Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt
Piraten in die Sparbüchse.«
Cinderella wurde rot. »Aber, Frau Schmiedel …«
Die Hände der alten Dame umgriffen Cinderellas Hand. »Ich bitte Sie. Nehmen Sie es.« Dann drehte sie um und ging langsam die Stufen herab. Cinderella blickte ihr hinterher. Ihr tat es leid, nicht mehr Zeit für die nette Rentnerin zu haben.
Der Weihnachtsmann hatte zwei Funkgeräte, Wintersachen, Malstifte und einen sprechenden Soldaten gebracht. Enttäuscht über das fehlende Piratenschiff, widmete sich Tommy den Walkie Talkies von Major Schulze, der sogar passende Batterien mitgeschickt hatte. »O du Fröhliche« war damit gestorben! Moritz musste als Kontaktperson herhalten und ging völlig in seiner neuen Rolle als »grauer Wolf« auf.
»Chamäleon eins, bitte melden«, rief er ins Funkgerät.
Tommy hockte irgendwo versteckt unterm Tisch. »Hier Chamäleon eins. Was gibt’s, grauer Wolf?«
»Ein ungesicherter Lebkuchen.«
Tommy quietschte vor Freude, krabbelte unterm Tisch hervor und schnappte sich das weihnachtliche Gebäck. »Chamäleon eins an grauer Wolf. Zielobjekt eliminiert.«
Die eliminieren meine Lebkuchen?
Cinderella griff sich den Weihnachtsteller mit den Süßigkeiten und stellte ihn hoch oben auf einen der Schränke.
»O Menno«, fluchte Tommy. Und auch Moritz blickte sie an, als sei sie eine verbrecherische Spielverderberin.
»Nun guckt nicht so«, sagte Cinderella. »Schließlich muss das bis zum zweiten Feiertag reichen.«
Moritz grinste. »Sparmaßnahme des Finanzchefs! Da ist nix zu machen«, flüsterte er Tommy zu. »Aber …« Er klatschte in die Hände und stand auf. »… es ist sowieso Zeit fürs Bett. Auch Kriegshelden müssen schlafen.«
Tommy rannte voraus. »Ich will heute die Schneidergeschichte.«
»Das tapfere Schneiderlein«, verbesserte ihn Cinderella.
Moritz nahm das Buch aus dem Regal. »Na gut, dann ab in die Koje.«
Wie gewonnen, so zerronnen
Als Cinderella erwachte, lag Moritz noch immer auf den zwei zusammengeschobenen Sesseln neben dem Sofa. Sie streckte sich und gähnte. »Guten Morgen.« Moritz griff sich ins Genick und stöhnte auf. »Ich fühle mich völlig erschlagen. Mit was sind diese Sessel aufgepolstert?«
Cinderella piekte ihre Fingerspitze in seine Hüfte. »Gewiss nicht mit Steinen.«
»Lass das«, wehrte Moritz ab. »Sonst setze ich die dauerfröstelnde Prinzessin in eine Wanne mit kaltem Wasser.«
»O nein! Das wirst du nicht!« Cinderella zwickte ihn noch heftiger.
Moritz ergriff ihre Hände und zog sie zu sich herüber. »Gib mir sofort einen Kuss.«
»Versprich, dass du dich nicht in eine Kröte verwandelst.«
»Wieso Kröte?« Moritz lachte. »Ich bin ein verwunschener Kaffeekocher. Und wenn du mich küsst, werde ich sofort anspringen und dir einen leckeren Cappuccino bereiten.«
»Mit Sahne?«
»Finde es heraus.« Seine Hände glitten an ihrem Rücken entlang, während seine Zunge ihr Ohr umspielte. Cinderella genoss jede Berührung, spürte seinen Atem, der sich ihrem Mund näherte. Sie schloss ihre Augen, bereit sich vollkommen seinen Lippen hinzugeben.
Ja! Ich will!
»Grauer Wolf, bitte melden«, krächzte es durch das Funkgerät und ließ Moritz sofort erstarren. »Ist er schon wach?«,fragte er ungläubig. Dann kam Tommy aus seinem Zimmer gepoltert. Freudestrahlend stand er vorm Tisch und musterte die beiden. »Was macht ihr da?«
»Äh … äh …«, stammelte Moritz.
»Massage! Ich massiere Moritz, weil ihm der Nacken weh tut«, erklärte Cinderella ihre ungewöhnliche Sitzposition.
Tommy beäugte misstrauisch Moritz, der sich sofort mit der Hand ins Genick griff. »Steifer Halswirbel vom Schlafen«, erläuterte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Tut das dolle weh?«, fragte Tommy. Mitleidig betastete er den Hals von Moritz.
Cinderella, die sich der Befragung ihres Sohnes entzogen hatte, machte derweil Frühstück. Nur ab und zu blickte sie lächelnd ins Wohnzimmer.
Moritz schob den Teller beiseite und rieb über seinen Bauch. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns jetzt anziehen und die Dünen entlang spazieren.«
»Bei dem Wetter?«, rief Cinderella aus. Sie fröstelte schon bei dem Gedanken, einen Schritt vor die Tür zu machen.
Moritz lachte auf. »Zwei Grad über null, meine holde Prinzessin. Und schau, der wärmende Planet zeigt sich auch in Spendierlaune.«
Cinderella blickte zum Fenster. »Und was ist mit der Überraschung?«
»Ich will auch die Überraschung«, mischte sich Tommy ins Gespräch. Er hatte die Konfitüre
Weitere Kostenlose Bücher