Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Holzstäben eingearbeitet waren.
»Stimmt! Aber – ups – die Katze fehlt. Wahrscheinlich war es ihr zu eng auf dem üppigen Weihnachtsbaum«, meinte sie ein wenig spöttisch. Dann drehte sie sich Moritz zu. »Genug herumgealbert! Wo ist er?«
Moritz stand wortlos da. Seine Mimik erinnerte an einen Koch, dem man soeben in die Suppe gespuckt hatte.
Cinderellas Fröhlichkeit wich. »Tja …, wie soll ich sagen? Wirklich hübsch dieser kleine … äh, wie soll ich sagen …«
»Jöölboom!«, erwiderte Moritz, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns. »Der traditionelle Weihnachtsbaum hier auf Sylt.«
»Ach so«, stotterte Cinderella verlegen. Am liebsten hätte sie Moritz jetzt umarmt und geküsst. Aber er wendete sich ab und ging zur Küche.
»Wer möchte einen alkoholfreien Friesenpunsch?«
»Au ja! Ich will«, jubelte Tommy und rannte hinterher.
»Cinderella?«, ertönte es aus dem Handy.
»Ich glaube, wir telefonieren später weiter. Nicht böse sein, Jule.«
»Okay! Ich habe ja auch noch zu tun, bevor der Weihnachtsmann reinschneit. O Mann, ich hoffe nur, er bringt die Antifaltencreme.«
Über Cinderellas Wangen huschte ein Grinsen. »Du hattest Antifaltencreme auf deiner Wunschliste?«
»Klar, Baby! Eine extra Familiendose für zerknitterte Dauersingles wie mich.«
»Du spinnst! Aber dafür liebe ich dich. Mach’s gut und lass die Finger vom Weihnachtsmann.«
»Der ist mir eh zu christlich«, witzelte Jule. »Und Cindy? Du hast es verdammt richtig gemacht.«
Cinderella schmunzelte. »Ich weiß nicht.«
»Doch! Hast du! Also greif dir deinen Moritz und deinen Sohn und mach das Beste aus Weihnachten.«
»Danke, Jule! Du hast recht.«
Nachdem es endlich gelungen war, Tommy aus dem Zimmer zu verbannen, verteilte Cinderella die Geschenke um den Jöölboom herum. Moritz stand an Tommys Tür Wache.»Übrigens ist das ein Pferd und kein Esel«, sagte er auf den Baum blickend.
»Es tut mir leid, ich wusste ja nicht«, versuchte sie sich von Schuld freizusprechen. »Ich kannte diese Art Baum eben nicht!«
Er lächelte. Das erste Mal seit ihrer Heimkehr. »Und ich hätte das wissen müssen! Und euch einen echten Tannenbaum besorgen sollen.«
»Ach was!« Sie winkte ab. »Der Baum ist doch perfekt. Und er nadelt nicht.«
»Stimmt!«
Es klopfte an der Tür. »Frau Preußer? Ich habe hier etwas aus Australien.«
Aus Australien?
»Ich hoffe, es ist kein Kamel«, flüsterte sie Moritz zu.
»Ich komme, Frau Schmiedel.«
»Lass mich vorher aufs Klo«, drängte Moritz. Sein Gesicht war blass geworden. Cinderella legte ihre Hand auf seine Stirn. »Du wirst doch wohl nicht krank?«
Er schüttelte den Kopf und verschwand im Bad.
»Kommen Sie doch herein.« Cinderella wies auf einen der Sessel. »Setzen Sie sich doch. Ein Gläschen Friesenpunsch?«
Die Rentnerin nickte und legte das Paket zu den anderen Geschenken. »Sehr gerne.«
»Wann ist das Päckchen denn gekommen?«
»Heute gegen elf Uhr. Ich vermute, Sie waren arbeiten.«
»Ja, bis vierzehn Uhr.« Cinderella stellte das Glas mit dem Punsch auf den Tisch. »Kandis ist schon drin.«
»Danke. Ist denn Ihr Freund nicht da?«
»Doch. Aber ihm geht’s nicht gut. Ich glaube, er nimmt ein Bad.«
»Mama!«, brüllte Tommy aus seinem Zimmer. »Ist das die Frau vom Weihnachtsmann?«
Santa Claus hat ’ne Frau?
»Nein, es ist Frau Schmiedel.«
»Kann ich raus?«
»Noch nicht!«
»Ach herrje! Vielleicht sollten Sie sich lieber um Ihren Freund kümmern.« Elsbeth Schmiedel erhob sich. »Nicht, dass er noch ertrinkt.«
»In der Badewanne?«, fragte Cinderella erschrocken.
»Ist alles schon passiert.«
»Aber Ihr Punsch.«
»O je! Den hätte ich fast vergessen.« Elsbeth Schmiedel nippte am Glas. »Wirklich vorzüglich. Vielleicht mögen Sie morgen alle drei zum Essen kommen? Es gibt Ente, Rotkraut und selbstgemachte Meerrettichklöße.«
»Ente? Hm, klingt gut.« Cinderella hämmerte gegen die Tür vom Bad. »Was hältst du von einem hausgemachten Festtagsbraten bei Frau Schmiedel?«
»Wann?«, fragte Moritz von drinnen.
»Morgen.«
»Das ist nett, aber ich wollte euch zwei morgen eigentlich an einen besonderen Ort entführen.«
Eine Überraschung? Wie schön!
Cinderella zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid.«
»Nicht so schlimm. Es klappt schon irgendwann«, sagte Elsbeth Schmiedel verständnisvoll und trat in den Flur hinaus. Sie drückte Cinderella einen zusammengefalteten Geldschein in die Hand. »Und das stecken Sie dem kleinen
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