Ciara
obwohl es schweißnass gewesen war, als sie Ciara gefunden hatten. Er bemerkte, wie er ihr darüber streichelte, spürte ihre Zungenspitze über seine Lippen gleiten und wie er langsam seinen Mund öffnete …
Aber sie gehörte nicht zu ihm, sondern zu Paul, wo immer der jetzt auch stecken mochte. Noch vor wenigen Tagen hätte er die Situation ohne schlechtes Gewissen ausgenutzt. Unter Schmerzen wand er sich aus ihrer Umklammerung. »Ciara – Ciara – hör auf damit!«
Widerwillig trennte sie sich von ihm. Ihre Lippen verformten sich zu einem Schmollmund. Leise presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Magst du mich nicht? Bin ich nicht schön genug für dich?« Sie drehte sich im Kreis herum, streckte die Arme auseinander, damit Mike ihre Figur bestaunen konnte. Abrupt blieb sie stehen, starrte ihn traurig an, zog ihren Pullover hoch und entblößte den flachen Bauch und ihre nackten Brüste. Mike hielt die Luft an.
Ciara gab den Saum des Pullis frei, bedeckte so ihre Blöße und sank auf den Boden. »Sind es meine Haare?«, jammerte sie. »Diese roten Hexenhaare, magst du sie nicht? Soll ich sie abschneiden?«
Sie schnellte blitzartig in die Höhe, sodass Mike ihr kaum mit den Augen zu folgen wusste, zog eine Schublade auf, griff hinein, holte eine Schere hervor und führte sie zu ihren Haaren.
»Nein!«, schrie Mike und eilte auf Ciara zu, riss ihr die Schere aus der Hand und schmetterte die gefährliche Waffe in eine Ecke.
»Warum liebst du mich dann nicht?« Ihre blau marmorierten Augen schwammen in kristallklarer Flüssigkeit und schauten ihn so mitleiderregend an, dass Mike ebenfalls Tränen aufstiegen. Er schluckte mehrfach, konnte aber nicht verhindern, dass sich Tränen aus den Augenwinkeln stahlen und sichtbar seine Wangen hinunterkullerten. Mit einer fahrigen Handbewegung wollte er sie wegwischen, aber Ciara hielt seine Hand fest. Sie legte ihren Kopf schief und beobachtete die letzte Träne, die sich gemächlich ihren Weg über seine Wange suchte und in dem schlecht gestutzten Kinnbart hängen blieb.
Ciara klatschte in die Hände, hopste wie ein Gummiball mehrmals in die Höhe und kicherte laut. »Fein! Fein!«, schrie sie. »Mach das noch mal!«
Abrupt stoppte Ciara vor Mike, fuhr mit dem Zeigefinger von seinem Augenwinkel über die Wange bis hinunter zum Bart. Eine Gänsehaut huschte über seinen Körper.
Ciara lachte hell und klar wie ein Kind, dann schaute sie ihn mit großen Augen an: »Machst du das noch mal für mich? Ja? Für Ciara? Bitte!« Sie dehnte das letzte Wort wie zähes Karamell und tänzelte vor ihm herum.
»Das ist nicht so leicht.«
Jetzt hielt sie inne. Ihre Miene versteinerte, starr und ernst richteten sich ihre Augen auf ihn, die Kieferknochen mahlten, als kaue sie Kaugummi. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, öffneten sich, ballten sich zu Fäusten, öffneten sich …
So, als habe sie eine neue Idee, verzog sich ihr Mund zu einem breiten Grinsen, sie schlang die Arme um Mikes Hals und forderte: »Küss mich noch mal!« Ihre Lippen erstickten seine Erwiderung. Schwindel bestürmte ihn, er schloss die Augen, der schnurrende Motor in seinem Bauch brachte seine Knie zum Erzittern. Ihr Atem roch und schmeckte nach Schlaf, doch ihre einzigartige, verführerische Süße überdeckte dies. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch schwere Gewichte lagen auf seinen Lidern. Er forderte sich selbst auf, Ciara wegzustoßen, aber sie klebte an ihm wie ein Magnet. Als sie sich blitzartig von ihm löste, fühlte Mike eine unangenehme Kühle, die sich nun anstelle von Ciaras warmem Körper an ihn drückte. Sie sollte zurückkommen. Er beobachtete ihr kindliches Tanzen und verliebte sich in ihr heiteres, unbeschwertes Lachen. Ciara sang: »Er liebt mich. Er liebt mich nicht. Er liebt mich. Er liebt mich nicht. –« Wobei sie jeweils den ersten Satz mit einem Lachen begleitete und beim zweiten zu weinen begann.
Verwirrt fuhr sich Mike mit einer Hand durch die Haare. Er blickte auf den bandagierten Arm und wusste, dass er dringend einen festen Gips benötigte. Für einen Augenaufschlag dachte er darüber nach, dass er noch vor einer Woche niemals länger als zwei Nächte mit einer Frau verbracht hatte. Und obwohl er jetzt selbst dringend Hilfe benötigte, fühlte er sich nicht in der Lage, dieses Haus und die Frau, die sich derzeit wie ein kleines Kind aufführte, zu verlassen. Während er Ciara dabei beobachtete, wie sie durch die Küche tanzte, über Abfall und
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