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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Augäpfel unter den Lidern hin und her bewegten, tänzelte der Iltis auf Mikes Schoß herum. Das Tier erstarrte in seiner Bewegung, als sich Ciaras Mund leicht öffnete und die Zunge die Lippen befeuchtete, auf denen noch Reste von getrocknetem Blut klebten.
    Zitternd vor Anspannung starrte das Frettchen Ciara an, die in diesem Moment ihre Augen aufschlug.
     
    »Geh runter von mir, du elender Bastard!« Das Kreischen einer Furie weckte ihn, ein brutaler Stoß, und dann glaubte er, vor Schmerzen beinahe das Bewusstsein verlieren zu müssen. Ein unkontrollierter Schrei entrang sich seiner Kehle.
    Sein gebrochener Arm war durch die Wucht des Stoßes aus der Schiene geglitten und gegen den Bettpfosten geprallt. Unter einem Tränenschleier, halb blind vor Schmerzen, tastete er nach der Gipsschiene, entdeckte sie wenige Handlängen neben sich, bettete seinen geschundenen Arm hinein, zog die Kanüle und drückte mit dem Zipfel eines Kissens so lange auf die Vene, bis die Blutung stoppte. Das pulsierende Brennen, das von seinem Arm durch seinen Körper wogte, brachte ihn erneut an den Rand einer Ohnmacht. Indem er sich darauf konzentrierte, den Verband vom Oberarm aus um Schiene und Arm bis hinunter zum Handgelenk zurückzuwickeln und mithilfe der Klammern zu befestigen, gelang es ihm, dagegen anzukämpfen. Erst jetzt schaute er zu Ciara auf. Durch die staubigen und verschmierten Brillengläser erkannte er, dass sich neue, sarkastische Züge in ihr Gesicht eingegraben hatten. Sie blickte auf ihn hinab und spottete: »Hat Ciara dir wehgetan? Oh, armer, kleiner Schwachkopf!«
    Als Mike nicht antwortete, rief Ciara: »He, ich rede mit dir, Kleiner!«, und verpasste Mike einen Fausthieb vor die Stirn. Er schnellte empor und musste erneut gegen den Schwindel ankämpfen. »Hey, dir haben sie wohl das Gehirn vernebelt? Verpiss dich!«, schlug er den gleichen Ton an und boxte ihr gegen die rechte Schulter. Sie lachte hämisch, drehte sich um und schlenderte in einem provozierend lässigen Gang aus dem Raum.
    Mike atmete mehrmals tief durch. Wenigstens war es ihm gelungen, sie von weiteren Angriffen abzuhalten, auch wenn sich ihm die Wirkungsweise seiner Worte nicht erschloss. Er glaubte nicht mehr daran, dass Paul zurückkehrte und ihm erklärte, ob Ciaras asoziale Aggressivität für ewig anhielt. Wo auch immer der Typ steckte, er ließ ihn eindeutig mit der Situation allein. Auf Dauer fühlte er sich für diese Art von Konfrontation nicht geschaffen. Babysitter zu spielen, war eine Sache, aber er wollte sich nicht von diesem verrückt gewordenen Vamp verstümmeln lassen. Er wühlte in seiner Jacke, die auf dem Bett lag, nach dem Sedativum. Er seufzte, zerkaute eine Tablette und blickte sich suchend nach dem Frettchen um. So bedächtig wie möglich, damit die Schmerzen nicht stärker aufbrandeten, bückte er sich und schaute unter das Bett, aber auch dort versteckte es sich nicht. Nachdem er sich schwerfällig aufgerichtet hatte, erspähte er die offen stehende Badezimmertür. Der Druck, den Mike plötzlich auf seiner Blase verspürte, duldete keinen weiteren Aufschub. Er humpelte ins Bad, schloss die Tür und knipste gleichzeitig das Licht an. Als er sich in den Raum hineindrehte, zuckte er erschrocken zusammen. Dann lächelte er matt. Das Frettchen saß im Bidet und erleichterte sich. Jetzt schaute es auf, sprang von dem Porzellan hinunter, setzte sich auf den Boden und schien auf Mike zu warten. Er spülte zunächst den Urin des kleinen Marders durch den Abfluss und wählte selbst die Toilette. Das Frettchen schaute interessiert zu.
    »Kennst du so was wie Diskretion? Dreh dich gefälligst weg.« Aber der Iltis machte keine Anstalten, Mikes Aufforderung zu folgen. Neugierig beobachtete es den Mann, wartete geduldig und folgte ihm mit einem bohrenden Blick, als Mike zum Waschbecken trat, wo er sich die Hände wusch.
    »Hör doch mal auf, mich so anzustarren!«
    Er wandte den Blick von dem Tier ab und zuckte beim Anblick seines eigenen Spiegelbildes leicht zusammen. Er schnaubte die eingeatmete Luft lautstark aus der Lunge, was einen beschlagenen Fleck auf dem Spiegel erzeugte.
    »Siehst du scheiße aus, Mann.«
    Mit der rot und lila unterlaufenen Verfärbung der zurückgehenden Schwellung in seinem Gesicht wirkte Mike wie ein übertrieben stark geschminkter Stuntman. Seine aufgeplatzte Lippe ähnelte einem rohen Stück Fleisch. Nach wie vor klebten Blutreste in seinem strähnig gewordenen Haar. Er schloss die Augen, zählte bis

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