteigerung kam, und aus der Stadt stürzten sich die Geier ins Dorf. Sie waren perfekt organisiert und teilten untereinander Peppones »Überreste« auf, ohne viel Geld
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