Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
Vom Netzwerk:
hinauf zum Fenster.»Das ist das Rad, mit dem ich zum ersten Mal hier war. Das Leihfahrrad, erinnern Sie sich?«
    Elsbeth Schmiedel lächelte. »Ach je, da muss ich erstmal meine Brille holen.« Sie verschwand und tauchte mit einer Brille auf der Nase wieder auf. »Ich weiß nicht, kann mich nur vage erinnern. Aber es ist ein schönes Fahrrad. Und hier auf Sylt ein Muss.«
    »Da haben Sie recht, Frau Schmiedel.«
Nein! Frau Schmiedel fällt weg. Moritz? Joseph?
Cinderella hatte nicht die geringste Ahnung. Sie brachte das unverhoffte Geschenk in den Fahrradkeller und rannte die Treppen hinauf.
Ich muss Moritz anrufen!
Vielleicht steckte er hinter der Mustermann-Adresse. Hastig tippte sie sich durchs Menü, das sie mittlerweile schon wie ein Profi beherrschte. Sie klemmte das Handy zwischen Schulter und Hals und goss sich den letzten Frühstückskaffee ein.
    »Guten Morgen, meine sanftmütige Prinzessin.«
    Cinderella räusperte sich. »Welch Worte von einem Mann, der Operngesang und Gehirnfolter in einem Atemzug benennt.«
    »Na, nicht so zynisch an einem so schönen Morgen.«
    »Was macht ihn denn so besonders?«
    »Du! Du machst ihn zu etwas ganz Besonderem.« Moritz küsste laut in den Hörer hinein.
    »Weißt du noch – das Fahrrad, das ich mir immermal ausgeliehen habe«, begann Cinderella auf den eigentlichen Grund ihres Anrufes zu sprechen zu kommen.
    »Ja, na ja … nicht wirklich. Was ist damit?«
    »Es gehört jetzt mir.«
    »Du hast es gekauft? Gratuliere!«
    »Danke! Aber gekauft hat es wer anders.«
    »Ach ja? Ich hoffe nicht der Geist aus deiner Vergangenheit?«
    »Mike? Nein! Ganz bestimmt nicht!«
    »Gut! Wer dann?«
    »Sag du es mir!«
    »Ich?«
    »Ja!«
    »Sorry! Da muss ich wohl passen.«
    »Wann kommst du? Wir könnten Tommy gemeinsam vom Kindergarten abholen, wo ich doch jetzt ein Rad habe.«
    »Auch da muss ich passen. Ich hätte dich sowieso gleich angerufen. Stell dir vor, ich soll ein Probeprojekt erstellen, ein Bürogebäude in Kegelform kreieren, das den Anforderungen von Baubehörde und Umwelt entspricht.« Moritz atmete tief aus. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Dass du heute nicht kommst?« Cinderella seufzte enttäuscht.
    »Sei nicht traurig. Ich liebe dich! Nein, ich revidiere. Ich liebe euch! Küss den Zwerg von mir und sag ihm, dass es mir leid tut.«
    »Ja, tue ich. Und Moritz?«
    »Ja?«
    »Viel Glück!«
     
    Tommy rannte zur Hintertür des Kindergartens hinaus. »Und wann bekomme ich ein Fahrrad?«
    Cinderella verabschiedete sich von Hannelore Michelson und schlenderte hinterher.
    »Wann kaufst du mir eins?«, quengelte er weiter.
    »Ich habe das nicht gekauft. Das hat der Postmann gebracht.«
    »Dann will ich auch eins vom Postonkel«, entschied Tommy. »Genau so ein komischfarbenes, aber mit Stützrädern dran.«
    »Okay, ich sag’s dem Postmann.«
    »Da …« Tommy zeigte auf die Lenkstange. »Mein Krabbenpickser.«
    Cinderella musterte den Griff genauer.
Tatsächlich!
Entsetzt blickte sie ihn an. »Tommy, wie konntest du nur!« Versteckt und kaum sichtbar, ragte unterhalb des Schaumstoffgriffes ein kleines Holzstäbchen hervor.
    »Ist Moritz zu Hause?«
    »Moritz kann heute nicht. Er muss sich auf ein Probeprojekt vorbereiten.«
    »Menno! Ich will aber mit ihm Kriegsschiff spielen.«
    »Wir rufen ihn später an.«
    »Nee! Wir können doch auch mal zu ihm fahren.« Tommy schlug mit seiner Hand auf die Mittelstange des Rades. »Mit dem Fahrrad sind wir ganz schnell bei Moritz.«
    Weshalb eigentlich nicht?
Cinderella blickte zum Himmel. Das Wetter war nicht das schlechteste für einen Überraschungsbesuch in Kampen. Nur der Gedanke, Moritz zu stören oder ihn gar unnötig von seinem Projekt abzuhalten, ließ sie zweifeln. »Ich weiß nicht. In einer Stunde wird es eh dunkel. Vielleicht sollten wir lieber doch nur kurz anrufen.«
    »Och bitte, Mama!«
    »Ich kenne den Weg nicht, müsste auch erst Joseph fragen.«
    »Der Inselweg führt zu Moritz. Tante Schmiedel sagt, der führt überall hin«, meinte Tommy altklug.
    »Und wahrscheinlich auch nach Rom«, erklärte Cinderella.
    Tommy überlegte. »Ist das auch bei Kampen?«
    »Vergiss es! Wir fahren ein anderes Mal.«
    »Nee, heute!«
    »Stimmt! Und zwar genau bis vor unsere Haustür. Ichmuss noch die Kleider für Frau Wegerich fertig machen. Also rauf mit dir.«
    Tommy trat gegen das Fahrrad. »Für die olle Singdrossel hast du Zeit.«
    »Tommy!« Cinderella griff nach seinen Schultern. »So etwas will ich nie wieder hören!

Weitere Kostenlose Bücher